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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
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wartete.
    Während
ich die beiden abwechselnd anstarrte, hätte ich Diane mit ihrer mitfühlenden
Miene am liebsten ins Gesicht gespuckt. Ich wusste, dass ich mit Garys
hartnäckiger kompromissloser Art besser zurechtkam und keinen einzigen
verständnisvollen Blick von ihr mehr ertragen könnte.
    Ich
schüttelte den Kopf, und Gary machte sich eine weitere Notiz. Dann beugte er
sich so weit über den Tisch, dass ich das Zimtaroma in seinem Atem riechen
konnte.
    »Wann
haben Sie ihn getötet?« Seine Stimme war leise, aber nicht sanft.
    »Vor ein
paar Tagen.«
    »Warum
sind Sie nicht sofort gegangen?«
    »Ich
konnte nicht.«
    »Warum
nicht? Waren Sie gefesselt?« Gary trommelte mit den Fingern auf dem Tisch und
hatte den Kopf schräg gelegt.
    »Das
meinte ich nicht.« Ich wollte aufstehen und durch die Tür gehen, aber die
Bestimmtheit seiner Stimme hatte mich auf dem Stuhl festgenagelt.
    »Warum
konnten Sie nicht gehen?«
    »Ich habe
nach etwas gesucht.« Galle sammelte sich in meiner Kehle.
    »Nach
was?«
    Mein
Körper wurde noch kälter, und Garys Bild verschwamm vor meinen Augen.
    »Wir haben
einen Korb gefunden«, sagte er. »Und Babysachen.«
    Der
bescheuerte, wackelige Deckenventilator quietschte bei jeder Umdrehung, und ich
fragte mich kurz, ob er mir wohl auf den Kopf fallen würde. Es gab kein
Fenster, und ich konnte nicht richtig atmen.
    »Gibt es
ein Baby, Annie?«
    Mein Kopf
dröhnte. Ich werde nicht weinen.
    »Gibt es
ein Baby, Annie?« Gary würde seine verdammte Fresse nicht halten.
    »Nein.«
    »Gab es ein
Baby, Annie?« Seine Stimme war freundlich. »Ja.«
    »Wo ist
das Baby jetzt?«
    »Sie ...
mein Baby. Ist tot.«
    »Das tut
mir sehr leid, Annie.« Seine Stimme war immer noch freundlich, leise und tief.
Es klang, als meinte er es ehrlich. »Das ist eine schreckliche Geschichte. Wie
ist Ihr Baby gestorben?« Er war der erste Mensch, der mir kondolierte. Der
Erste, der sagte, dass es etwas ausmachte, dass sie tot war. Ich betrachtete
die zerfetzten Styroporschnipsel auf dem Tisch. Jemand antwortete ihm, aber es
fühlte sich nicht so an, als sei ich es gewesen.
    »Er hat
einfach ... ich weiß nicht.«
    Ich
klammerte mich an die Freundlichkeit in Garys Stimme, als er sehr behutsam
sagte: »Wo ist ihre Leiche, Annie?«
    Die fremde
Stimme antwortete ihm: »Als ich aufwachte, hatte er sie. Sie war tot. Ich weiß
nicht, wo er sie hingebracht hat, er hat es mir nicht gesagt. Ich habe überall
gesucht. Überall. Sie müssen nach ihr suchen, bitte!
Bitte, können Sie sie finden, können Sie ...« Meine Stimme überschlug sich,
und ich verstummte.
    Gary
versteifte sich, sein Gesicht rötete sich unter der gebräunten Haut, und er
ballte die Hände auf dem Tisch zu Fäusten, als wollte er jemanden schlagen.
Zuerst dachte ich, er sei sauer auf mich, aber dann begriff ich, dass er auf
den Psycho wütend war. Dianes Augen schimmerten im Neonlicht. Die Wände kamen
immer näher. Ich war am ganzen Körper schweißgebadet, und Schluchzer versuchten
aus meiner Kehle aufzusteigen, aber ich bekam keine Luft, und so häuften sie
sich auf und erstickten mich. Als ich versuchte aufzustehen, kippte der Raum
zur Seite, also ließ ich den Rucksack los und packte die Stuhllehne, aber sie
begann wegzurutschen. In meinen Ohren klingelte es.
    Diane
sprang an meine Seite und ließ mich langsam runter, bis ich auf dem Boden lag,
halb auf ihr drauf, mit meinem Kopf an ihrer Brust und ihren Armen um mich. Je
heftiger ich versuchte, Luft in meine Lungen zu bekommen, desto enger wurde
meine Kehle. Ich würde hier auf dem kalten Betonfußboden sterben.
    Weinend
und würgend zur gleichen Zeit, schob ich Dianes Hände weg und versuchte, mich
von ihr loszumachen, aber je kräftiger ich mich wehrte, desto enger umschlang
sie mich. Ich hörte jemanden schreien, begriff, dass ich das war. Ich konnte
nicht aufhören zu schreien, und die Schreie wurden von den Wänden
zurückgeworfen und hallten in meinem Kopf wider.
    Der Kaffee
und der Muffin kamen wieder hoch, landeten auf mir und auf Diane. Sie ließ mich
immer noch nicht los. Mein Kopf ruhte an ihrem riesigen Busen, der nach warmen
Vanillekeksen roch. Gary hockte vor uns, sagte etwas, was ich nicht hören
konnte. Als Diane mich in den Armen wiegte, wollte ich mich wehren und die
Kontrolle zurückerlangen, aber mein Verstand und Körper spielten nicht mit.
Ich lag da, schluchzend und schreiend.
    Schließlich
hörten die Schreie auf, aber mir war so kalt, und alle Stimmen schienen aus
weiter

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