Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
vorlegte.
Nun ergab sich eine weitere Frage: Wenn der iPod kompatibel mit Windows-Rechnern wäre, sollte Apple dann auch eine Windows-Version seiner Musikverwaltungssoftware iTunes anbieten? Wie üblich vertrat Jobs die Meinung, dass Hardware und Software aus einer Hand stammen sollten. Das Nutzererlebnis hing davon ab, ob der iPod sozusagen im absoluten Gleichklang mit der iTunes-Software auf dem Computer arbeitete. Schiller war anderer Meinung: »Ich hielt das für eine Schnapsidee, weil wir keine Windows-Software machten. Aber Steve blieb dabei: ›Wenn wir es schon machen, dann richtig.‹«
Anfangs behauptete sich Schiller. Apple entschied, den iPod mithilfe der Software von MusicMatch, einer Fremdfirma, unter Windows laufen zu lassen. Aber wie um Jobs recht zu geben, war die Software eine ziemliche Katastrophe, und Apple machte sich daran, auf die Schnelle ein eigenes iTunes für Windows zu produzieren. Jobs erinnerte sich:
Damit der iPod unter dem PC lief, taten wir uns zuerst mit einer anderen Firma zusammen, die eine Jukebox hatte; für die haben wir die Hosen runtergelassen, damit sie kapieren, wie sie an den iPod andocken können, aber sie lieferten ein lausiges Ergebnis ab. Schlimmer konnte es nicht kommen, weil diese Firma das Nutzererlebnis zum großen Teil prägte. Wir mussten ungefähr sechs Monate mit dieser beschissenen Jukebox leben, bis wir iTunes für Windows fertig hatten. Letztlich will man nicht, dass jemand anderes das Nutzererlebnis kontrolliert. Manche mögen da anderer Meinung sein, aber ich bleibe dabei.
iTunes auf Windows zu portieren bedeutete, erneut bei den Plattenfirmen Klinken zu putzen und in Verhandlungen zu treten – sie hatten sich schließlich nur unter der Zusicherung, dass iTunes ausschließlich für die wenigen Macintosh-Nutzer zugänglich sein würde, auf den Deal eingelassen. Sony war besonders unwillig. Für Andy Lack war es ein weiteres Beispiel dafür, wie Jobs nach Vertragsschluss kurzerhand die Bedingungen änderte.
Womit er recht hatte. Allerdings waren die anderen Labels höchst zufrieden damit, wie sich das Geschäft mit dem iTunes Store entwickelte, und Sony war gezwungen zu kapitulieren.
Jobs gab bekannt, dass er iTunes für Windows auf einer Präsentation in San Francisco im Oktober 2003 vorstellen würde. »Hier ist ein Feature, von dem niemand gedacht hätte, dass wir es in unseren Katalog aufnehmen«, sagte er und deutete auf den riesigen Bildschirm hinter ihm. »Das Unmögliche ist möglich geworden«, stand dort. Dann folgten iChat-Auftritte und Videos von Mick Jagger, Dr. Dre und Bono. »Für Musiker und die Musik insgesamt ist es eine coole Sache«, sagte Bono über den iPod und iTunes. »Deshalb bin ich auch hier und küsse denen die Füße. Jedem küsse ich nämlich nicht die Füße.«
Jobs hatte noch nie zur Bescheidenheit geneigt. Unter tosendem Beifall erklärte er: »iTunes für Windows ist wahrscheinlich das beste Windows-App, das jemals geschrieben wurde.«
Microsoft zeigte sich nicht dankbar. »Sie fahren die gleiche Schiene wie schon im Heimcomputerbereich und wollen sowohl die Hardware als auch die Software kontrollieren«, sagte Bill Gates der Business Week. »Wir haben das immer ein bisschen anders gehandhabt als Apple und den Leuten Wahlmöglichkeiten gelassen.« Erst drei Jahre später, im November 2006, konnte Microsoft endlich eine Antwort auf den iPod präsentieren. Das Gerät hieß Zune und sah aus wie ein iPod, nur klobiger. Zwei Jahre danach hatte es erst einen Marktanteil von knapp fünf Prozent erreicht. Jahre später äußerte sich Jobs ziemlich böse über den Grund für das langweilige Design und die schlechten Verkaufszahlen des Zune:
Je älter ich werde, desto klarer wird mir, wie wichtig Motivation ist. Der Zune war beschissen, weil die Leute bei Microsoft nicht besonders viel für Musik oder Kunst übrig haben, anders als wir. Wir haben uns durchgesetzt, weil wir Musik lieben. Wir haben den iPod für uns gemacht, und wenn man etwas für sich macht oder für den besten Freund oder die Familie, dann produziert man keinen Schrott. Wenn man nicht wirklich mit dem Herzen dabei ist, gibt man sich schneller zufrieden, hängt nicht noch ein Wochenende für die Arbeit dran und akzeptiert das Erreichte einfach.
Mr. Tambourine Man
Andy Lacks erste Jahresversammlung bei Sony fand im April 2003 statt, und zwar in derselben Woche, in der Apple mit dem iTunes Store herauskam. Vier Monate zuvor war er zum Chef von Sony Music
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