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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
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wehte
der Geruch nach verrotteten Blättern und feuchter Erde bis zum Bett hinüber - der
Geruch des sterbenden Sommers.
    Als er
wiederkam, war sein Gesicht gerötet, und die Augen glänzten. Eine Hand hielt er
hinter dem Rücken. Er setzte sich neben mich, dann zog er die Hand hervor. Die
Faust war geschlossen.
    »Manchmal
im Leben müssen wir schwere Zeiten durchmachen«, sagte er. »Aber das sind nur
Prüfungen, und wenn wir stark bleiben, werden wir vielleicht belohnt.« Seine Augen
suchten meine. »Mach die Hand auf, Annie.« Ohne den Blick abzuwenden, drückte
er mir etwas Kleines, Kühles in die Handfläche. Ich hatte Angst, es mir
anzusehen.
    »Vor
langer Zeit habe ich das jemandem geschenkt, aber sie hatte es nicht verdient.«
Meine Handfläche juckte. Er hob die Augenbrauen. »Willst du es dir nicht
ansehen?« Langsam senkte ich den Blick auf die feine Goldkette, die in meiner
Hand glitzerte. Mit dem Finger deutete er auf das winzige goldene Herz in der
Mitte. »Ist es nicht wunderschön?« Am liebsten hätte ich die Kette so weit von
mir geschleudert, wie ich konnte.
    Ich sagte:
»Ja, ja, das ist sie. Danke.«
    Er nahm
sie mir aus der Hand. »Setz dich hin, damit ich sie dir umlegen kann.« Meine
Haut kribbelte, als die Kette mich berührte.
    Ich wollte
ihn fragen, was mit dem Mädchen passiert war, dem die Kette gehört hatte, aber
ich fürchtete mich vor der Antwort.
     
    8. Sitzung
     
    Ich fange
an, meine innere Einstellung ernsthaft zu hinterfragen, Doc. Es war mir schon
klar, dass ich irgendeine Einstellung hatte, aber langsam
wird sie mir lästig. Sie wissen schon, sie stört beim Leben und so. Klar, auch
bevor das alles passierte, lief es nicht gerade blendend für mich - Schwester
tot, Dad tot, Mom ewig betrunken, der Stiefvater ein Volltrottel -, aber
zumindest habe ich nicht versucht, meinen Mist der ganzen Welt überzustülpen.
Und jetzt? O Mann, es scheint niemanden und nichts zu geben, das mich nicht ankotzt.
Sie, die Reporter, die Cops, der Postbote, ein Stein auf der Straße. Dabei habe
ich gar nichts gegen Steine. Und Menschen mochte ich früher auch, ich konnte
eigentlich sogar verdammt gut mit Leuten umgehen. Aber heute?
    Nehmen Sie
meine Freunde. Sie rufen an oder versuchen, mich zu besuchen, sie laden mich
immer noch zu allem Möglichen ein, aber sofort denke ich, dass sie nur einen Exklusivbericht
über die Ermittlungen haben wollen oder dass die Einladungen so 'n Mitleidsding
sind nach dem Motto: Wir sollten die Ärmste mal wieder
einladen. Und wenn ich dann nein sage, sitzen sie wahrscheinlich rum
und reden über mich.
    Sehen Sie,
und dass ich allein so etwas denke, geschweige
denn ausspreche, ist gehässig und kindisch von mir. Ich sollte den Leuten
dankbar sein, dass sie sich genug Sorgen machen, um es zumindest immer wieder
zu versuchen, oder?
    Die Sache
ist die, es gibt nicht viel in meinem Leben, das ich mit anderen teilen möchte,
und bei der Hälfte von dem, über das sie diskutieren, habe ich den Anschluss
verloren. Bei Filmen, weltbewegenden Ereignissen, Trends und Technik hinke ich
hinterher. Wenn ich also bei einem meiner kurzen Ausflüge in die Welt da
draußen Bekannte treffe und sie nach ihrem Leben frage, schauen sie ganz
erleichtert und plappern los, über ihren Stress im Job oder den neuen Freund
oder eine Reise, die sie vorhaben. In solchen Momenten finde ich es fast tröstlich
zu hören, dass andere Menschen jeden Morgen aufstehen und ihr Leben leben, obwohl
meins total im Eimer ist. Eines Tages werde ich vielleicht auch wieder über
meine Arbeit meckern können.
    Aber
sobald wir uns verabschiedet haben und ich ihnen nachblicke, wie sie
zurückgehen in ihr nettes normales Leben, bin ich schon wieder sauer. Ich
hasse sie dafür, dass es ihnen nicht so dreckig geht wie mir, hasse sie dafür,
dass sie sich amüsieren können. Und ich hasse mich selbst für diesen Hass.
    Ich habe
es sogar geschafft, Christina zu verprellen, auch wenn sie nicht kampflos
aufgegeben hat. Als ich wieder in mein Haus gezogen bin, hat sie alles dafür
getan, um es wohnlich zu machen, hat Möbel zusammengesammelt und den Strom
wieder angemeldet. Sie hat sogar den Kühlschrank gefüllt. Ihre Fähigkeit, die
Regie zu übernehmen, war eines der Dinge, die ich früher am meisten an ihr mochte.
In der Vergangenheit war ich mehr als glücklich damit, Christina mein Leben
organisieren zu lassen. Aber als sie anfing, mit ihrem Fengshui-Buch in meinem
Haus herumzulaufen und nach Dingen Ausschau zu

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