Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
herstellte, jedoch in Konkurs ging. Jobs war trotzdem angetan von der Idee, eine eigene Firma zu gründen. »Ron war ein erstaunlicher Bursche«, sagte Jobs. »Er gründete eine Firma nach der anderen. Noch nie hatte ich jemanden wie ihn kennengelernt.« Er schlug Wayne vor, zusammen eine Firma zu gründen. Er sagte, er könne einen Kredit von 50000 Dollar aufnehmen, und sie könnten einen Automaten entwerfen und vermarkten. Doch Wayne hatte bereits sein Lehrgeld gezahlt und lehnte ab. »Ich erklärte ihm, dass er auf diese Weise am schnellsten 50000 Dollar loswerden könne«, erinnerte sich Wayne, »aber ich bewunderte seinen Elan.«
An einem Wochenende besuchte Jobs Wayne in dessen Wohnung. Wie so oft diskutierten sie über Philosophie, als Wayne meinte, er müsse Jobs etwas sagen. »Ich glaube, ich weiß, worum es geht«, erwiderte Jobs. »Ich glaube, du liebst Männer.« Wayne bejahte. »Dies war meine erste Begegnung mit einem Schwulen«, erinnerte sich Jobs. »Er rückte die Sache für mich ins richtige Licht.« Jobs fühlte ihm auf den Zahn: »Was empfindest du beim Anblick einer schönen Frau?« Wayne erwiderte: »Es ist vergleichbar mit dem Anblick eines schönen Pferdes. Du kannst es bewundern, aber du willst nicht mit ihm schlafen. Du nimmst die Schönheit als das, was sie ist.« Wayne sagte, dass es für Jobs spricht, dass er das Gefühl hatte, ihn einweihen zu müssen. »Niemand bei Atari wusste es, und ich habe es bis heute höchstens 20 Leuten verraten«, erklärte Wayne. »Aber ich glaube, es hat sich einfach richtig angefühlt, es ihm zu sagen. Er würde es verstehen und es hatte keinerlei Auswirkung auf unsere Beziehung.«
Indien
Ein Grund, weshalb Jobs darauf erpicht war, Anfang 1974 Geld zu verdienen, war folgender: Robert Friedland, der im Sommer des Vorjahres nach Indien gereist war, drängte ihn, seine eigene spirituelle Reise dorthin zu unternehmen. Friedland hatte in Indien bei Neem Karoli Baba (Maharajji) studiert; Jobs entschied, er müsse es ihm gleichtun, und überredete Daniel Kottke, ihn zu begleiten. Jobs wurde nicht nur von Abenteuerlust getrieben. »Für mich war es eine ernsthafte Suche«, sagte er. »Ich war beseelt von der Vorstellung der Erleuchtung und wollte herausfinden, wer ich war und wie ich mich in den Lauf der Dinge einfügte.« Kottke fügte hinzu, dass Jobs ’ Suche zum Teil daher zu rühren schien, dass er seine leiblichen Eltern nicht kannte. »In ihm war eine Lücke, und er versuchte, sie zu füllen.«
Als Jobs den Kollegen bei Atari erklärte, er werde sich auf den Weg zu einem Guru in Indien machen, amüsierte sich der joviale Alcorn. »Er kommt rein, blickt mich an und erklärt: ›Ich bin auf dem Weg zu meinem Guru‹, und ich erwidere: ›Ohne Scheiß, das ist super. Schreib mir.‹ Und er sagt, ich solle ihm bei den Kosten helfen, und ich erwidere: ›Bullshit!‹« Dann hatte Alcorn eine Idee. Atari stellte Bausätze für Personal Computer her und lieferte sie nach München, wo sie in fertige Rechner eingebaut und sodann von einem Großhändler in Turin vertrieben wurden. Doch es gab ein Problem. Da die Spiele für die amerikanische Bildfrequenz mit einer Anzahl von 60 Bildern pro Sekunde konzipiert wurden, gab es in Europa, wo die Anzahl der Bilder 50 pro Sekunde betrug, frustrierende Interferenzen. Alcorn tüftelte mit Jobs eine Lösung aus und bot ihm dann an, die Europareise zu zahlen, damit er diese Lösung umsetzen könne. »Es kommt billiger, von dort aus nach Indien zu reisen«, sagte er. Jobs war einverstanden. So schickte Alcorn ihn mit der Aufforderung auf den Weg: »Grüß deinen Guru von mir.«
Jobs verbrachte ein paar Tage in München, wo er das Problem löste. Dabei verblüffte er die deutschen Manager in ihren dunklen Anzügen. Sie beklagten sich bei Alcorn, dass sich Jobs wie ein Penner kleide, stinke und sich ungehörig benehme. »Ich fragte: ›Hat er das Problem gelöst?‹ Und sie erwiderten: ›Ja.‹ Ich erklärte ihnen: ›Wenn noch weitere Probleme auftauchen, rufen Sie mich einfach an, ich habe noch mehr Jungs wie ihn.‹ Sie erwiderten: ›Nein, nächstes Mal kümmern wir uns selbst darum.‹« Jobs hingegen war verärgert, dass die Deutschen ihn unaufhörlich mit Fleisch und Kartoffeln zu füttern versuchten. »Sie haben nicht mal ein Wort für jemanden, der kein Fleisch isst«, beklagte er sich bei einem Telefonat mit Alcorn.
Es ging ihm besser, als er mit dem Zug nach Turin fuhr, wo ihm die italienische Pasta und die
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