Stevens, Chevy
halten, die sie umstellen
müsste, damit die heilende Energie umgeleitet wird, und mir eine Liste mit
Telefonnummern von Therapiehanseln mitbrachte - das war vor Ihrer Zeit - und
Broschüren über Zufluchtsorte für Vergewaltigungsopfer, wurde ich immer
streitsüchtiger und sie immer aggressiver.
Dann kam
ihr Lass-uns-drüberreden-Tick. Sie brachte literweise Wein und ihre
Tarotkarten mit. Sie legte die Karten und las dann aus einem Buch die Kernsätze
vor, wie zum Beispiel: »Du hast im Übermaß allein gekämpft. Es ist an der Zeit,
dass du deine Last mit denen teilst, die dir nahestehen.« Für den Fall, dass
ich den Wink nicht verstanden hätte, folgte auf jede Erklärung ein tiefer
Blick in die Augen und eine Pause. Ich kam mit diesen Besuchen irgendwie klar,
auch wenn ich sie nicht gerade genoss, aber als sie eines Tages die Karten
ablegte und sagte: »Du wirst nie darüber hinwegkommen, wenn du nicht anfängst,
darüber zu reden«, blaffte ich zurück: »Wie öde ist eigentlich dein Leben,
Christina, dass du's nötig hast, dich an meinem Scheiß aufzugeilen?«
Sie sah
mich verletzt an. Ich murmelte eine Entschuldigung, aber kurz danach ging sie.
Das letzte
Mal, als wir miteinander gesprochen haben - ist schon Monate her -, machten wir
aus, dass sie ein paar von ihren alten Klamotten vorbeibringen würde. Ich versuchte
ihr das auszureden, aber sie bestand darauf, dass mir das guttun würde. Eine
Stunde, bevor sie kommen sollte, fühlten sich meine Eingeweide vor Ärger und
Verbitterung wie verknotet an. Ich piepte sie an und sagte ab, anschließend
fuhr ich drei Stunden lang in der Gegend rum. Als ich nach Hause kam, wartete
vor der Treppe ein großer Karton mit Klamotten auf mich, den ich geradewegs in
den Keller verfrachtete.
Als sie
mich am nächsten Tag anrief, ging ich nicht ran, aber sie hinterließ eine
Nachricht. Sie klang überdreht und enthusiastisch, fragte, ob ich die Sachen
bekommen hätte, und sagte, dass sie es nicht erwarten könne, mich darin zu sehen.
Ich rief zurück und bedankte mich auf ihrer Mailbox, aber seitdem habe ich
nicht mehr auf ihre Nachrichten geantwortet.
Was zum
Teufel stimmt nicht mit mir? Warum bin ich so verdammt wütend auf alle und
jeden?
Eines
Nachts war ich sicher, der Psycho hätte irgendeinen Namen gesagt. Er sprach
nicht laut genug, dass ich ihn verstanden hätte, aber ich wusste, dass es
nicht meiner war. Ich war nicht so dumm, ihn danach zu fragen, aber ich machte
mir so meine Gedanken.
Was den
Sex anging, war er ziemlich einfach gestrickt. Gott sei Dank. Ich schätze, dass
ich mit meinem Irren noch ziemliches Glück gehabt habe. Verstehen Sie mich
nicht falsch, ich will ihn nicht loben oder so, aber er hat mich nie in den
Arsch gefickt oder mich dazu gezwungen, ihm einen zu blasen - wahrscheinlich
wusste er, dass ich versuchen würde, ihm den Schwanz abzubeißen. Inzwischen
hatte ich meine Rolle im Griff. Ich wusste, wo ich ihn berühren, was ich sagen
und wie ich es sagen musste. Ich tat, was immer nötig war, damit es schnell vorbeiging,
und ich war verdammt gut darin.
Körperlich
machte es die Sache leichter, wenn ich ihm half, aber emotional gab ein
weiterer Teil von mir auf und entglitt mir.
Sobald der
Psycho wusste, dass ich schwanger war, schien es ihm nicht mehr so wichtig zu
sein, es jeden Abend zu tun, aber die Badezeremonie behielt er bei. Manchmal
legte er nur den Kopf auf meine Brust und sprach zu mir, ehe er einschlief.
Mit sanfter Stimme erläuterte er mir seine Theorien über alles, von Staub bis
Kotze. Meistens ging es ihm allerdings um Liebe und die Gesellschaft. Zum
Beispiel sagte er oft, in unserer Gesellschaft ginge es nur ums Aneignen und
Besitzen - nicht dass ihn das davon abgehalten hatte, sich mich anzueignen und
zu besitzen.
Die
Vorstellung, dass sich meine Gene mit seinen vermischten und daraus etwas
Neues entstand, machte mich krank. In irgendeiner Weise mit ihm verbunden zu
sein war das Letzte, was ich wollte, und wenn wir nachts im Bett lagen,
versuchte ich meinen Körper zu einer Fehlgeburt zu überreden. Mit jedem
negativen Gedanken, der mir einfiel, zielte ich auf das Monster, das in mir
heranwuchs, und stellte mir vor, wie mein Körper es abstieß. Mein Schlaf
endete gewöhnlich in kalten Schweißausbrüchen, nach Albträumen über
fratzenhafte Föten, die mein Inneres auseinanderrissen.
Den ganzen
Winter über plagte mich die Vorstellung, da oben mit dem Psycho an meiner Seite
ein Kind zur Welt zu bringen. Als
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