Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Titel: Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Isaacson
Vom Netzwerk:
undurchschaubaren Oberfläche. PC World ließ ihnen daher die zweifelhafte Ehre zukommen, sie auf den neunten Platz der Liste mit den »25 schlimmsten technischen Produkten aller Zeiten« zu setzen. Die Zeitschrift erklärte: »Die erstaunlich hirnverbrannten Features der beiden Dienste beweisen, dass die Plattenfirmen es immer noch nicht geschnallt haben.«
    Zu dieser Zeit hätte Jobs einfach die Entscheidung treffen können, die Raubkopierer gewähren zu lassen. Kostenlose Musik bedeutete einen höheren Absatz teurer iPods. Da er aber Musik und die Künstler, die sie schufen, wirklich mochte, hatte er etwas gegen den Diebstahl von kreativer Arbeit. So erzählte er mir später:
    Mir war vom ersten Tag an klar, dass Apple gut laufen würde, wenn wir geistiges Eigentum schaffen. Wenn die Leute unsere Software kopiert oder geklaut hätten, hätten wir schnell einpacken können. Es hätte keinen Anreiz für uns gegeben, neue Software und Produkte zu entwickeln, wenn sie nicht geschützt gewesen wären. Sobald der Schutz von geistigem Eigentum nicht mehr gewährleistet ist, verschwinden kreative Unternehmen oder werden gar nicht erst gegründet. Es gibt aber noch einen anderen, viel einfacheren Grund: Man darf nicht stehlen. Man schadet anderen damit. Und man schadet sich selbst.
    Er wusste jedenfalls, dass sich der Raubkopiererei am besten – oder überhaupt nur so – ein Riegel vorschieben ließ, wenn man eine Alternative bot, die attraktiver war als die hirnverbrannten Dienste, die die Musikunternehmen sich ausdachten. »Wir sind überzeugt, dass 80 Prozent der Leute, die Musik stehlen, das eigentlich nicht wollen. Sie haben nur einfach keine legale Alternative«, erklärte er Andy Langer vom Esquire. »Deshalb werden wir eine legale Alternative entwickeln. Davon profitieren alle. Die Musikunternehmen profitieren. Die Künstler profitieren. Apple profitiert. Und der User profitiert, weil er einen besseren Service bekommt und nicht zum Dieb werden muss.«
    Jobs machte sich also daran, einen »iTunes Store« zu kreieren und die fünf größten Musikunternehmen davon zu überzeugen, ihre Songs in digitaler Form dort zu verkaufen. »So viel Zeit habe ich noch nie damit verbracht, andere Leute von etwas zu überzeugen, das für sie selbst von Vorteil ist«, erinnerte er sich. Das Preismodell war den Major-Labels genauso suspekt wie das Auseinanderreißen der Alben, um die Songs einzeln verkaufen zu können. Jobs versuchte sie damit zu beruhigen, dass der neue Dienst sich nur an Macintosh-Nutzer richten und daher nicht mehr als fünf Prozent des Markts ausmachen würde. Sie könnten das Ganze also ohne größeres Risiko ausprobieren. »Wir nutzten unseren kleinen Marktanteil als Argument, indem wir erklärten, dass der Schaden ziemlich begrenzt wäre, wenn der Store floppt.«
    Jobs schlug vor, digitalisierte Songs für je 99 Cent zu verkaufen – ein echter Mitnahmeartikel also. Davon bekämen die Plattenfirmen 70 Cent. Jobs hielt sein Modell für attraktiver als das von der Musikindustrie bevorzugte monatliche Abonnement. Er glaubte (zu Recht), dass die Leute eine emotionale Bindung zu ihren Lieblingssongs hatten. Sie wollten »Sympathy for the Devil« und »Shelter from the Storm« besitzen und nicht nur ausleihen. »Wenn man die Wiederauferstehung als Abo angeboten hätte, wäre sie wahrscheinlich auch kein Erfolg geworden«, sagte er damals zu Jeff Goodell vom Rolling Stone.
    Nicht verhandelbar war für Jobs, dass im iTunes Store einzelne Musikstücke und nicht nur ganze Alben verkauft wurden. Das sollte sich als der strittigste Punkt in den Verhandlungen mit den Musikunternehmen erweisen, die gut an Platten verdienten, auf denen sich zwei, drei tolle Songs und sonst nur Füllmaterial befand. Der Kunde musste nämlich das ganze Album kaufen, um die gewünschten Songs zu bekommen. Einige Musiker wiederum hatten künstlerische Einwände gegen Jobs’ Plan, die Alben auseinanderzureißen: »Ein gutes Album hat einen gewissen Fluss«, sagte Trent Reznor von Nine Inch Nails. »Die Songs bauen aufeinander auf. So ist das jedenfalls bei mir.« Aber dieser Einwand war hinfällig. »Raubkopieren und die Downloads aus dem Internet hatten die Platte konzeptuell ohnehin schon kaputtgemacht«, erinnerte sich Jobs. »Gegen das Raubkopieren kam man nur an, wenn man die Songs einzeln verkaufte.«
    Kern des Problems war, dass Technikbegeisterte und Kunstbegeisterte meist wenig miteinander gemein hatten. Jobs mochte sowohl Technik als

Weitere Kostenlose Bücher