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Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank

Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank

Titel: Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn
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»muss heute einfach mal sein« – McDonald’s, alles war besser und fühlte sich erwachsener an, als selbst Hand an den Herd zu legen. Noch dazu waren alle diese Schlemmer­paradiese zu Fuß von unserer kleinen Agentur zu erreichen.
    Und so passierte es, dass wir mittags des Öfteren bei einem Royal TS mit Pommes und Cola light (so viel Gewissen musste sein!), gefolgt von einem McFlurry (so viel Genuss musste auch sein) Projekte besprachen. Um es mit den Worten von Stephen King zu sagen, waren »die goldenen Titten Amerikas« schon bald unsere beliebteste Anlaufstelle. Obwohl: An lauf stelle ist nicht richtig. Meine Praktikantin fuhr uns natürlich. Zeit war auch Geld, oder?
    Die Süße hegte und pflegte ihren Babyspeck, wohingegen ihre Schwester so dürr war, dass sie sich mit Sicherheit im Handschuhfach hätte umziehen können. Natürlich schimpften wir regelmäßig und dabei mampfend auf dieses Klappergestell, aber ich war doch zu neugierig und zu neidisch, sodass ich mich schon bald nach ihrem »Geheimnis« erkundigte: »Sag mal: Wie macht sie das? Steckt sie sich den Finger in den Hals?«
    »Ich weiß nicht genau«, würgte meine Praktikantin zwischen Big Mac und Apfeltasche hervor. »Ich glaube, das nennt sich Trennkost.«
    Trennkost, aha! Das hatte ich schon mal gehört. Aber wie es genau funktionierte, erfuhr ich dann erst übers Internet. Natürlich recherchierte ich das nur im Rahmen eines Artikels, der allerdings nie in Druck ging.
    Ich las Verblüffendes: Trennkost sei ganz einfach. Denn bei dieser Art der Ernährung isst man Lebensmittel, die Eiweiß oder Kohlenhydrate enthalten, einfach nur getrennt. Das klang doch relativ unproblematisch. Nichts wie ran an den Speck! (Kohlenhydrat oder Eiweiß?)
    Nach ausgiebigem Studieren der im Web aufgespürten Listen von miteinander kombinierbaren Lebensmitteln stellte ich allerdings schnell fest, dass dieses Unterfangen rein gar nichts mit meinen »normalen« Bedürfnissen zu tun hatte. Kein Mensch isst Rotkohl mit Bratwürstchen ohne Kartoffeln. Oder einen Hotdog ohne Brot. Wie sollte das denn ablaufen: »Bitt’ schön, junge Frau, geben Sie mir nur das Würschtel auf die Hand!«?
    Dennoch, ich war bereit, meine Umwelt vor den Kopf zu stoßen. Wenn es sein musste, konnte ich auch den Royal TS ohne Brot essen. Besser so als anders herum. Doch schnell fand ich heraus: Trennkost schafft Feinde. Amerikas goldene Titten hin oder her, Cheese ohne Burger war nicht drin. Trennkost erwies sich für eine selbstständige Karrierefrau wie mich leider als nicht alltagskompatibel genug. (Aber ich fürchte, diese Diät muss erst noch erfunden werden.)
    Machen wir uns nichts vor: Bei Trennkost soll man auf alles, was eine schöne Mahlzeit abrundet, verzichten. So weit – oder so verzweifelt – war ich zu jenem Zeitpunkt noch nicht. Ich verfolgte dieses Experiment sehr halbherzig und nahm somit auch nicht ab. Vermutlich, weil ich einfach trotzdem immer zu viel aß, wenn auch getrennt. Zum Beispiel drei Hotdogs, aber dafür alle ohne Brot. Noch dazu habe ich das Prinzip bis heute nicht richtig verstanden: So galten rohe Möhren als neutrales Lebensmittel, aber gekocht wurden sie zu »bösen« Kohlenhydraten. Komisch. Möhren sind Möhren – mir auch bekannt als Nase eines Schneemanns. Und manchmal sind sie auch aus Marzipan, stimmt’s?
    Mein Mann Jan beobachtete mein Experiment mit der üblichen Skepsis aus der Ferne. Ihm war eigentlich nur wichtig, dass er morgens seine Brötchen geschmiert bekam (gern als Eiweiß-Kohlenhydrat-Kombi) und dass das Leben in halbwegs geregelten Bahnen verlief. War ja schon anstrengend genug mit mir. Denn ich liebte es, unter Zeitdruck zu arbeiten und kurz vor Druckschluss auch mal das komplette Konzept umzuwerfen.
    Jan hatte erstaunlicher- oder bewundernswerterweise nie ein Pro­blem mit meinem Gewicht. Nur mit mir, wenn ich, wie fast immer, ein Problem mit meinen »Special Effects« hatte. Er liebte mich, egal ob hundert oder 65 Kilo schwer, und konnte – Gott sei Dank – nie seine Hände von mir lassen. Das klingt nach einem romantischen Klischee, ist aber nichts als die Wahrheit.
    Trotz oder vielleicht gerade wegen dieser Einstellung meines Traummannes schämte ich mich immer wie blöd vor Jan. Er war so wunderbar und ich so furchtbar. Mein Gewicht schwankte damals zwischen 85 und neunzig Kilo. Das war – traurig, aber fett – mein »Normalgewicht«.
    Noch war ich nicht bereit aufzugeben. Denn ich wollte mich so gern auch im

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