Stevens, Chevy
Ferne zu kommen. Diane flüsterte: »Alles wird wieder gut, Annie - Sie
sind jetzt in Sicherheit.«
Was für
ein absoluter Schwachsinn. Ich wollte ihr sagen, dass für mich nie wieder alles
gut werden oder dass ich mich nie wieder sicher fühlen würde, doch als ich die
Worte zu formen versuchte, waren meine Lippen wie gelähmt. Dann tauchte ein
neues Paar Füße vor mir auf, neben Garys hockender Gestalt. Eine Stimme sagte:
»Sie hyperventiliert. Annie, mein Name ist Dr. Berger. Versuchen Sie, tief einzuatmen.«
Aber ich konnte nicht. Und dann erinnere ich mich an nichts mehr.
21. Sitzung
Endlich
habe ich wieder etwas von Gary gehört, Doc, aber ich bin mir nicht sicher, ob
es mir jetzt besser geht. Er hat mir nicht gesagt, wo er gewesen ist - ich habe
nicht gefragt, und er hat nichts von sich aus erzählt -, worüber ich mich etwas
geärgert habe. Als ich ihm das mit der Uhrzeit der Einbrüche und von meiner
neuen Theorie über den Freund des Psychos erzählte, sagte er, der Junge könnte
sein Muster geändert haben, um die Cops zu verwirren, oder es könnte ein
Gelegenheitsdieb gewesen sein - vielleicht ist er gerade vorbeigekommen und hat
mich mit Emma weggehen sehen.
Ich dachte
immer noch darüber nach, als er sagte: »Solche Leute arbeiten normalerweise
allein.« Normalerweise? Ich fragte ihn, was zum Teufel er
damit meinte, und er sagte, er wisse von ein paar Fällen, bei denen zwei Männer
zusammengearbeitet hätten - einer sei in der Regel der Planer und der andere
der Macher -, aber er bezweifle, dass das beim Psycho der Fall sei, da es nicht
zu dessen Profil passe. Er sagte: »Und bis auf diesen einen Kommentar, dass es
nicht leicht war, die Hütte einzurichten, hat er niemals etwas getan oder
gesagt, das auf einen Partner schließen ließe, oder?«
»Vermutlich
nicht. Aber er hatte ein älteres Foto von mir, und das kommt mir reichlich
merkwürdig vor.«
»Was für
ein Foto? Sie haben nie von einem Foto gesprochen.«
Dann
begann er, mich mit Fragen zu bombardieren, die ich mir selbst schon gestellt
hatte. Woher konnte der Psycho es bekommen haben? Warum wollte er genau das
haben? Und dann sagte er etwas, dessen Sinn ich immer noch nicht begreife.
»Also hatte jeder leichten Zugang zu dem Foto, wenn es sich tatsächlich in
Ihrem Büro befand.« Seine letzte Frage lautete: »Weiß irgendjemand, dass Sie
das Bild mit zurückgebracht haben?« Als ich verneinte, bat er mich, es auch
weiterhin niemandem zu sagen.
Es war das
erste Mal, dass ich mich schlechter fühlte, nachdem ich mit ihm geredet hatte.
Ich hatte so schlechte Laune, dass ich sie an Luke ausließ. Ich weiß sowieso
nicht, was da gerade zwischen uns läuft. Ich hatte angenommen, der Besuch und
die aufrichtige Aussprache würden uns einander näherbringen, aber als wir
neulich telefoniert haben, gab's eine Menge unangenehme Pausen, und als er das
letzte Mal anrief, hab ich das Gespräch abgewürgt und ihm gesagt, ich wolle
gerade ins Bett gehen. Dabei war ich nicht einmal müde.
Es geht
mir einfach nicht aus dem Kopf, dass Luke an jenem Tag zu spät gekommen ist.
War er gerade besonders freundlich zu einem Gast, während ich entführt wurde?
Warum ist er nicht zu der Open-House-Besichtigung gefahren, sobald er merkte,
dass ich nicht zu Hause war? Und warum zum Teufel hat er nicht auf der Stelle
die Cops angerufen, als ihm klarwurde, dass irgendetwas nicht stimmte? Mom zu
informieren hätte warten können. Ich bin schrecklich voreingenommen, weil ich
keine Ahnung habe, wie ich reagiert hätte, wenn ich in seiner Haut gesteckt
hätte, aber ich muss einfach ständig daran denken, dass sein Zögern die Chance,
dass ich gefunden wurde, verringert hat.
Als wir
ein Paar waren, fand ich ihn immer cool und lässig, aber jetzt frage ich mich,
ob er nicht einfach nur passiv ist. Er beschwert sich über eine Kellnerin oder
einen seiner Köche, aber er unternimmt nichts
deswegen.
Die ganze
Zeit, in der wir zusammen waren, war er nie anders als geduldig, liebevoll,
ehrlich - einfach nett. Manchmal, wie zum Beispiel kurz
bevor ich entführt wurde, hatte ich mich gefragt, ob ich womöglich mehr als
einen netten Mann wollte, doch auf dem Berg habe ich immer nur daran gedacht,
wie wunderbar er ist. Jetzt ist er immer noch geduldig, liebevoll und ehrlich -
er ist der netteste Mann, den ich kenne. Was also zum Teufel stimmt nicht mit
mir?
Das Erste,
was ich sah, als ich nach meinem Zusammenbruch auf dem Polizeirevier die Augen
aufschlug,
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