Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank
Unterhosen und rannte schließlich schniefend mit dem vollen Wäschekorb direkt in den gemeinen Sascha hinein.
»Geh mir aus dem Weg, du fette Kuh!«, keifte er mich an.
Ich stolperte, verlor das Gleichgewicht und fiel. Dabei ließ ich den Wäschekorb los und die Wäsche verteilte sich auf der gesamten Treppe. Ich überschlug mich und schaffte es noch, kurz bevor ich unten ankam, mich aufzufangen. Nun bin ich zwar gut gepolstert, aber leider blieb mein Knie hängen. Ein starkes Reißen und Knacken verriet mir, noch bevor ich »Aua« sagen konnte, dass die Tage der Miniröcke ohne Strumpfhose vorbei waren. Na ja, das stand mir eh nicht.
Meine Freundin Ingrid fuhr mich zum Arzt, der mich sofort ins Krankenhaus überwies. Doch vorher wollte ich noch einmal zu meinem Vater, denn auch er sollte schon am nächsten Tag wieder in die Klinik. Papa und ich verabschiedeten uns. Und irgendwie war uns beiden klar, dass es für immer war. Ich wurde operiert und am Tag meiner Entlassung starb mein Vater an Krebs und nicht am Suff.
Was mich in dieser Zeit am Leben hielt, waren meine Arbeitskolleginnen, die inzwischen zu Freundinnen geworden waren. Ich trauerte um meinen Vater und beschloss, mein Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen.
Zuallererst musste ich raus aus dieser Wohnung und aus diesem Kaff. Ich hatte immer noch die Hoffnung, dass Sascha mit mir ziehen und wir endlich fernab von seinen Eltern und den Altlasten unser eigenes, vielleicht sogar normales Leben führen könnten. Den Mietvertrag unterschrieben wir beide.
Ich zog ein, doch Sascha drehte noch am selben Tag komplett durch und begann erneut, mich zu schlagen. Zum ersten Mal fürchtete ich ernsthaft um mein Leben. Und zum ersten Mal hatte ich den Mut, das zu tun, was ich längst hätte tun müssen. Ich konnte endlich sagen: »Da ist die Tür! Raus aus meinem Leben! Und zwar für immer!«
Danach rief ich meinen Vermieter an und ließ die Schlösser auswechseln. Mach’s gut, du Trottel!
Zitat meiner Mutter: »Sascha war schon als Kind ein Arschloch! Sei froh, dass du den endlich los bist!«
LUSTIG ABNEHMEN
Gewicht: 92 Kilo
Gefühlslage: Ich trinke, um meine Probleme zu ertränken!
Aber diese Arschlöcher können schwimmen.
Zum ersten Mal in meinem Leben wohnte ich allein. Ich liebte meine eigenen vier Wände, die mir sehr dabei halfen, in aller Ruhe und der nötigen Einsamkeit den Tod meines Vaters zu verarbeiten. In kleinen Babyschritten fasste ich neuen Lebensmut. Und allmählich nahm ich wieder teil am sozialen Leben. Im Zuge dessen beschloss ich, mein Problem erneut anzugehen. Ich wollte einfach nicht mehr leiden und mein Gewicht setzte mir nach wie vor zu – auch wenn es in den letzten Wochen zum ersten Mal nicht mein größtes Problem gewesen war. Ich war bereit und wollte wieder Kontakt mit Menschen haben. Ich wollte ausgehen, neue Bekanntschaften machen, normal und endlich normalgewichtig sein. Und das alles, ohne mich zu quälen. Also suchte ich nach einer Möglichkeit, mit »Spaß« abzunehmen. Dabei stieß ich auf die Atkins-Diät.
Die Überschrift eines Dossiers, »Schlemmen statt Maß halten«, klang sehr verlockend und für mich gerade richtig. Das Mantra: Kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Brot, Kartoffeln und Nudeln gelten als Dickmacher und dürfen deshalb nicht auf dem Speiseplan stehen. Speck, Wurst, Käse, Fisch, Sahne und Eier dagegen gibt es in unbegrenzter Menge. (Also auch Sahnepudding, richtig?) Dazu sollen Abnehmwillige viel trinken. Selbst Alkohol war erlaubt. Ach ja? Na dann: Prost!
Ganze zwei Wochen lang konnte ich diese Art der Geißelung ertragen – allerdings quasi im Dauerrausch. Ich entwickelte ein ernst zu nehmendes Alkoholproblem. Aus dem Glas Rotwein am Abend wurden erst zwei und dann drei. Und schon sehr bald konnte ich mir keinen Abend mehr ohne meine Flasche Rotwein vorstellen.
Diese Feststellung jagte mir einen riesigen Schrecken ein. Es war schlimm genug, dick und allein zu sein. Da musste man nicht auch noch Alkoholikerin werden. Denn vor dieser Gefahr war ich nicht gefeit. Schließlich waren mein Vater und meine Tante beide schwere Alkoholiker gewesen. Das Bild von Tante Helga, die sich in unserer Wohnung totgesoffenen hatte, hatte ich noch nicht vergessen. Das werde ich vermutlich auch nie. Der Schock saß tief und ich hatte seitdem Angst, dass mir meine Gene einen Streich spielen und ich ruck, zuck selbst in die »Teufelsfalle Alkohol« geraten könnte.
Als ich mich dann auch noch auf der
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