Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
dritten Stock stattfand und bei dem Jobs die wesentlichen Merkmale des iPod festlegte. Zu Fadells Präsentation waren außer Jobs auch Rubinstein, Schiller, Ive, Robbin und der Marketingchef Stan Ng gekommen.
Fadell hatte Jobs ein Jahr zuvor auf einer Geburtstagsfeier bei Andy Hertzfeld getroffen und auch schon viel über ihn gehört – manches davon war ziemlich abenteuerlich. Aber da er Jobs nicht wirklich kannte, war er verständlicherweise etwas eingeschüchtert. »Als er das Konferenzzimmer betrat, setzte ich mich aufrecht hin und dachte: ›Aufgepasst, jetzt kommt Steve!‹ Ich war auf der Hut, weil ich gehört hatte, wie rücksichtslos er sein konnte.«
Das Meeting begann mit einer Analyse des potenziellen Markts und der Konkurrenzprodukte. Wie gewöhnlich war Jobs ungeduldig. »Länger als eine Minute sah er sich keine Folie an«, so Fadell. Als es um andere mögliche Musik-Player ging, winkte er ab. »Kümmern wir uns nicht um Sony«, sagte er. »Wir wissen, was zu tun ist, die haben keine Ahnung.« Danach sahen sie sich keine weiteren Folien mehr an, stattdessen bombardierte Jobs die Anwesenden mit Fragen. Fadell war dies eine Lehre: »Steve hat es lieber konkreter und unmittelbarer und spricht Sachen gern direkt mit einem durch. Er hat einmal zu mir gesagt, wer Folien braucht, weiß im Grunde nicht, wovon er redet.«
Jobs mochte es, etwas Handfestes präsentiert zu bekommen, Dinge, die er anfassen, ansehen und mit denen er spielen konnte. Also hatte Fadell drei verschiedene Modelle in das Konferenzzimmer mitgebracht, und weil Rubinstein ihm den Tipp gegeben hatte, sie nacheinander zu zeigen, sodass das Objekt seiner Wahl auch wirklich zum Star der Show wurde, war das entsprechende Modell unter einer Holzschale in der Tischmitte versteckt.
Fadell begann seine Vorführung damit, dass er die einzelnen Bauteile aus einer Schachtel holte und auf dem Tisch ausbreitete, die 1,8-Zoll-Festplatte, das LCD-Display, Platinen und Akkus, sämtlich mit Angaben zu Kosten und Gewicht beschriftet. Während er sie herumzeigte, sprachen sie darüber, dass Größe und Preis in den nächsten Jahren vermutlich immer mehr schrumpfen würden. Zur Verdeutlichung der Möglichkeiten ließen sich einige Teile wie Legosteine zusammensetzen.
Anschließend enthüllte Fadell nacheinander seine aus Styropor gebauten und im Inneren mit Angelblei beschwerten Modelle. Das erste Modell hatte einen Slot für eine Musik-Speicherkarte. Jobs verwarf es als zu kompliziert. Das zweite Modell hatte ein Dynamic Random Access Memory (DRAM), das zwar billig war, aber wenn der Akku leer war, gingen alle Musikdaten verloren. Auch das gefiel Jobs nicht. Schließlich steckte Fadell ein paar der Legosteine zusammen, um zu demonstrieren, wie ein Gerät mit 1,8-Zoll-Festplatte aussehen würde. Darauf sprang Jobs offenbar an. Also kam Fadell zum Höhepunkt der Vorführung: Er hob die Schale hoch und zauberte ein komplett zusammengebautes Modell dieser Variante hervor. »Ich hatte eigentlich gehofft, noch ein bisschen Lego spielen zu können, aber Steve entschied sich sofort für die Festplattenvariante, und zwar genau so, wie wir sie gebaut hatten«, erinnerte sich Fadell. Er war ziemlich perplex. »Ich kam ja von Philips, wo man vor solchen Entscheidungen ein Meeting nach dem anderen abhielt und sich viele PowerPoint-Präsentationen ansah, nach denen man wieder an seinen Arbeitsplatz zurückgeschickt wurde.«
Als Nächster war Phil Schiller an der Reihe. »Kann ich jetzt meine Idee vorstellen?«, fragte er. Er ging aus dem Zimmer und kam mit einer Handvoll von iPod-Modellen zurück, die auf der Vorderseite alle dasselbe Funktionsmerkmal hatten: das bald allseits hochgelobte Click Wheel. »Ich hatte mir überlegt, wie sich die Wiedergabelisten am besten durchblättern ließen«, erinnerte er sich. »Man kann ja unmöglich 100-mal auf einen Knopf drücken. Wäre es da nicht prima, wenn man dafür ein Rad hätte?« Drehte man das Rad mit dem Daumen, konnte man durch die Wiedergabelisten blättern. Je länger man drehte, desto schneller ging es, sodass man auch Hunderte Songs rasch durchhatte. »Das ist es!«, rief Jobs. Fadell und die Ingenieure sollten weiter daran arbeiten.
Sobald das Projekt angelaufen war, kümmerte sich Jobs praktisch um nichts anderes mehr. Seine Hauptforderung war: »Einfacher machen!« Er sah sich jede Benutzeroberfläche an und unterwarf sie einem strengen Test: Wenn er einen Song oder eine Funktionalität haben wollte, musste er
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