Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
eine Internetkampagne unter dem Motto »Ja, Steve, ich will Porno«. Die Internetseite erklärte: »Wir sind schmutzige, sexbesessene Bösewichter, die 24 Stunden am Tag Zugang zu Schweinkram haben müssen. Entweder das, oder wir freuen uns einfach über die Idee einer nicht zensierten, offenen Gesellschaft, in der kein Techno-Diktator entscheidet, was wir sehen dürfen und was nicht.«
Jobs und Apple lagen zu dieser Zeit mit Gizmod o im Streit, einer an Valleywag angeschlossenen Internetseite, der eine Testversion des noch nicht im Handel befindlichen iPhone 4 in die Hände gefallen war. Ein Unglückswurm von Apple-Ingenieur hatte das Gerät in einer Bar liegen lassen. Als die Polizei als Reaktion auf Apples Anzeige hin eine Razzia im Haus des Gizmodo -Redakteurs durchführte, stellte man sich die Frage, ob sich jetzt Kontrollbesessenheit mit Arroganz gepaart habe.
Jon Stewart war ein Freund von Jobs und ein Apple-Fan. Jobs hatte ihm im Februar einen privaten Besuch abgestattet, als er zum Treffen mit den führenden Medienvertretern nach New York gereist war. Das hinderte Stewart aber nicht daran, ihn in der Fernsehsendung The Daily Show aufs Korn zu nehmen. »So sollte es eigentlich nicht laufen! In Wirklichkeit sollte Microsoft der Böse sein!«, scherzte Stewart, allerdings nur halbherzig. Auf dem Bildschirm hinter ihm erschien das Wort »appholes«. »Ihr Typen wart die Rebellen, Mann, die Außenseiter. Wirst du jetzt ›The Man‹? Erinnerst du dich, dass ihr 1984 diesen Wahnsinnsspot gemacht habt, in dem Big Brother gestürzt wurde? Schau mal in den Spiegel, Mann!«
Im späten Frühjahr hatte sich das Problem zum Diskussionsthema für die Board-Mitglieder hochgeschaukelt. »Da ist eine gewisse Arroganz«, sagte Art Levinson zu mir beim Mittagessen, nachdem er das Thema bei einem Meeting angeschnitten hatte. »Sie gehört zu Steves Persönlichkeit. Er kann aus ganz emotionalen Beweggründen heraus handeln und seine Überzeugungen recht energisch darlegen.« Eine derartige Arroganz konnte man noch durchgehen lassen, solange Apple der streitlustige Außenseiter war. Aber jetzt hatte Apple eine führende Position auf dem Handymarkt. »Wir müssen es schaffen, als großes Unternehmen rüberzukommen und diese anmaßende Haltung abzulegen«, sagte Levinson. Auch Al Gore sprach das Problem bei Board-Meetings an. »Der Kontext für Apple ändert sich drastisch«, so Gore. »Es geht nicht mehr um Hammerwerfen gegen Big Brother. Apple ist jetzt groß geworden und die Leute nehmen es als arrogant wahr.« Wenn das Thema angeschnitten wurde, ging Jobs in die Defensive. »Er muss sich immer noch daran gewöhnen«, meinte Gore. »Er ist besser darin, den Außenseiter zu geben als den sanften Riesen.«
Jobs brachte für solches Gerede wenig Geduld auf. Der Grund, weshalb Apple kritisiert werde, sagte er mir, sei, dass »Firmen wie Google und Adobe Lügen über uns verbreiten und versuchen, uns niederzumachen«. Was er von der Andeutung halte, dass Apple manchmal arrogant wirke? »Darüber mache ich mir gar keine Gedanken«, bemerkte er, »weil wir nicht arrogant sind.«
Antennagate: Design vs. Technik
In vielen Unternehmen, die Endkundenprodukte herstellen, gibt es Spannungen zwischen den Designern, die das Produkt ansprechend gestalten möchten, und den Technikern, die sicherstellen wollen, dass es auch die Anforderungen an seine Funktion erfüllt. Bei Apple, wo Jobs Design und Technik auf die Spitze getrieben hatte, waren die Spannungen sogar noch größer.
Als er und Jony Ive sich 1997 als kreative Verschworene zusammentaten, wiegelten sie die Bedenken der technischen Seite tendenziell als Beleg für eine »Geht-nicht-Haltung« ab, der man beikommen musste. Ihre Zuversicht, dass ein fantastisches Design die Technik zu übermenschlichen Leistungen inspirieren konnte, wurde durch den Erfolg von iMac und iPod bestärkt. Wenn die Ingenieure sagten, dass etwas nicht machbar sei, trieben Ive und Jobs sie an, es zu versuchen, und in der Regel schafften sie es auch. Gelegentlich gab es kleinere Probleme. Der iPod nano zum Beispiel war für Kratzer anfällig, weil Ive der Meinung war, dass ein Klarlack den Purismus seines Designs verletzen würde. Aber das konnte man nicht als Krise bezeichnen.
Als es aber um die Gestaltung des iPhone ging, kam es zum Zusammenstoß zwischen Ives Design und einem fundamentalen physikalischen Gesetz, das sich auch keinem Reality Distortion Field beugt. Metall ist einfach kein Material, das
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