Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
praktisch, wenn man der CEO ist und sagen kann, wo es langgeht.«
Jobs erkannte außerdem, dass Apples integriertes System mit Computer, Software und Gadget noch einen weiteren Vorteil hatte: Die iPod-Verkäufe würden auch den Absatz des iMac ankurbeln. Und das wiederum bedeutete, dass er den 75-Millionen-Dollar-Werbeetat für den iMac auch für die iPod-Kampagne verwenden konnte – und somit für jeden ausgegebenen Dollar das Doppelte bekam. Im Grunde sogar das Dreifache, denn die Anzeigen würden der Marke Apple insgesamt neuen Glanz und mehr Jugendlichkeit verleihen – wie er sich erinnerte:
Ich hatte diese verrückte Idee, dass es dem Mac-Absatz ebenso zugutekam, wenn wir den iPod bewarben. Darüber hinaus würde der iPod Apple stärker in Richtung Innovation und Jugend positionieren. Deshalb schob ich 75 Werbemillionen auf den iPod-Etat, selbst wenn eigentlich nicht mal ein Hundertstel davon für diese Produktkategorie angemessen war. Doch das führte dazu, dass wir den Markt für Musik-Player praktisch allein beherrschten. Wir übertrafen die Werbebudgets aller anderen um den Faktor 100.
Die Fernsehspots zeigten die inzwischen zu Kult gewordenen Silhouetten zu einer Musik tanzend, die Jobs, Clow und Vincent ausgesucht hatten. »Bei unseren wöchentlichen Marketingmeetings freuten sich immer alle auf die Auswahl der Musik«, so Clow. »Wir spielten einen knackigen Song an, worauf Steve sagte: ›Der gefällt mir nicht‹ und James und ich ihn dazu überreden mussten.« Die Spots trugen maßgeblich zum Bekanntwerden neuer Bands bei, insbesondere der Black Eyed Peas. Der Spot mit »Hey Mama« ist der Klassiker der Silhouetten-Kampagne. Kurz bevor ein Spot in Produktion gehen sollte, überkamen Jobs regelmäßig Bedenken. Dann rief er Vincent an und wollte alles absagen. »Das ist einfach zu poppig« oder »Das klingt ein bisschen albern«, sagte er. »Blasen wir es ab.« James wurde nervös und versuchte ihn umzustimmen. »Glaub mir, das kommt super«, erwiderte er. Und jedes Mal lenkte Jobs ein, der Spot wurde gedreht, und alle, einschließlich Jobs selbst, fanden ihn großartig.
Am 23. Oktober 2001 stellte Jobs den iPod vor, und diese Produkteinführung sollte zu einer seiner berühmtesten werden. Die Einladung lockte mit »Ein Hinweis: Es ist kein Mac.« Als Jobs bei seiner Präsentation zur eigentlichen Produktvorstellung kam, machte er es nicht wie sonst und ging zu einem Tisch, um ein Samttuch wegzuziehen. Stattdessen sagte er: »Ich habe zufällig einen in meiner Hosentasche.« Er griff in seine Jeans und zog das schimmernde weiße Gerät heraus. »Dieses erstaunliche kleine Ding enthält 1000 Songs und passt trotzdem in meine Hosentasche.« Er steckte den iPod wieder zurück und ging dann unter tosendem Beifall von der Bühne.
Anfangs waren die Technikfreaks durchaus skeptisch, vor allem was den Preis von 399 Dollar betraf. Unter den Bloggern kursierte der Witz, iPod stünde für »idiots price our devices« (»bei uns setzen Idioten die Preise fest«). Doch die Kunden ließen den iPod rasch zum Verkaufsschlager werden, ja, mehr als das: Er wurde zum Inbegriff dessen, wofür Apple stand – Poesie gepaart mit erstklassigen Ingenieurleistungen, Kunst und Kreativität im Einklang mit Technik, ein gewagtes und zugleich schlichtes Design. Er war leicht zu bedienen, weil er Teil eines End-to-End-Systems war, vom Computer über FireWire bis zu Gadget, Software und Verwaltung der Daten. Wenn man einen iPod aus der Verpackung nahm, war er so strahlend schön, dass er alle anderen Musik-Player aussehen ließ, als wären sie von irgendwelchen Hobbybastlern entworfen und hergestellt worden.
Seit dem ersten Mac hatte keine Produktvision von einer ähnlichen Klarheit und Stringenz ein Unternehmen derart in die Zukunft befördert. »Falls sich irgendjemand fragen sollte, warum es Apple überhaupt gibt, dann würde ich das für einen guten Grund halten«, sagte Jobs damals zu Steven Levy von Newsweek. Selbst Wozniak, der integrierten Systemen gegenüber lange Zeit skeptisch war, fing an, seine Haltung zu überdenken. »Wow, irgendwie ist es logisch, dass ausgerechnet Apple diese Idee hatte«, bemerkte er begeistert, nachdem der iPod da war. »Letztlich ging es in der Geschichte von Apple immer darum, sowohl die Hardware als auch die Software zu machen, damit beides optimal zusammenarbeitet.«
An dem Tag, an dem Levy auf der Pressevorführung des iPod war, traf er zufällig Bill Gates beim Abendessen, und er
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