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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
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Geschäftsidee. Ich kann dir noch keine Einzelheiten verraten, ehe
alles abgeschlossen ist, aber er ist an einer richtig großen Sache
dran.«
    Man sollte
meinen, dass sie endlich kapiert hätten, dass man aus Dreck kein Gold machen
kann. Manchmal tat Wayne mir fast leid. Er ist kein schlechter Kerl, nicht
einmal dumm, er ist einfach nur einer von diesen Typen, die unbedingt etwas
sein wollen. Aber anstatt Gas zu geben und voranzukommen, ist er so
beschäftigt damit zu versuchen, die schnellste Route dorthin herauszufinden,
dass er am Ende nur im Kreis fährt.
    Als ich
ein Kind war, hat er mich ein paarmal mitgenommen, wenn er eine neue
Geschäftsidee verkaufen wollte. Ich schämte mich für ihn - während er redete,
stand es den Leuten bereits ins Gesicht geschrieben, und wenn sie versuchten,
sich abzuwenden, sprach er eben lauter. In den ersten Tagen nach so einem
Treffen lief er überglücklich im Haus rum, überprüfte tausendmal den
Anrufbeantworter, und er und Mom tranken und prosteten einander zu. Keine
seiner Ideen wurde jemals umgesetzt.
    Hin und
wieder tat er etwas, das mich auf den Gedanken brachte, dass er vielleicht doch
kein totaler Loser war. Zum Beispiel als ich fünfzehn war, da gab es ein
Konzert, auf das ich unbedingt gehen wollte, und ich sammelte ein ganzes
Wochenende überall in der Stadt Altglas. Am Montag - dem einzigen Tag, an dem
sie die Karten verkauften - brachte ich es fort, aber ich bekam längst nicht so
viel zusammen, wie ich gebraucht hätte. Ich schloss mich in meinem Zimmer ein
und weinte. Als ich schließlich wieder auftauchte, fand ich einen Briefumschlag
unter meiner Tür mit Waynes Handschrift darauf und der Karte drin. Als ich
versuchte, ihm zu danken, wurde er rot und sagte: »Mach dir keine Gedanken
darüber!«
    Sobald ich
anfing, als Maklerin richtig gut zu verdienen, versuchte ich, ihnen unter die
Arme zu greifen - neue Reifen, neuer Computer, neuer Kühlschrank, selbst
Bargeld für die Einkäufe im Supermarkt bekamen sie von mir. Zuerst fühlte es
sich gut an, ihnen helfen zu können, aber dann merkte ich, dass ich mein Geld
genauso gut in ein tiefes Loch hätte werfen können - ein Loch, das geradewegs
in der nächsten schwachsinnigen Geschäftsidee mündete. Nachdem ich mir das Haus
gekauft hatte, konnte ich mir es nicht mehr leisten, ihnen so viel zu geben,
also setzte ich mich hin und erklärte ihnen, wie man einen Finanzplan
erstellt. Mom starrte mich nur an, als würde ich chinesisch reden. Inzwischen
müssen sie es aber irgendwie hinbekommen haben, denn ihr Lebensstil hat sich
nicht geändert.
    Mom riss
mich aus meinen Gedanken. »Du sagst ja gar nichts.«
    »Tut mir
leid. Ich wünsche ihm, dass es klappt.«
    »Dieses
Mal habe ich ein gutes Gefühl.«
    »Das hast
du letztes Mal auch gesagt.«
    Sie
schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Deine negative Einstellung ist mir gar
nicht recht, Annie. Nach allem, was der Mann für dich getan hat, nachdem du
verschwunden warst - nach allem, was wir beide getan
haben -, könntest du ruhig ein bisschen mehr Interesse zeigen. Das ist ja wohl
das mindeste.«
    »Tut mir
leid, aber ich bin gerade nicht sonderlich gut aufgelegt.«
    »Wenn du
dein Haus hin und wieder mal verlassen würdest, anstatt den ganzen Tag nur
Trübsal zu blasen, wärst du vielleicht auch am Telefon freundlicher.«
    »Unwahrscheinlich.
Wann immer ich versuche rauszugehen, stürzt sich ein schwachsinniger Reporter
auf mich, ganz zu schweigen von den Hollywoodagenten mit ihren bescheuerten
Angeboten.«
    »Sie
versuchen nur, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, Annie. Und wenn diese Reporter,
die du so sehr hasst, nicht für die Interviews zahlen würden, hättest du selbst
nichts zum Leben, oder?«
    Mom
schafft es immer, dass ich mir richtig mies vorkomme. Besonders, weil sie
recht hat - diese Geier finanzieren tatsächlich meinen Lebensunterhalt, jetzt,
wo meine Ersparnisse beinahe aufgebraucht sind. Aber ich habe mich immer noch
nicht an den Ablauf gewöhnt oder daran, mich in den Zeitungen oder auf dem
Bildschirm zu sehen. Mom bewahrt jeden Zeitungsausschnitt von jedem Interview
auf - das war ihre Gelegenheit, ein Sammelalbum für mich anzulegen - und
zeichnet jede Fernsehsendung auf. Sie hat mir Kopien gegeben, aber ich habe nur
zwei von ihnen angeschaut und den Rest in die Schublade gestopft.
    »Deine
fünfzehn Minuten Ruhm sind fast vorbei, Annie. Was willst du dann machen, um an
Geld zu kommen? Wovon willst du das Haus bezahlen?«
    »Mir wird
schon etwas

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