Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank
zu bleiben, und half meinem Chef noch tapfer, das Verlagsgebäude zu räumen. Als wir alles leer geräumt hatten und draußen vor der Tür standen, um das Gebäude zum letzten Mal abzuschließen, sah er mich an und gab mir den Schlüssel. Noch während ich ihn im Schloss umdrehte, schwor ich mir: Ich gründe meine eigene Zeitschrift.
Doch bis dahin war es noch ein langer Weg. Erst einmal stand ich erneut an einem Tiefpunkt. Ich hatte zwar den gemeinen Sascha überlebt und Rainer gewonnen, aber meinen Vater, meine Oma und den ersten Job verloren, den ich wirklich geliebt hatte.
Das Heilfasten hatte ich natürlich längst wieder abgebrochen und der Jo-Jo-Effekt war stärker gewesen als je zuvor. Inzwischen wog ich über neunzig Kilo. Der Fettfrust blieb. Rainer, Gott sei Dank, auch. Unsere Beziehung war mehr Freundschaft und vielleicht ein bisschen Liebe. Sie bot Geborgenheit, war aber leider frei von Leidenschaft. Das Ende war also auf lange Sicht abzusehen, aber in dieser Zeit taten wir uns gut. Nach meiner tragischen Jugendliebe und den zahlreichen Todesfällen war ich froh und dankbar, einen Mann an meiner Seite zu haben, der mich respektierte. Aber die große Liebe war es für uns beide nicht. Meine hatte ich schon hinter mir. Und dass einem die große Liebe zweimal begegnen kann, wusste ich damals noch nicht. Denn im Fernsehen hatte ich das noch nie gesehen.
Zu jener Zeit war ich fett und arbeitslos. Nach vier Wochen Jobsuche und viel Frustessen bekam ich endlich wieder eine Stelle als Grafikerin bei einer Zeitung. Meine direkten Kollegen aus der Redaktion waren genial, aber der Rest katastrophal, allen voran die Chefetage. Der Job war spitze, doch ich passte da nicht rein. Meine Ideen wurden als »alles schon da gewesen« abgeschmettert und meine Hartnäckigkeit, Themen neu zu beleuchten, als zu revolutionär bezeichnet.
Zum Glück hatte ich einen Verbündeten, meinen väterlichen Freund Gunther, der mich in meinem »Revoluzzertum« und bei meinen Abnehmversuchen so gut unterstützte, wie er konnte.
»Lasst mal die Stevi in Ruhe, die wird gerade wieder dünn!«, sagte er beispielsweise. Oder: »Nein, die Stevi kommt nicht mit in die Kantine. Die darf um zwölf Uhr ihren Riegel essen und der ist wirklich lecker!«
Gunther war und ist super. Wir teilten uns fast zehn Jahre lang einen Schreibtisch, bis ich endlich kündigte. Aber bis dahin war es noch ein langer, beschwerlicher und diätenreicher Weg.
Eines meiner damaligen Experimente war die Brigitte-Diät, die seit vielen Jahren von Experten gute Noten bekommt. Dabei handelt es sich um eine kalorienreduzierte Mischkost nach Tagesplänen und Rezepten. Leider hasse ich es, nach Rezepten zu kochen. Zumindest damals. Mal ehrlich, ich war knapp 24 Jahre alt, hatte nach all der »Hausmannskost« keine Ahnung von Lebensmittelzubereitung (was, Bohnen wachsen nicht in der Dose?) und meist schon alles verdrückt, bevor ich es waschen oder gar kochen konnte. Auspacken schaffte ich gerade noch.
Diäten dieser Art sind eben auch sehr zeitaufwendig, weil man ausgesuchte Lebensmittel einkaufen und selbst zubereiten muss. Da ist es mit einem Anruf nicht getan (Nummer 33, wie immer). Ich war nicht nur faul, sondern auch berufstätig und hielt keine Woche durch. Packung auf, Herd an, Pizza rein, fertig. Das war eben viel einfacher.
KOTZE MIT E RDBEEREN
Gewicht: 95 Kilo
Gefühlslage: Die Realität ist schlimmer als ein gemeines Kind.
Ein weiterer Versuch war ein sehr simpler Diätansatz: FDH – friss die Hälfte. Diese Methode hielt ich über mehrere Monate hinweg durch und begann sie auch immer mal wieder neu. Aber auf lange Sicht scheiterte ich auch damit. Vielleicht deshalb, weil ich nie ein Mathe-Ass war. Geteilt durch zwei lässt sich leicht verwechseln mit »mal zwei«. Auch »die Hälfte« ist diskussionswürdig. So aß ich manchmal tagelang nichts und dann wieder ein Zeit lang das Doppelte. Außerdem ist es in der Praxis auch schlecht umsetzbar.
»Guten Tag, ich hätte gern ’ne halbe Portion Pommes und einen halben Cheeseburger.«
Geht nicht. Ein halbes Hähnchen dagegen geht sehr gut.
Mein absoluter Rekord waren 14 Kilo in drei Monaten. Doch im Grunde gab es bei dieser Methode für meinen verwöhnten Körper viel zu wenig Kalorien und deshalb sicherte sich das Weltraumfett nach dieser Zeit einen sicheren Platz in der ersten Klasse: an meinem Hintern.
Um das wieder zu bekämpfen, probierte ich die BCM-Erfolgsdiät aus. Eigentlich müsste sie KME heißen
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