Stevens, Chevy
Haar.
Sie
brachte mich zurück in das kleine Vernehmungszimmer auf der Polizeistation, wo
Gary bereits mit einem Tablett voller Styroporbecher mit Kaffee wartete. Als
Diane und ich Platz genommen hatten, brachte eine junge, hübsche Polizistin
ein paar Papierblöcke und reichte sie Gary, während sie ihn verstohlen musterte
und errötete. Er sah sie an und dankte ihr, dann wandte er seinen Blick mir zu.
Enttäuscht zog die Polizistin ab. Er trug wieder einen schicken Anzug,
dunkelblau mit hellgrauen Nadelstreifen, und ein blaugraues Hemd, das sein
silbriges Haar hervorhob. Ich überlegte, ob er es wohl deswegen ausgesucht
hatte.
Als er
sah, dass ich in den Spiegel starrte, sagte Gary: »Niemand ist dahinter, und
wir werden die Kamera nur einschalten, wenn Sie uns sagen, dass es in Ordnung
ist.« Ich starrte angestrengt in Richtung Spiegel und wünschte, ich könnte
hindurchsehen, dann umklammerte ich den Rucksack vor meiner Brust.
»Wäre
Ihnen wohler zumute, wenn Sie selbst nachschauen könnten?«
Das
Angebot überraschte mich. Ich blickte in sein Gesicht, entschied, dass er es
ernst meinte, so dass es unnötig war, den Raum zu überprüfen, und schüttelte
den Kopf.
Er begann
damit, dass er mich bat, so detailliert wie möglich zu beschreiben, wie der
Psycho mich entführt hatte. Wann immer er eine Frage stellte, lehnte er sich
auf dem Stuhl zurück, beide Hände flach vor sich auf dem Tisch, und wenn ich
mit der Antwort an der Reihe war, beugte er sich zu mir, die Unterarme auf dem
Tisch und den Kopf leicht geneigt.
Ich
versuchte, ein Muster in seinen Fragen zu erkennen, aber ich konnte nie
voraussagen, was als Nächstes kommen würde, verstand bei einigen nicht einmal
die Bedeutung. Das Haar an meinem Hinterkopf war schweißnass.
Ich
erzählte, was an jenem Tag geschehen war, und beschrieb den Psycho, wovon ich
einen trockenen Mund bekam und mein Herz wie wild in meiner Brust hämmerte.
Ich bekam es ganz gut hin, bis Gary mir sagte, dass die Cops, die »den Tatort«
untersucht hätten, die Leiche des Psychos gefunden hätten.
»Es sieht
aus, als sei ihm mit irgendetwas der Kopf eingeschlagen worden. Ist er so
gestorben, Annie?«
Ich
schaute zwischen ihnen hin und her und wünschte, ich könnte ihre Gedanken
lesen. Gary hatte nicht anklagend geklungen, aber ich konnte die Spannung im
Raum spüren.
Ich hatte
nicht einmal darüber nachgedacht, wie einige meiner Entscheidungen oder
Handlungen auf jemanden wirken könnten, der nicht dabei gewesen war. Der Raum
kam mir heiß vor, und Dianes Parfüm in dem kleinen Zimmer war erdrückend. Ich
fragte mich, wie Gary sich fühlen würde, wenn ich ihm auf seinen schicken Anzug
kotzte. Ich hob meinen Blick und sah ihm in die Augen.
»Ich habe
ihn umgebracht.«
Gary
sagte: »Ich muss Sie an dieser Stelle darauf hinweisen, dass Sie das Recht
haben, die Aussage zu verweigern, und dass alles, was Sie sagen, später vor
Gericht gegen Sie verwendet werden kann. Sie haben das Recht, einen Anwalt
hinzuzuziehen. Wenn Sie sich keinen Anwalt leisten können, können wir Ihnen ein
paar Telefonnummern von Pflichtverteidigern nennen. Haben Sie das verstanden?«
Die Worte
klangen nach Routine, und ich glaubte nicht, dass ich in Schwierigkeiten
steckte, aber ich erwog, nach einem Anwalt zu fragen. Bei der Vorstellung, diesen
Prozess hinauszuzögern und mit einem weiteren Anzugträger zu reden, wurde mir
das Herz schwer.
»Ich habe
verstanden.«
»Wollen
Sie einen Anwalt?« Er sagte es in einem beiläufigen Ton, aber ich wusste, dass
er nicht wollte, dass ich mir einen nahm. »Nein.«
Gary
machte sich eine Notiz. »Wie haben Sie es gemacht?«
»Ich habe
ihn mit einer Axt in den Hinterkopf geschlagen.« Ich schwöre, dass meine
Stimme nachhallte, und obwohl es höllisch heiß war, bekam ich eine Gänsehaut.
Gary durchbohrte mich mit seinem Blick, als versuchte er, meine Gedanken zu
lesen, und ich lenkte mich ab, indem ich anfing, meinen Styroporbecher in
kleine Fetzen zu reißen.
»Hat er
Sie zu diesem Zeitpunkt angegriffen?«
»Nein.«
»Warum
haben Sie ihn umgebracht, Annie?« Ich blickte auf und sah ihm in die Augen.
Was für eine saublöde Frage.
»Vielleicht,
weil er mich entführt hat, mich geschlagen hat, mich so ziemlich jeden Abend
vergewaltigt hat, und ...« Ich bremste mich, ehe ich irgendetwas über das Baby
sagte.
»Möchten
Sie lieber mit Constable Bouchard allein darüber sprechen?« Garys Gesicht war
ernst, als er auf meine Antwort
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