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Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Titel: Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Isaacson
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hielten.
    Außerdem erhielt er eine Schmerztherapie, meistens in Form von Analgetika auf Morphiumbasis. Eines Tages im Februar 2008, als Kathryn Smith, eine gute Freundin Laurenes, ihn in Palo Alto besuchte, ging sie mit Jobs gemeinsam spazieren. »Er erzählte mir, dass er sich auf den Schmerz konzentriert und in ihn hineingeht, wenn er sich wirklich schlecht fühlt, sodass der Schmerz sich auflöst«, erinnerte sie sich. Das stimmte allerdings nicht ganz. Wenn Jobs Schmerzen hatte, ließ er es alle Menschen in seiner Umgebung deutlich spüren.
    Ein weiteres Gesundheitsproblem wurde immer dringender, eines, auf das sich die Ärzte nicht so sehr konzentrierten wie auf den Krebs oder die Schmerzen: Jobs litt unter Essstörungen und Gewichtsverlust. Das lag teilweise am Verlust eines Großteils seiner Bauchspeicheldrüse, aus der die Enzyme stammen, mit denen Proteine und andere Nährstoffe verdaut werden, und am Appetitverlust durch das Morphium, teilweise aber auch an einer psychologischen Komponente, die die Ärzte kaum erkannten, geschweige denn behandeln konnten. Schon seit seiner Teenagerzeit pflegte Jobs nämlich eine merkwürdige Leidenschaft für extrem asketische Ernährungsweisen.
    Seine seltsamen Essgewohnheiten behielt er auch bei, als er verheiratet war und Kinder hatte. Manchmal aß er wochenlang hintereinander immer das Gleiche – Karottensalat mit Zitronen oder auch bloß Äpfel –, um sich dann plötzlich wieder davon abzuwenden. Er verordnete sich Fastenperioden, wie er es schon als Teenager getan hatte, und fing an, die Vorteile seiner jeweiligen Ernährungsweise seiner Umgebung zu predigen. Laurene war Veganerin, als sie ihn heiratete, aber nach Jobs’ Operation fing sie an, die Mahlzeiten der Familie mit Fisch und anderen Eiweißträgern anzureichern. Ihr gemeinsamer Sohn Reed, vorher Vegetarier, wurde zu einem »überzeugten Allesesser«. Sie wussten beide, wie wichtig es für Jobs jetzt war, möglichst proteinreiche Nahrung zu sich zu nehmen.
    Die Familie stellte einen freundlichen und vielseitigen Koch namens Bryar Brown ein, der früher für Alice Waters im Chez Panisse gearbeitet hatte. Er kam immer nachmittags und bereitete eine umfangreiche Palette von Gerichten zum Abendessen vor, wobei er Kräuter und Gemüse aus Laurenes Garten verarbeitete. Sowie Jobs eine besondere Vorliebe äußerte – für Karottensalat, Pasta mit Basilikum oder Zitronengrassuppe –, fand Brown zuverlässig und geduldig einen Weg, sie zu befriedigen. Jobs war schon immer ein sehr wählerischer Esser gewesen und fand jedes Nahrungsmittel sofort entweder fantastisch oder widerlich. Er probierte zwei Avocados, die den meisten Sterblichen völlig identisch vorgekommen wären, und erklärte eine für die beste Avocado aller Zeiten und die andere für ungenießbar.
    Anfang 2008 verschlimmerten sich seine Essstörungen. An manchen Abenden starrte er nur zu Boden und ignorierte die auf dem langen Küchentisch aufgefahrenen Delikatessen. Während des Essens stand er abrupt auf und ging schweigend hinaus, was für seine Familie eine große Belastung war. Sie musste zusehen, wie er im Frühling 2008 20 Kilo abnahm.
    Sein Gesundheitszustand wurde im März 2008 abermals öffentlich diskutiert, als in Fortune ein Artikel mit dem Titel »Das Problem mit Steve Jobs« erschien. Darin wurde enthüllt, dass er seinen Krebs neun Monate lang lediglich mit Spezialdiäten zu bekämpfen versucht hatte und in die Affäre um das Zurückdatieren von Apple-Optionen verwickelt war. Während Fortune an der Story arbeitete, lud Jobs Andy Serwer, den Chefredakteur der Zeitschrift, zu sich nach Cupertino ein – was heißen soll, dass er ihn praktisch vorlud –, um ihn dazu zu bringen, den Artikel zu streichen. »Sie haben also herausgefunden, dass ich ein Arschloch bin. Und – ist das vielleicht etwas Neues?«, fuhr er den Journalisten an. Mit demselben ziemlich hanebüchenen Argument rief er später über Satellitentelefon aus Kona Village, Hawaii, John Huey an, Serwers Chef bei Time Inc. Er bot an, eine Kommission aus anderen CEOs zusammenzustellen und mit diesen darüber zu diskutieren, inwieweit es ethisch ist, Krankheiten öffentlich zu machen, aber nur, wenn Fortune auf den Artikel verzichtete. Die Zeitschrift ging nicht darauf ein.
    Als Jobs im Juni 2008 das iPhone 3G vorstellte, überschattete seine erschreckende Magerkeit die Produktpräsentation. Tom Junod beschrieb ihn im Esquire als »verfallene Gestalt«, »hager wie ein Pirat

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