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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
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großzuziehen.« Seine Stimme klang
gepresst. »Aber sie war nicht zu jung, um die Beine für irgendeinen Kerl
breitzumachen, der mein Vater wurde.« Er schüttelte den Kopf, und etwas leiser
fuhr er fort: »Aber dann hat Juliet mein Leben verändert. Sie hatte ihren
eigenen Sohn verloren, als dieser erst ein Jahr alt war und noch gestillt
wurde. Sie hatte so viel Liebe zu geben ... Sie war es, die mir beibrachte,
dass die Familie alles ist. Und du, Annie, hast deine halbe Familie so früh
verloren. Ich weiß, dass du immer eine eigene haben wolltest - ich bin froh,
dass ich der Mann bin, den du ausgesucht hast.«
    Ausgesucht?
So hätte ich es nicht gerade formuliert. Und bevor der Psycho mich entführt
hatte, war ich mir nicht sicher gewesen, ob ich überhaupt Kinder haben wollte.
Mit dem Leben einer unabhängigen Karrierefrau war ich ziemlich zufrieden, und
ich gehörte noch nie zu den Frauen, die einen Raum voller Kinder betreten und
sagen: »Wie süß, so eins will ich auch haben!« Aber jetzt war ich schwanger,
und irgendein dämonenhaftes Kind wuchs in mir heran. Währenddessen redete er
über seine Mutter und gab mir die Chance, einen Blick in seinen Kopf zu werfen
und mehr über ihn zu erfahren. Einerseits hatte ich Angst, ihn aufzuschrecken,
aber andererseits musste ich langfristig denken.
    »Du hast
in der Vergangenheitsform von Juliet gesprochen. Ist deine Mom tot?«
    Das
Lächeln verschwand von seinem Gesicht. Er drehte sich um und starrte an die
Decke.
    »Sie wurde
mir genommen, als ich gerade achtzehn geworden war.« Ich wartete, dass er das
genauer erklärte, aber er starrte nur gedankenverloren vor sich hin.
    Ich sagte:
»Sie scheint ein ganz besonderer Mensch gewesen zu sein. Es ist schön, dass
ihr euch so nahe wart. Meine Mom hat mich nie verlassen, wie deine leibliche
Mutter, aber nach dem Unfall haben die Ärzte ihr Medikamente gegeben, so dass
sie ziemlich durcheinander war. Ich musste eine Weile bei meinem Onkel und
meiner Tante leben. Ich weiß, wie es sich anfühlt, allein zu sein.«
    Sein Blick
flog zu mir herüber und wieder zurück. »Wie war es, bei diesen Verwandten zu
wohnen? Waren sie freundlich zu dir?«
    Mit Mitte
zwanzig hatte ich eine Therapie gemacht, um mit meinen Gefühlen wegen des
Unfalls klarzukommen und um meine Probleme mit Mom aufzuarbeiten. Es hat mir
ziemlich geholfen - aber egal, wie oft ich die Geschichte erzählte, es wurde
niemals leichter. Noch nicht einmal mit Luke hatte ich über meine Gefühle
gesprochen.
    »Meine
Tante ist die Schwester meiner Mutter, und sie versuchen ständig, sich
gegenseitig zu übertrumpfen, aber zu mir war sie ganz nett, schätze ich. Meine
Cousine und mein Cousin sind älter als ich, und sie haben mich völlig ignoriert.
Aber es hat mir nichts ausgemacht.«
    »Wirklich?
Ich wette, es hat dir eine Menge ausgemacht.« In seiner Stimme lag kein Spott.
    »Es war
schwer, aber jetzt, wo ich älter bin, versuche ich zu verstehen, was meine
Mutter durchgemacht haben muss. Damals haben die Leute nicht einfach eine
Therapie gemacht oder an Trauergruppen teilgenommen. Stattdessen hat der Arzt
Pillen verteilt.«
    »Sie hat
dich fortgeschickt.«
    »Es war
nicht so schlimm.« Aber ich erinnerte mich an das Geflüster meiner Cousine und
das plötzliche Verstummen meines Onkels und meiner Tante, sobald ich den Raum
betrat. Wenn meine Mutter eine verwischte Version ihrer selbst war, dann
stellte meine Tante auf derselben Leinwand die harten Kanten und scharfen
Linien dar. Beide sind blond und zierlich, alle Frauen in der Familie außer mir
sind blond, aber Tante Vals Lippen waren einen Hauch dünner, die Nase einen
Tick länger, und die Augen standen enger zusammen. Und während Mom sehr
emotional war, egal, ob im Guten oder Schlechten, war Tante Val ruhig, kühl und
gefasst. Tröstende Umarmungen waren bei ihr selten.
    »Und dann
hat deine Mom euer Haus verkauft, oder? Die halbe Familie war tot, und dann war
auch noch das Haus weg.«
    »Woher
weißt du ...«
    »Wenn du
jemanden kennenlernen willst, wirklich kennenlernen,
dann gibt es viele Wege. Genauso, wie es für deine Mom viele Wege gegeben
hätte, mit der Situation umzugehen.«
    »Sie
musste es verkaufen, Dad hatte keine Lebensversicherung.« Sechs Monate nach
dem Unfall hatte Mom mich endlich wieder zu sich geholt, und erst da stellte
ich fest, dass mein Zuhause nicht mehr existierte.
    »Mag sein,
aber es kann nicht leicht für dich gewesen sein, nachdem sich bereits so vieles
verändert hatte. Und

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