Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
Vom Netzwerk:
durfte, weil ich
dehydriert war, unter anderem. Nach meinem Zusammenbruch auf dem Revier und
meinen Reaktionen im Krankenhaus fürchteten die Ärzte, ich könnte eine Gefahr
für mich selbst darstellen und wollten mich unter Beobachtung halten. Aber nach
ein paar wilden Albträumen und einer weiteren Panikattacke, die durch eine von
Garys Befragungen ausgelöst worden war, begannen sie, an den
Medikamentendosierungen herumzuspielen - es ging auf und ab mit mir, und es
fiel mir immer schwerer, meine Träume von der Wirklichkeit zu unterscheiden.
Ich hörte ein Baby weinen und dachte, sie hätten meins gefunden, oder ich
wachte auf, wenn sich ein Arzt über mich beugte, und stieß ihn voller Panik
fort, weil ich dachte, es sei der Psycho. Ich erlebte das Entsetzen noch einmal
ganz von vorn, als die Medikamente mich des letzten Rests Kontrolle beraubten.
    In diesem
heillosen Durcheinander aus Fragen, einer überfürsorglichen Mutter und mit
Medikamenten um sich werfenden Ärzten kam es zu diesem scheußlichen Wiedersehen
zwischen Luke und mir. Christina blieb diese Behandlung erspart, da sie zu
dieser Zeit eine Kreuzfahrt im Mittelmeer machte. Tante Val war ebenfalls
gekommen und hatte mir einen riesigen Blumenstrauß mitgebracht, aber Mom gestand
ihr nur fünfzehn Minuten Smalltalk mit mir zu, ehe sie ihr erklärte, ich müsse
mich ausruhen. Ich fand, Tante Val war tatsächlich sensibler als gewöhnlich,
sie fragte sogar, ob sie irgendetwas für mich tun könnte, »egal, was«. Sie muss
etwas gesagt haben, über das Mom sich geärgert hatte, denn ich sah sie nicht
mehr, bis ich wieder nach Hause kam.
    Ich war
etwa acht Tage im Krankenhaus, als Mom und Wayne nach Clayton Falls
zurückfuhren - das Hotel war zu teuer für sie. Als sie fort waren, wurde mir
klar, dass ich Mom, die Cops und die Ärzte darüber hatte entscheiden lassen,
was das Beste für mich sei. Es war Zeit, dass ich ein paar eigene
Entscheidungen fällte.
    Am
nächsten Morgen bremste ich die Schwester, als sie mir meine Medikamente geben
wollte. Der Doktor, den sie rief, stellte mich vor die Wahl, entweder die
Tabletten zu nehmen oder einzuwilligen, einen Psychiater zu sehen. Bis zu
diesem Zeitpunkt hatte ich mich geweigert, zu einem Therapiehansel zu gehen,
aber inzwischen wäre ich zu allem bereit gewesen, nur um da rauszukommen.
    Es war ein
so kleines Krankenhaus, dass sie nicht einmal einen Psychotherapeuten oder
festangestellten Psychiater hatten, also holten sie so ein halbes Kind, das
frisch von der Uni gekommen sein musste. Obwohl seine Fragen einfach lächerlich
waren, schaffte ich es, ganz normal zu klingen, während ich gleichzeitig genug
Tränen vergoss, damit er nicht auf die Idee käme, ich hätte die Dinge zu gut im
Griff. Ich wäre lieber über heiße Kohlen gelaufen, als diesem Typen zu erzählen,
wie ich mich wirklich fühlte.
    Die Ärzte
hatten mir Zeitungen verboten, und die Langeweile ließ mich zickig werden.
Vermutlich als ein Akt der Selbstverteidigung, begann Gary mir Modemagazine mitzubringen,
wenn er mich besuchte.
    »Soll ich
ein paar Bilder von Designeranzügen für Sie ausschneiden?«, fragte ich, als er
mir zum ersten Mal eines mitbrachte.
    Grinsend
warf er ein paar Schokoriegel aufs Bett. »Hier, damit Ihr vorlauter Mund etwas
zu tun hat.«
    Außerdem
begann er, mir Kaffee, vermischt mit heißer Schokolade, mitzubringen, und
einmal hatte er ein Kreuzworträtselheft dabei. Mir machten die Fragen nicht so
viel aus, wenn er ein Geschenk dabeihatte. Seine Besuche wurden sogar zum
Höhepunkt meines Tages. Seine tiefe sanfte Stimme tat mir gut. Manchmal schloss
ich einfach die Augen und konzentrierte mich nur auf seine Stimme. Manche Fragen
musste er mehr als einmal wiederholen, aber er klang nie verärgert - amüsiert,
aber nicht verärgert.
    Als ich
ihn bat, mir zu erklären, was genau sein Job und sein Rang war, erzählte er
mir, dass ein Sergeant, zwei Corporals und ein paar Constables unter ihm
arbeiteten. Also war er tatsächlich der Obermacker - nicht von der ganzen
Polizei, aber vom Dezernat für Kapitalverbrechen, und das war beruhigend. Wenn
ich ihm jedoch konkrete Fragen über die Ermittlungen stellte, machte er jedes
Mal dicht und meinte, er würde es mir sagen, wenn er »konkrete Informationen«
hätte.
    Einmal kam
er am Schluss einer meiner Sitzungen mit dem Therapeutenazubi und wollte schon
wieder verschwinden, doch ich bat ihn zu bleiben. Der Psychiater sagte:
»Glauben Sie, dass Sie möglicherweise Ärger

Weitere Kostenlose Bücher