Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
des FairPlay-Formats für Harmony bemüht, die ihm Jobs aber verweigerte, und so baute Glaser es einfach nach und setzte es bei den von Harmony vertriebenen Musikstücken ein. Glasers Idee war, dass sich die Stücke, die Harmony verkaufte, auf allen Geräten abspielen ließen, sei es ein iPod, sei es ein Zune oder ein Rio, und er startete eine Werbekampagne mit dem Slogan »Wahlfreiheit«. Jobs geriet außer sich und gab eine Presseerklärung heraus mit dem Wortlaut, Apple sei »schockiert, dass RealNetworks Taktiken und Moral eines Hackers übernommen hat, als es den iPod knackte«. RealNetworks reagierte mit einer Internetpetition darauf: »Hey Apple! Hack nicht auf meinem iPod rum.« Für die nächsten Monate verhielt sich Jobs still, dann veröffentlichte Apple im Oktober eine neue Version der iPod-Software, unter der Musikstücke, die über Harmony gekauft wurden, nicht mehr liefen. »Steve ist sehr eigen«, sagte Glaser. »Das merkt man, wenn man Geschäfte mit ihm macht.«
Zwischenzeitlich kamen Jobs und sein Team – Rubinstein, Fadell, Robbin, Ive – mit neuen iPod-Versionen heraus, die bei den Kunden auf Begeisterung stießen und Apples Marktführerschaft weiter ausbauten. Der iPod mini vom Januar 2004 war die erste bedeutende Neuerung. Er war wesentlich kleiner als der Original-iPod – nicht größer als eine Visitenkarte – und besaß eine geringere Speicherkapazität, kostete aber ungefähr dasselbe. Zwischenzeitlich hatte Jobs das Projekt fallen lassen wollen, weil er keinen Grund dafür sah, warum jemand dasselbe für weniger zahlen sollte. »Da er keinen Sport macht, konnte er nicht nachvollziehen, wie toll so ein Ding beim Joggen oder im Fitnessstudio wäre«, meinte Fadell. Letztlich war es der Mini, der dem iPod zur Marktführerschaft verhalf, indem er die Konkurrenz der Player mit Flash-Speicher ausschaltete. Eineinhalb Jahre nach seiner Einführung war Apples Anteil auf dem Markt für tragbare Audiogeräte von 31 Prozent auf 74 Prozent hochgeschossen.
Der im Januar 2005 vorgestellte iPod shuffle war noch revolutionärer. Jobs hatte festgestellt, dass sich die Shuffle-Funktion des iPod, mit dem die gespeicherten Musikstücke in zufälliger Reihenfolge abgespielt werden konnten, großer Beliebtheit erfreute. Die Leute ließen sich gern überraschen und waren zu faul, ständig ihre Wiedergabelisten durchzusehen und neu zu ordnen. Einige entwickelten eine regelrechte Obsession, herauszufinden, ob die Songs tatsächlich nach dem Zufallsprinzip abgespielt wurden, und wenn ja, warum ihr iPod dann zum Beispiel ständig die Neville Brothers spielte.
Diese Funktion war die Grundidee für den iPod shuffle. Rubinstein und Fadell tüftelten an einem möglichst kleinen und preisgünstigen Flashplayer herum und machten unter anderem den Bildschirm immer noch kleiner. Bis Jobs mit einem Vorschlag ankam, der auf den ersten Blick völlig verrückt wirkte: Lasst den Bildschirm einfach ganz weg. »Wie bitte?«, rief Fadell. »Lasst ihn einfach weg«, wiederholte Jobs. Fadell fragte ihn, wie die Nutzer dann zwischen den Songs navigieren sollten. Jobs erklärte ihm, dass sie das überhaupt nicht bräuchten. Die Stücke würden in zufälliger Reihenfolge gespielt. Schließlich befanden sich ja nur solche auf dem Gerät, die man selbst ausgesucht hatte. Man bräuchte nur einen Knopf, um einen Song zu überspringen, wenn man gerade keine Lust hatte, ihn zu hören. »Es lebe der Zufall!«, lautete der Slogan dazu.
Während die Konkurrenz ins Straucheln kam und Apple immer neue Produkte entwickelte, gewann der Musiksektor für Apple zunehmend an Bedeutung. Im Januar 2007 machten die Einnahmen durch den iPod die Hälfte des Gesamtumsatzes aus, und das Gerät verlieh der Marke neuen Glanz. Ein noch größerer Erfolg war der iTunes Store. Nachdem bereits in den ersten sechs Tagen nach Eröffnung des Store im April 2003 eine Million Musikstücke verkauft worden waren, belief sich der Verkauf im ersten Jahr insgesamt auf 70 Millionen Stücke. Im Februar 2006 ging das milliardste Stück über den Online-Ladentisch, als Alex Ostrovsky aus West Bloomfield, Michigan, »Speed of Sound« von Coldplay erwarb. Jobs gratulierte dem 16-Jährigen persönlich am Telefon und schenkte ihm zehn iPods, einen iMac und einen Musikgutschein im Wert von 10 000 Dollar. Das zehnmilliardste Stück wurde im Februar 2010 von Louie Sulcer, 71, aus Woodstock, Georgia, erworben, als er »Guess Things Happen That Way« von Johnny Cash
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