Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
verlotterte junge Männer seien gerade aufgetaucht und hätten ihm einen Auftrag vom Byte Shop unter die Nase gehalten. Ob das stimme? Terrell bestätigte, und man war bereit, Jobs einen 30-Tage-Kredit für die Bauteile einzuräumen.
Garagenteam
Das Haus der Jobs in Los Altos wurde zum Versammlungsort, wo die 50 Apple-I-Platinen gefertigt wurden, die innerhalb von 30 Tagen an den Byte Shop geliefert werden mussten, denn dann war die Zahlung für die Bauteile fällig. Jede verfügbare Hand wurde eingespannt – Jobs und Wozniak, Daniel Kottke, dessen Exfreundin Elizabeth Holmes (die aus der Sekte, der sie sich angeschlossen hatte, wieder ausgetreten war) und Jobs ’ schwangere Schwester Patty. Deren früheres Schlafzimmer sowie der Küchentisch und die Garage wurden als Arbeitsplatz benutzt. Holmes, die sich als Goldschmiedin hatte ausbilden lassen, hatte die Aufgabe, Chips zu verlöten. »Meistens gelang es mir gut, aber ein paar habe ich mit Lötpaste verschmiert«, erzählte sie. Jobs gefiel das gar nicht. »Wir haben keine Chips übrig«, knurrte er zu Recht. Er disponierte um, ließ sie auf dem Küchentisch die Buchhaltung sowie den Schreibkram erledigen und übernahm das Löten selbst. Wenn sie eine Platine fertiggestellt hatten, gaben sie sie Wozniak. »Ich baute jede vollbestückte Platine in den Fernseher ein, um zu testen, ob es funktionierte«, sagte er. »Wenn das der Fall war, legte ich die Platine in eine Schachtel ein. War es nicht der Fall, musste ich herausfinden, welcher Kontakt nicht funktionierte.«
Paul Jobs gab seinen Nebenjob, alte Autos zu reparieren, vorübergehend auf, sodass dem Apple-Team die gesamte Garage zur Verfügung stand. Er stellte eine lange alte Werkbank auf, hängte ein Schaltbild des Computers an die neue Gipskartonwand und richtete etikettierte Schubladen für die Komponenten ein. Er baute auch eine Burn Box mit infraroten Lampen, sodass die Platinen getestet werden konnten, indem sie über Nacht bei hoher Temperatur liefen. Wenn Steve gelegentlich einen seiner Wutanfälle hatte, die ja bei ihm nicht ungewöhnlich waren, strahlte Paul Jobs Ruhe aus. »Was ist denn los?«, fragte er. »Sticht dich mal wieder der Hafer?« Auf der anderen Seite erkundigte er sich gelegentlich, ob er den Fernseher – der einzige im Haus – nicht wieder zurückhaben könne, damit er das Ende eines Footballmatchs anschauen konnte. Während einiger dieser Pausen gingen Jobs und Kottke ins Freie und spielten auf dem Rasen Gitarre.
Jobs’ Mutter machte es nichts aus, dass sich überall in ihrem Haus Bauteile stapelten und Gäste ein und aus gingen, aber sie war beunruhigt über die immer bizarreren Diäten ihres Sohnes. »Sie verdrehte die Augen angesichts seiner neuesten Essgewohnheiten«, erinnerte sich Elizabeth. »Sie wollte nur, dass er gesund ist, und er gab Sprüche zum Besten wie: ›Ich bin Frutarier und ernähre mich nur von Blättern, die von Jungfrauen im Mondlicht gepflückt wurden.‹«
Nachdem ein Dutzend vollbestückter Platinen von Wozniak abgesegnet worden waren, fuhr Jobs sie zum Byte Shop. Terrell war etwas verblüfft. Es gab keine elektrischen Anschlüsse, kein Gehäuse, keinen Monitor und keine Tastatur. Er hatte etwas Vollständigeres erwartet. Doch Jobs blickte ihn eindringlich an, und Terrell war einverstanden, ihm die Produkte abzunehmen und zu bezahlen.
Nach 30 Tagen war Apple kurz davor, Gewinn zu machen. »Wir konnten jetzt die Platinen billiger als vorgesehen bauen, da ich die Bauteile günstig erwarb«, erinnerte sich Jobs. »Die 50, die wir dem Byte Shop verkauften, deckten fast das gesamte Material für 100.« Sie konnten jetzt einen realen Gewinn einstecken, indem sie die übrigen 50 an ihre Freunde und Homebrew-Club-Mitglieder verkauften.
Elizabeth Holmes wurde ganz offiziell die Teilzeit-Buchhalterin für vier Dollar in der Stunde. Einmal in der Woche kam sie aus San Francisco angereist und überlegte, wie sie Ordnung in die Buchführung bringen konnte. Um den Eindruck eines echten Unternehmens zu vermitteln, engagierte Jobs einen Fernsprechauftragsdienst, der per Telefon Nachrichten an Jobs’ Mutter weitergeben würde. Ron Wayne entwarf ein Logo, bei dem er sich des verschnörkelten Strichlinienstils der viktorianischen illustrierten Erzählliteratur bediente und das Isaac Newton unter einem Baum sitzend zeigte, umrahmt von einem Zitat von William Wordsworth: » A mind forever voyaging through strange seas of thought, alone« (»Ein Geist, der für immer
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