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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
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roboterhaft.
    »Ich war
behutsam ... ich war immer vorsichtig, wenn ich sie berührte. Ich habe sie nie
zum Weinen gebracht. Es war nicht richtig.«
    »Hat er
ihr weh getan?«
    Mit leerem
Blick starrte er unbewegt auf meine Brust. Dann schüttelte er langsam den Kopf
und wiederholte: »Es war nicht richtig.«
    Er strich
sich über den Halsansatz. »Sie sah mich ... im Spiegel. Sie sah mich.« Die Haut
unter seinen Fingern rötete sich, als er für einen Moment den Griff um seine
Kehle verstärkte, dann zog er die Hand zurück und rieb sich damit über den
Schenkel, als wollte er etwas von seiner Hand abwischen.
    Mit
kratziger Stimme sagte er: »Dann lächelte sie.« Die Mundwinkel des Psychos
hoben sich zu einem verzückten Lächeln, der Mund wurde breiter, bis das Gesicht
fast einer Grimasse glich. Er verharrte so lange mit dieser Miene, dass es weh
tun musste. Mein Herzschlag geriet ins Stocken.
    Endlich
sah er mir in die Augen und sagte: »Danach hat sie die Tür immer offen
gelassen. Jahrelang hat sie die Tür offen gelassen.«
    Seine
Stimme wurde erneut flacher. »Als ich fünfzehn war, begann sie, mich zu
rasieren, so dass ich überall so weich war wie sie, und wenn ich sie nachts zu
sehr festhielt, wurde sie wahnsinnig. Manchmal, wenn ich geträumt hatte ...
musste ich das Laken verbrennen. Sie veränderte sich.«
    Ich
achtete darauf, meine Stimme weich und leise klingen zu lassen, und sagte:
»Veränderte sich?«
    »Eines
Tages kam ich früher aus der Schule nach Hause. Aus dem Schlafzimmer kamen
Geräusche. Ich dachte, er sei unterwegs. Also ging ich zur Tür.« Jetzt rieb er
sich die Brust, als bekäme er nur schwer Luft.
    »Er war
hinter ihr. Und ein anderer Mann, ein Fremder ... ich ging, ehe sie mich sah.
Wartete draußen, unter der Veranda ...«
    Unvermittelt
verstummte er, und nach ein paar Herzschlägen sagte ich: »Unter der Veranda?«
    »Bei
meinen Büchern. Da hatte ich sie versteckt. Ich durfte nur im Haus lesen, wenn er
da war. Sobald er weg war, sagte sie, sie wirkten sich störend auf unsere
gemeinsame Zeit aus. Wenn sie mich mit einem erwischte, riss sie die Seiten
raus.« Jetzt wusste ich, warum er so sorgsam mit seinen Büchern umging.
    »Eine
Stunde später, als die Männer über mir die Veranda überquerten, konnte ich
immer noch ihren Duft an ihnen riechen. Sie gingen ein Bier trinken. Sie war
drinnen - und summte.« Er schüttelte den Kopf. »Sie hätte
nicht zulassen sollen, dass sie solche Dinge mit ihr taten. Sie war krank. Sie
konnte nicht erkennen, dass es falsch war. Sie brauchte meine Hilfe.«
    »Und das
hast du getan? Ihr geholfen?«
    »Ich
musste sie retten, uns retten, ehe sie sich so veränderte, dass ich ihr nicht
mehr helfen konnte, verstehst du?«
    Ich
verstand. Ich nickte.
    Zufrieden
fuhr er fort: »Eine Woche später war sie einkaufen, und ich bat ihn, einen
Ausflug mit mir zu machen, damit ich ihm eine alte Mine oben im Wald zeigen
konnte.« Er starrte hinunter auf das Messer im Hals des Hirsches. »Als sie nach
Hause kam, sagte ich, dass er seine Siebensachen gepackt habe und gegangen
sei, er habe jemand anders gefunden. Sie weinte, aber ich kümmerte mich um
sie. Genau wie am Anfang, aber jetzt war es besser, weil ich sie nicht mehr
teilen musste. Dann wurde sie krank, und ich tat alles, was sie wollte, alles,
worum sie mich bat. Alles. Als sie immer kränker wurde und mich bat, sie zu
töten, glaubte sie, ich würde es ohne Umstände tun. Aber ich wollte nicht. Ich
konnte nicht. Sie bettelte und sagte, ich sei kein richtiger Mann, dass ein
richtiger Mann es schaffen würde. Sie sagte, er hätte es
getan, aber ich konnte einfach nicht.«
    Während er
erzählt hatte, war die Sonne verschwunden, und es begann zu schneien - ein
feiner weißer Staub bedeckte den Hirsch und uns. Eine der blonden Strähnen war
dem Psycho in die Stirn gefallen und kringelte sich, und seine Wimpern waren
verklebt und glitzerten. Ich war mir nicht sicher, ob das am Schnee oder an
Tränen lag, aber er sah aus wie ein Engel.
    Meine
Beine taten mir weh, weil ich zu lange in einer Stellung gekauert hatte, aber
es war undenkbar, dass ich ihn bat, ob ich die Beine strecken durfte. Mein
Körper verharrte zwar bewegungslos, aber meine Gedanken überschlugen sich.
    Er
schüttelte den Kopf und blickte vom Messer auf.
    »Um deine
Frage zu beantworten, Annie, es kann sich großartig anfühlen. Aber wir sollten
besser weitermachen, sonst wittern die wilden Tiere noch das frische Blut und
machen Jagd auf

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