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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
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ich, dass ich mir das
Verhör ansehen musste. Ich musste mit eigenen Ohren hören, warum meine Mutter
mir das angetan hatte.
     
    Gegen zehn
am nächsten Tag rief Gary mich an. Sie hatten die Kontoauszüge meiner Mom am
Morgen erhalten, und die Ergebnisse deckten sich mit Waynes Aussage. Außerdem
hatte sich der Verdacht bestätigt, dass die beiden Haargummis aus derselben
Partie stammten. Mom war verhaftet worden - das musste den Trailer Park in
helle Aufregung versetzt haben -, und sie ließen sie auf dem Revier schmoren,
bis ich käme. Ich brauchte nicht lange, obwohl ich den ganzen Weg über
kehrtmachen wollte.
    Ich hatte
gar nicht gemerkt, dass ich zitterte, bis ich das Revier betrat und Gary mir
seine Jacke anbot. Sie war noch warm und roch nach ihm. Ich wünschte, ich hätte
mich ganz und gar darin einhüllen und verschwinden können. Aus einem kleinen
Raum neben dem, in den sie meine Mom gebracht hatten, starrte ich sie durch ein
Fenster an. Auf ihrer Seite war wahrscheinlich nur ein Spiegel zu sehen. Ein
paar Cops waren bei mir, und als ich einem von ihnen in die Augen blickte,
schaute er auf seine Schuhe.
    Mom hockte
auf der Stuhlkante, die Hände unter die Schenkel geschoben. Ihre Füße berührten
nicht einmal den Boden. Ihr Make-up war blass und verschmiert, vermutlich waren
es die Überbleibsel von gestern, und ihr Pferdeschwanz saß schief. Dann sah
ich es. Ein Lid hing tiefer als das andere. Sie war nicht völlig betrunken,
aber vermutlich hatte sie heute Morgen schon etwas Wodka in ihren Orangensaft
gemischt. Gary betrat den Raum und stellte sich neben mich.
    »Hältst du
das durch?« Er legte eine Hand auf meine Schulter und ließ sie dort ruhen. Das
Gewicht vermittelte mir ein Gefühl von Zuverlässigkeit und Wärme.
    »Was wollt
ihr damit bezwecken? Ihr habt doch alle Beweise!«
    »Man kann
nie genug Beweise haben. Ich habe schon viele Fälle erlebt, bei denen wir
dachten: Volltreffer, und am Ende sind sie den Bach
runtergegangen. Es wäre besser, wenn wir sie dazu bewegen könnten zuzugeben,
dass sie darin verwickelt ist.«
    »Wer wird
sie verhören?«
    »Ich.«
Seine Augen funkelten. Wenn er ein Pferd wäre, hätte er jetzt an der Kandare
geruckt.
     
    Als Gary
das Verhörzimmer betrat, hellten sich Moms Gesichtszüge auf. Mein Magen zog
sich zusammen.
    Er begann
damit, dass er ihr erklärte, dass man Video- und Tonbandaufnahmen von dem
Gespräch machen würde, woraufhin sie in die Kamera lächelte, dann bat er sie,
ihren Namen, die Adresse und das Datum zu nennen. Das Datum musste er ihr
sagen.
    Sobald das
erledigt war, sagte er: »Die Beamten, die Sie heute Morgen hergebracht haben,
haben Ihnen bereits Ihre Rechte vorgelesen, aber ich wiederhole noch einmal,
dass Sie das Recht haben, sich rechtlichen Beistand zu holen, bevor Sie mit uns
reden, und dass Sie zu jedem Zeitpunkt unserer Unterhaltung einen Rechtsanwalt
hinzuziehen können.
    Mom
schüttelte den Kopf. »Das ist doch albern - wen soll ich denn gekidnappt
haben?«
    Gary hob
eine Augenbraue. »Ihre Tochter.«
    »Annie ist
nicht gekidnappt worden. Ein Mann hat sie
mitgenommen.«
    Offensichtlich
kam Gary zu dem Schluss, dass es sinnlos war, ihr die juristische Definition
von Kidnapping zu erklären, und ich konnte ihm da nur zustimmen. Er fuhr fort.
    »Wir haben
hier eine unterschriebene Aussage von Wayne, in der genau beschrieben wird, was
passiert ist und welche Rollen Sie beide dabei hatten.« Er öffnete eine Akte
auf dem Tisch, legte ihr eine Erklärung vor und deutete auf eine Stelle darin.
»Wir haben außerdem Ihre Kreditkartenrechnung, die belegt, dass Sie außerhalb
der Stadt einen Van angemietet haben, und zwar einen Tag, bevor Annie erneut
angegriffen wurde. Wir haben die Rechnung der Mietwagenfirma über einen weißen Van mit Ihrer Unterschrift.
Wir haben einen Augenzeugen, der Sie und Simon Rousseau zusammen in einem
Motel in Eagle Glen gesehen hat. Wir haben die Bestätigung, dass ein Haargummi,
das unter Simon Rousseaus Besitztümern gefunden wurde, mit einem übereinstimmt,
das sich noch vor kurzem in Ihrem Besitz befunden hat. Wir wissen, dass Sie es
getan haben.«
    Moms Augen
wirkten riesig, als sie angespannt auf dem Stuhl hockte, aber gleich darauf
entspannte sie sich und begann am Saum ihres Rockes herumzuzupfen. Dann wandte
sie ihre Aufmerksamkeit ihren Fingernägeln zu.
    Mit beiden
Händen auf den Tisch gestützt, beugte Gary sich vor.
    »Sehen
Sie, meine Vorgesetzten glauben nicht, dass Sie Annie nur für eine

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