Stevens, Chevy
sind
Sie hierhergekommen?«, fragte Gary.
»Ich bin
gefahren.«
»Woher
sind Sie gekommen?« Er trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte.
»Von einer
Hütte auf einem Berg.«
»Wie lange
haben Sie hierher gebraucht, Annie?«
»Etwa eine
Stunde.«
Er nickte
und zeigte mir auf der Karte einen Berg in der Nähe des Punktes für die Stadt.
»Ist es
dieser hier? Green Mountain?« Jemand ohne jede Phantasie hatte diesen Namen
ausgesucht.
»Ich weiß
nicht. Ich war auf dem Berg, habe aber nie heruntergeschaut.«
Er
schickte Diane los, um eine Karte von der Gegend zu holen. Gary und ich
musterten uns stumm, bis sie zurückkam. Das einzige Geräusch war das Tappen
seines Fußes unterm Tisch. Als sie zurück war und Gary die Karte reichte, gab
er mir einen Stift und bat mich, die Route einzuzeichnen, die ich gefahren
war. Ich versuchte sie, so gut es ging, zu skizzieren.
»Können
Sie uns dorthin bringen?«
»Auf
keinen Fall werde ich jemals dorthin zurückkehren.« Ich hielt immer noch die
Schlüssel für den Van umklammert, und jetzt schob ich sie über den Tisch Gary
entgegen.
»Der Van
steht auf der anderen Straßenseite.«
Er
schickte Diane mit den Schlüsseln raus. Sie musste sie jemandem draußen
weitergegeben haben, denn innerhalb von zwei Sekunden war sie zurück. Irgendetwas
nagte am Rande meines Bewusstseins an mir. Wenn ich nur vier Stunden entfernt
war, hätte Mom auf der Stelle aufbrechen und noch heute Abend in Port
Northfield ankommen können.
»Warum
dauert es so lange, meine Mutter herzubringen?«
»Ihr
Stiefvater arbeitet heute Abend, und sie können nicht vor morgen aufbrechen.«
Gary verkündete das wie eine Tatsache, also nahm ich es auch so, aber ich
fragte mich, warum sie nicht allein losgefahren war. Ganz abgesehen davon -
seit wann arbeitete Wayne abends? Es war ungewöhnlich genug, dass er überhaupt
einen Job hatte. Ich nahm an, dass Gary ihnen gesagt hatte, sie sollten nicht
vor morgen kommen, damit er mich ohne sie befragen konnte.
Gary
entschuldigte sich und ließ mich ein paar Minuten mit Diane allein. Ich starrte
die Wand über ihrem Kopf an.
»Ihre
Mutter wird bald hier sein. Sie war so glücklich, als sie hörte, dass man Sie
gefunden hat - sie hat Sie sehr vermisst.« Ich war nicht gefunden worden -
ich hatte sie gefunden.
Als Gary
zurückkam, sagte er, er hätte ein paar Leute losgeschickt, um nach der Hütte
zu suchen - einer der Cops hatte früher in dem Gebiet gejagt und glaubte zu
wissen, wo sie lag. Ich hatte ihnen immer noch nicht gesagt, dass ich den
Psycho umgebracht hatte oder irgendetwas von meinem Baby erzählt, und bei dem
Gedanken an die Fragen, die sie stellen könnten, verkrampfte sich mein Herz.
Ich musste allein sein. Ich musste fort von diesen Leuten.
»Ich
möchte keine Fragen mehr beantworten.«
Gary sah
aus, als wollte er mich drängen, aber Diane sagte: »Wie wäre es, wenn wir uns
jetzt alle erst einmal eine Nacht lang ausruhen, und dann können wir morgen
früh weitermachen. Ist das in Ordnung für Sie, Annie?«
»Klar,
meinetwegen.«
In einem
Motel buchten sie ein Zimmer für mich und nahmen die Zimmer links und rechts
von meinem. Diane fragte, ob es mir lieber wäre, wenn sie bei mir bliebe, aber
ich schlug das Angebot rasch aus - es würde kein nächtliches Herzausschütten
von Frau zu Frau geben. Sie fragte mich, was ich gerne essen würde, aber mein
Magen fühlte sich an wie verknotet, und es gelang mir, höflich abzulehnen. Mir
war nicht danach, den Fernseher anzuschalten, und in dem Zimmer gab es kein
Telefon, also lag ich auf dem Bett und starrte an die Decke, bis es dunkel
wurde und ich das Licht ausschaltete. Als ich gerade am Einschlafen war, spürte
ich das Gewicht der Dunkelheit, die sich auf mich legte, und dann hörte ich
etwas - eine Tür quietschte, ein Fenster wurde geöffnet! Ich sprang
aus dem Bett, aber als ich das Licht anmachte, war da nichts. Ich packte ein
flaches Kissen, eine Decke und den Rucksack und kroch in den Kleiderschrank, in
dem ich unruhig schlief, bis ich am Morgen das Zimmermädchen mit seinem Wagen
auf dem Flur hörte.
Ein paar
Minuten später klopfte Diane an meine Tür, hellwach und mit Kaffee und einem
Muffin in der Hand. Sie setzte sich auf die Bettkante und redete so laut, dass
ich Kopfschmerzen davon bekam, während ich den Muffin zerkrümelte. Ich wollte
nicht duschen, solange sie hier war, also spritzte ich mir nur etwas Wasser ins
Gesicht und fuhr mir zweimal mit der Bürste durchs
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