Stevens, Chevy
zusammen Chow Mein kochen,
was hältst du davon?« Er legte die Arme um mich, bis er eingeschlafen war.
Ich spürte
immer noch seine Nässe zwischen meinen Beinen, aber ich weinte nicht. Als ich
an Luke dachte, musste ich beinahe aufschluchzen, aber ich biss kräftig auf
die Innenseite meiner Wange. »Es tut mir leid«, flüsterte ich in die
Dunkelheit.
Ich habe
Sendungen über Frauen gesehen, die jahrelang mit einem Kerl verheiratet
bleiben, der sie regelmäßig windelweich prügelt. Noch schlimmer, sie bleiben
nicht nur, sie versuchen sogar verzweifelt, diesen Typ glücklich zu machen,
was natürlich nie funktioniert. Ich wollte immer teilnahmsvoll sein, wollte
die Frauen verstehen, aber ich hab's nie begriffen, Doc. Für mich war es ganz
einfach. Pack deinen Kram zusammen und schick den Mistkerl zum Teufel, vorzugsweise
mit einem Tritt in den Hintern. O ja, ich hielt mich für unglaublich tough.
Doch fünf Tage allein, und schon verwandelte ich mich in ein Häufchen Elend.
Fünf beschissene Tage, und schon war ich bereit, alles zu tun,
was er wollte. Und jetzt werde ich als Heldin gefeiert. Helden springen in
brennende Häuser und retten kleine Kinder. Helden sterben für die gute Sache.
Ich bin keine Heldin, ich bin ein Feigling.
Heute
Abend habe ich schon wieder ein Interview, werde einer forschen Blondine mit
breitem Kaugummigrinsen gegenübersitzen, die mich fragt: »Wie haben Sie sich
dort oben gefühlt? Hatten Sie Angst?« Kein Witz, Doc. Sie sind nicht besser als
er, genauso sadistisch, aber sie zahlen besser.
Interessant,
dass kaum jemand fragt, wie ich mich jetzt fühle.
Nicht dass ich es ihnen erzählen würde. Ich frage mich nur, warum sich keiner
um die Zeit danach kümmert - die interessieren sich nur für die Story. Ich
schätze, sie glauben, danach sei alles vorbei gewesen. Ich wünschte, es wäre
so.
7. Sitzung
Kaum zu
glauben, dass wir schon die dritte Januarwoche haben, was, Doc? Ich bin nur
froh, dass der Weihnachts- und Silvesterrummel endgültig vorbei ist. Dabei
fällt mir ein - habe ich Ihnen schon von dem Weihnachten mit dem Psycho
erzählt? Ich glaube nicht, dass ich seine schlechte Meinung über alles, was mit
dem Fest zu tun hatte, tatsächlich jemals geteilt habe. Jedenfalls ließ er
mich eines Tages Platz nehmen und sagte mir, dass wir Dezember hätten, wir aber
kein Weihnachten feiern würden, weil das nur eine weitere Masche sei, mit der
die Gesellschaft die Menschen zu kontrollieren versuche.
Aber das
war noch nicht alles. Ich musste mir eine endlose Tirade anhören über das Übel
des Weihnachtsfestes und wie die Gesellschaft etwas Mythisches in eine Geldmaschine
verwandelt hatte. Das Letzte, was ich wollte, war, irgendetwas mit dem Psycho zu feiern, aber nachdem er sich über jeden beschissenen
Aspekt des Festes ausgelassen hatte, hätte ich dem Grinch persönlich dabei
geholfen, Weihnachten zu stehlen. Eigentlich hat dieser Mistkerl genau das
getan. Er hat mir Weihnachten gestohlen. Zusammen mit einem Haufen anderer
Dinge natürlich. Sie wissen schon, so was wie Stolz, Selbstachtung, Freude,
Sicherheit oder die Fähigkeit, im Bett zu schlafen ... was zählt da schon eine
Weihnachtsphobie ?
Na ja,
immerhin hatte ich es mit einem Baum probiert...
vielleicht
wird es nächstes Jahr ja besser. Sie sagten ja schon, ich solle die Möglichkeit
einkalkulieren, dass ich nicht immer so empfinden werde wie jetzt, und dass es
wichtig sei, auf die kleinsten Anzeichen von Fortschritt zu achten, so
unbedeutend sie auch scheinen mögen. Als ich heute auf meine vordere Veranda
getreten bin, habe ich den Geruch von Schnee in der Luft wahrgenommen, und ein
paar Sekunden lang war ich ganz aufgeregt. In diesem Jahr hatten wir noch
keinen Schnee, und sobald er einen Zentimeter hoch lag, sind Emma und ich darin
herumgetobt. Es ist so witzig, ihr dabei zuzusehen. Sie rennt, schlittert,
springt rum, buddelt drin und frisst ihn. Ich wünsche mir immer, ich wüsste,
was sie denkt. Wahrscheinlich Kaninchen, Kaninchen, ich muss
die Kaninchen kriegen. Ab und zu habe ich eine Handvoll
Leckerlis in den Schnee geworfen, damit sie mal was findet.
Danach
habe ich ein heißes Bad genommen und es mir mit einer Tasse Tee und einem Buch
vor dem Kamin gemütlich gemacht. Emmas Pfoten haben gezuckt, als sie im Traum
ihren Spaß noch einmal erlebte. Alle Erinnerungen an den Schnee kehrten zurück,
und ich fühlte mich gut. Als hätte ich etwas, auf das ich mich freuen kann.
Doch das
gute Gefühl
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