Stevens, Chevy
Kidnapping, der räuberischen
Erpressung und kriminellen Fahrlässigkeit. Man würde ihn bis zur Anhörung über
die Kaution hierbehalten.
Gary
sagte, die Kontoauszüge würden heute Nachmittag oder morgen früh eintreffen.
Sie brauchten sie nicht mehr, um Mom zu verhaften, aber er wollte Waynes
Aussagen bestätigt haben, ehe er sie verhörte. Außerdem wartete er auf die
Ergebnisse aus dem Labor über die Haargummis, aber vermutlich würde er den
Bericht erst morgen bekommen. Sie rechneten nicht damit, dass Mom eine Flucht
riskieren würde - sie hatte noch nicht einmal einen Wagen -, und sie war keine
Bedrohung für die Gesellschaft, so dass man sie, solange nichts dazwischenkäme,
morgen früh holen würde.
Sie hatten
Wayne dazu gebracht, Mom anzurufen und ihr zu erzählen, dass er unterwegs sei,
um einem heißen Tipp für ein Geschäft am anderen Ende der Insel nachzugehen.
Wenn es zu spät würde, um nach Hause zu fahren, würde er bei einem Kumpel
übernachten. Dann hatte er noch erwähnt, dass er mich zufällig getroffen habe,
für den Fall, dass jemand es ihr erzählte, und hinzugefügt, dass ich wieder in
der Stadt sei, aber müde von der Fahrt, und dass ich nach Hause fahren würde,
um mich auszuruhen. Sie kaufte ihm alles ab.
Anschließend
begleitete Gary mich hinaus zu meinem Wagen.
Er sagte:
»Alles in Ordnung mit dir? Es muss hart gewesen sein, das alles zu hören.«
»Ich weiß
nicht, wie es mir geht. Es ist alles so ... ich weiß nicht.« Ich schüttelte den
Kopf. »Hast du jemals gehört, dass eine Mutter so etwas tut?«
»Menschen
tun Menschen, die sie lieben, die ganze Zeit schreckliche Dinge an. Jedes
Verbrechen, das man sich vorstellen kann, wurde mindestens einmal begangen.«
»Dadurch
fühle ich mich auch nicht besser.«
»Ich werde
versuchen, dich anzurufen, sobald wir sie abgeholt haben. Willst du das Verhör
sehen?«
»Ich weiß
nicht, ob ich dazu fähig bin.«
»Ich weiß,
sie ist deine Mom, und es muss hart sein zu begreifen, was sie getan hat, aber
ich muss mich in diesem Punkt auf dich verlassen können. Du darfst nicht mit
ihr reden, ehe wir mit ihr gesprochen haben, okay?«
»Jaja.«
»Ich meine
es ernst, Annie. Ich möchte, dass du direkt nach Hause fährst. Ich hätte dir
nicht einmal erzählen dürfen, was ich dir gerade erzählt habe, aber ich wollte
dich nicht wieder im Ungewissen lassen wie zuvor. Du könntest vielleicht auf
die Idee kommen, deine Mom zu warnen, aber ich vertraue dir, dass du das
Richtige tun wirst. Enttäusch mich nicht. Denk einfach nur daran, was sie getan
hat.«
Als ob ich
daran erinnert werden müsste.
Ich
gehorchte Garys Anordnung zum Teil - ich fuhr direkt irgendwohin, aber zu
Ihnen, nicht nach Hause. Es war mir sogar egal, ob mich jemand sah. Gegen alle
Vernunft hoffe ich immer noch, dass das alles nur ein riesiges Missverständnis
ist.
28. Sitzung
Wahrscheinlich
haben Sie die Zeitungen gesehen - ich sorge mal wieder für Schlagzeilen. Nach
der letzten Sitzung habe ich während der Rückfahrt die ganze Zeit über Mom
nachgedacht. Manchmal kann sie eine richtige Zicke sein, sie ist im Allgemeinen
ziemlich egoistisch und lebt nach der Devise »Die Welt dreht sich allein um
mich«, aber dass sie zu so etwas fähig sein sollte?
Als ich an
dem Abend nach Hause kam, war eine Nachricht von Luke auf meinem
Anrufbeantworter. Natürlich war er viel zu nett, um geradeheraus zu fragen: »Wo
zum Teufel steckst du?«, stattdessen hatte er irgendwas davon gesagt, ich solle
ihn wissen lassen, wenn ich wieder zu Hause sei. Ich habe nicht zurückgerufen
- wusste nicht, was ich hätte sagen sollen.
Die Nacht
verbrachte ich im Schrank, dachte an Mom - Gary hatte noch nicht angerufen -
und stellte mir vor, wie sie rauchend und trinkend zu Hause vor dem Fernseher
sitzt, ohne zu ahnen, dass die Kacke am Dampfen ist und sie am Abgrund steht.
So verletzt und verraten ich mich auch fühlte, ich hasste den Gedanken, dass
sie keinen Schimmer hatte, was ihr blühte.
Dann
erinnerte ich mich daran, dass sie mich am Tag der Open-House-Besichtigung
angerufen hatte. Sie hatte es geschafft, dass ich wegen einer Cappuccinomaschine ein schlechtes Gewissen bekam, während sie genau wusste, dass ein
Ex-Sträfling mich wenige Stunden später entführen würde. Ganz zu schweigen
davon, wie sie sich nach dem zweiten Entführungsversuch um mich gekümmert hatte
- ich fühlte mich geliebt, und dabei hatte sie die ganze
verdammte Sache eingefädelt. In diesem Moment wusste
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