Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
Gefechten. Beim »Townhall-Meeting«, bei dem er auf Google losging, griff er auch Flash an, Adobes Multimediaplattform für Internetseiten, und bezeichnete sie als »fehlerträchtigen« und von »denkfaulen« Leuten produzierten Batterieschlucker. Auf iPod und iPhone, so Jobs, würde Flash niemals laufen. »Flash ist eine Art technologisches Spaghetti-Nest mit miserabler Leistung und wirklich schlimmen Sicherheitsproblemen«, sagte er mir später in jener Woche.
Er untersagte sogar Apps, die mithilfe eines von Adobe entwickelten Compilers erstellt wurden, der den Flash-Code so übersetzte, dass er mit Apples iOS kompatibel war. Jobs verschmähte den Einsatz von Compilern, mit denen Entwickler ihre Produkte nur einmal schreiben und dann in mehrere Betriebssysteme portieren konnten. »Wenn man erlaubt, dass Flash plattformübergreifend portiert wird, dann heißt das, dass alles auf den kleinsten gemeinsamen Nenner heruntergeschraubt wird«, sagte er. »Wir verwenden eine Menge Mühe darauf, unsere Plattform zu optimieren, und der Entwickler wird nicht belohnt, wenn Adobe nur mit Funktionen arbeitet, die jede Plattform vorweisen kann. Wir haben die Entwickler daher gebeten, unsere besseren Funktionen zu nutzen, damit ihre Apps auf unserer Plattform besser funktionieren als auf irgendwelchen anderen.« In diesem Punkt hatte er recht. Hätte man keinen Unterschied mehr zu den Plattformen von Apple erkennen können – und sie zu einem Allerweltsprodukt wie die Rechner von HP und Dell gemacht –, dann hätte das den Untergang des Unternehmens bedeutet.
Es gab außerdem noch einen eher persönlichen Beweggrund. Apple hatte 1985 in Adobe investiert, und beide Unternehmen hatten zusammen die Revolution des Desktop Publishing in Gang gesetzt. »Ich habe mitgeholfen, dass Adobe überhaupt bekannt wurde«, so Jobs. 1999, nachdem er zu Apple zurückgekehrt war, hatte er Adobe gebeten, die Software für die Videobearbeitung sowie andere Produkte für den iMac und dessen neues Betriebssystem zu entwickeln, aber Adobe hatte abgelehnt. Sie konzentrierten sich darauf, ihre Produkte für Windows herzustellen. Kurz darauf zog sich der Gründer des Unternehmens, John Warnock, zurück. »Adobe verlor mit dem Weggang von Warnock seine Seele«, sagte Jobs. »Er war der Erfinder, die Person, zu der ich eine Beziehung hatte. Danach gab es nur noch einen Haufen Anzugträger, und das Unternehmen produzierte nur noch Schrott.«
Als begeisterte Anhänger von Adobe und verschiedene Flash-Fans Jobs in der Bloggerszene als zu kontrollbesessen attackierten, entschloss er sich, einen offenen Brief zu schreiben und ins Netz zu stellen. Bill Campbell, sein Freund und Mitglied des Board, ging das Schreiben mit ihm in seinem Haus durch. »Klingt das, als ob ich Adobe nur eins auswischen möchte?«, fragte er Campbell. »Nein, das sind Tatsachen, gib es so raus«, erwiderte sein Berater. Der größte Teil des Schreibens befasste sich mit den technischen Nachteilen von Flash. Trotz Campbells Beratung konnte Jobs jedoch nicht widerstehen, sich am Ende über die problematische Geschichte zwischen den beiden Unternehmen auszulassen. »Adobe war das letzte der drei großen Entwicklungsunternehmen, von dem Mac OS X vollständig übernommen wurde«, bemerkte er.
Im weiteren Verlauf des Jahres hob Apple einige seiner Einschränkungen in Bezug auf plattformübergreifende Compiler auf, und Adobe konnte mit einem Autoren-Tool auf Basis von Flash, das die Schlüsselfunktionen von Apples iOS nutzte, auf den Markt gehen. Es war ein erbitterter Krieg, aber einer, in dem Jobs über die besseren Argumente verfügte. Am Ende brachte er Adobe und andere Compiler-Entwickler dazu, die Schnittstelle von iPhone und iPad und deren Sonderfunktionen besser zu nutzen.
Jobs hatte es ziemlich schwer, die Kontroversen über Apples Anliegen, eine strikte Kontrolle darüber zu behalten, welche Apps auf iPhone und iPad heruntergeladen werden durften, zu steuern. Es leuchtete ein, sich gegen Apps zu verwahren, die Viren enthielten oder die Privatsphäre der Nutzer verletzten. Dass Apps verhindert werden sollten, mit denen Nutzer auf andere Internetseiten weitergeleitet wurden, auf denen sie Abonnements kaufen konnten, statt dies über den iTunes Store zu tun, hatte einen geschäftlichen Hintergrund. Jobs und sein Team gingen aber noch weiter. Sie legten fest, dass alle Apps auf den Index gesetzt wurden, die Leute diffamierten, politisch brisant sein konnten oder von der Apple-Zensur
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