Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank
Medizinball!
»Ich habe heute leider kein Foto für dich.«
Heidi Klum
WEIGHT WATCHERS –
SCHNATTERN STATT FUTTERN
Gewicht: 89 Kilo
Gefühlslage: Alles wird gut!
Wann, steht noch nicht fest.
Ungefähr zwei Monate nachdem ich unfreiwillig meine halbe Bibliothek ins Gesicht bekommen hatte, erzählte mir meine übergewichtige Nachbarin, dass sie sich bei den Weight Watchers angemeldet hatte. Sie wollte an dem Tag zum ersten Mal hingehen und fragte, ob ich nicht Lust hätte mitzukommen.
Zu einem neuen Diätexperiment? Ich? Na klar! Ich war noch lange nicht bereit aufzugeben.
Das Weight-Watchers-System geht auf die Hausfrau Jean Nidetch zurück, die 1963 in New York vergeblich versuchte, allein abzunehmen. So kam sie auf die Idee, sich mit Freundinnen zu treffen, die sich gegenseitig motivieren sollten. 1970 veranstalteten Irmgard und Walter Mayer das erste deutsche Weight-Watchers-Treffen in ihrer Düsseldorfer Wohnung. Und im Jahr 2012 gab es bereits über dreihunderttausend Teilnehmer deutschlandweit. So viele Menschen konnten nicht irren, oder?
Ich meldete mich also an und stellte schnell fest, dass eines gilt, wenn Frauen zusammensitzen: schnattern statt futtern! Ich meldete mich sogar zwei Mal an, um mitzuschnattern, auch wenn ich die Tatsache, dass ich keine Hausfrau war, eher verschwieg, um nicht negativ aufzufallen.
Im Grunde ist Weight Watchers keine schlechte Idee, sogar ich als mathematisches Nulltalent konnte da mithalten. Denn es geht vor allem darum, Punkte zu zählen – und zwar lediglich bis zwanzig. Jedes Lebensmittel und auch der Kalorienbedarf werden in sogenannte »ProPoints« umgerechnet. Das bedeutet, man darf alles essen, muss aber fleißig mitzählen und darf die maximale Tagespunktzahl nicht überschreiten. Diese hängt von Geschlecht, Alter, Körpergröße und Gewicht ab. Die Unterlagen, Rezeptbücher und Points-Listen sind allerdings urheberrechtlich geschützt und stehen nur zahlenden Mitgliedern zur Verfügung.
Auch bei den Weight Watchers gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle notwendig. Das heißt, wöchentliches und öffentliches Gruppenwiegen ist angesagt – in meinem Fall inmitten von gelangweilten Hühnern in karierten Blusen. Das war der Teil, den ich am schrecklichsten fand. Man wiegt sich nacheinander und hat dabei immer das Gefühl, dass die Frau, die als Nächste an die Reihe kommt, mit einem Fuß mit auf der Waage steht. Und zwar nicht nur, um das angezeigte Gewicht zu verfälschen, sondern vor allem, um das Ergebnis abzulesen und es dann in der Runde weiterzutratschen.
Ich war drei Monate lang mit von der Hausfrauenpartie und ging fast jede Woche hin. Insgesamt verlor ich ungefähr fünf Kilo, gewann aber nicht gerade neue Freundinnen.
Alle Frauen, die bis zwanzig zählen können und sich als gruppendynamischen Typ bezeichnen würden, die sich unter Frauengesprächen nichts Schöneres vorstellen können, als gemeinsam Punkte zu zählen, sind bei Weight Watchers genau richtig. Ich gehörte leider – oder wie Jan fand: Gott sei Dank – nicht dazu.
WAS? PIZZA UND P ASTA
PASSEN NICHT ZUSAMMEN?
Gewicht: 92 Kilo
Gefühlslage: Einen McDreamy to go, bitte!
Seit ich selbstständig war, hatte ich leider noch weniger Zeit (okay, und immer noch keine Lust), mich gesund zu ernähren. In der Not frisst der Teufel Fliegen, sagt man zwar so, aber ich zog Pizza und Pasta jeglicher Art von Insekten immer vor. Daher ging ich mittags auch nicht mit einer Fliegenklatsche bewaffnet durch die Agentur, sondern lieber zu dem kleinen Italiener um die Ecke. Dem mit den rot-weiß karierten Stofftischdecken, dem leckeren, immer warmen Weißbrot – und, zugegeben, dem süßen Kellner Giovanni. Das Auge isst ja schließlich mit.
Aber mal ehrlich: Dieses Mittagsmenü für sechs Euro inklusive Salat, Getränk und Pizza oder Pasta war einfach unschlagbar lecker und günstig. Schließlich war ich nun eine erfolgreiche Karrierefrau und hatte wirklich keine Muße mehr, mir Öko-Schrippen zu machen und in Tupperware zu packen oder mittags zu Hause »fit« zu kochen. Nein, ich ging zum Italiener. La Dolce Vita war – was keiner weiß – eigentlich für mich erfunden worden.
Als ich dann auch noch diese reizende Praktikantin einstellte, die noch ihren Babyspeck mit sich herumtrug (ein wichtiges Einstellungskriterium in meiner Agentur, auch positive Diskriminierung genannt), weiteten wir gemeinsam unser Dolce-Vita-Paradies aus. Ob Asia-Imbiss, die Frittenschmiede, der Italiener oder –
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