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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
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nicht wollte, dass ihre
wunderschöne Tochter im offenen Sarg aufgebahrt wurde. Monatelang verfolgte
meine Schwester mich danach in meinen Träumen, hielt sich ihr blutendes Gesicht
und flehte mich an, ihr zu helfen. Monatelang bin ich schreiend aufgewacht.
    »Warum tun
Sie das?«, fragte ich.
    »Dir die
Beine rasieren? Findest du es nicht entspannend?«
    »Das
meinte ich nicht.«
    »Von Daisy
zu sprechen? Es ist gut, über diese Dinge zu reden, Annie.«
    Wieder
überkam mich das Gefühl, das alles könne nicht wirklich passieren. Es konnte
nicht sein, dass ich in einem warmen Bad lag, während ein Irrer mir die Beine
rasierte und dabei verlangte, ich solle meine Gefühle rauslassen. Was war das
für eine Welt, in der so eine Scheiße passierte?
    »Steh auf
und stell das Bein auf den Badewannenrand, Annie.«
    »Es tut
mir leid, wir können gerne noch weiter reden. Aber bitte zwingen
Sie mich nicht, das zu tun ...« Seine Miene wurde ausdruckslos. Ich hatte
diesen Blick schon einmal gesehen.
    Ich stand
auf und stellte mein Bein auf den Rand der Badewanne.
    In der
kühlen Luft zitterte ich und sah zu, wie der nach Rosen duftende Wasserdampf
von mir abperlte. Ich hasste den Geruch von Rosen, schon immer. Und der Psycho?
    Er begann
zu summen.
    Ich wollte
ihn fortstoßen. Ich wollte ihm mein Knie ins Gesicht rammen, aber ich blickte
wie gebannt auf die funkelnde Klinge des Rasiermessers. Er tat mir nicht
körperlich weh, nur ein wenig mit den Fingernägeln, als er meinen Po packte, um
mich festzuhalten, trotzdem hatte ein ungeheures Entsetzen mich gepackt, als
drohte eine riesige Faust, meine Brust zu zerreißen.
    Vor Jahren
war ich einmal bei einem Gynäkologen, einem alten Kerl, bei dem ich vorher nur
einmal gewesen war. Dieses Mal musste er einen PAP-Abstrich machen, und ich
erinnerte mich noch gut, wie ich auf dem Rücken lag, seinen Kopf zwischen
meinen Beinen. Er war Hobbypilot, und überall in dem Raum hingen Fotos von
Flugzeugen. Als er das kalte Instrument in mich hineinstopfte, sagte er: »Denken
Sie an Flugzeuge.« Und das tat ich jetzt, als der Psycho mich rasierte. Ich
dachte an Flugzeuge.
    Als er
fertig war und mich abgeduscht hatte, musste ich aus der Wanne steigen, und er
trocknete mich vorsichtig ab. Dann schloss er den Schrank auf, holte eine große
Flasche Lotion heraus und begann, meinen Körper damit einzucremen.
    »Das fühlt
sich gut an, was?«
    Meine Haut
kribbelte. Seine Hände waren überall, glitten herum und massierten die Lotion
ein. »Bitte hören Sie auf. Bitte ...«
    »Warum
sollte ich?«, erwiderte er und lächelte. Er ließ sich Zeit und übersah keine
einzige Stelle.
    Als er
fertig war, ließ er mich auf der albernen flauschigen rosigen Badematte stehen.
Ich fühlte mich wie ein eingefettetes Schwein und roch nach diesen verdammten
Rosen. Ich musste nicht lange warten, bis er mit einer Handvoll Kleidung
zurückkam.
    Ich musste
einen winzigen weißen Spitzenslip anziehen - keinen Tanga oder so, einfach
einen normalen Slip - und einen dazu passenden trägerlosen BH. In meiner Größe.
Er trat zurück, musterte mich von oben bis unten. Dann klatschte er in die
Hände und gratulierte sich selbst, weil er seine Sache so gut gemacht hatte.
Anschließend reichte er mir ein Kleid - ein jungfräulich weißes Ding, das mir
in einem früheren Leben wahrscheinlich gefallen hätte. Es war hübsch und fühlte
sich teuer an. Wie das berühmte Kleid von Marilyn Monroe, aber nicht so gewagt,
sondern wie die Version für brave Mädchen.
    »Dreh
dich!«
    Als ich
mich nicht rührte, hob er eine Augenbraue und machte mit dem Finger eine
Kreiselbewegung in der Luft.
    Das Kleid
schien zu schweben, als ich mich drehte. Er nickte anerkennend, dann hob er den
Arm, damit ich anhielt.
    Nachdem er
mich aus dem Badezimmer geführt hatte, sah ich, dass er alle Bilder von mir
weggeräumt hatte. Die Schachtel war nirgendwo zu sehen. Auf dem Boden standen
Kerzen, das Licht war gedämpft, und dort stand es und sah riesig aus: das Bett.
Es schien auf uns zu warten.
     
    Ich musste
einen Weg finden, um zu ihm durchzudringen. Musste Zeit gewinnen, bis mich
jemand fand. Irgendjemand würde mich finden.
    »Wenn wir
warten, bis wir einander besser kennen«, sagte ich, »würde es noch außergewöhnlicher.«
    »Entspann
dich, Annie, es gibt nichts, wovor du dich fürchten müsstest.«
    Bert
erzählt Ernie, es sei ein wunderschöner Tag, um mal alle Nachbarn umzubringen.
    Er drehte
mich um und begann den Reißverschluss des

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