Stevens, Chevy
einfallen.«
»Zum
Beispiel?«
»Irgendwas,
Mom, ich werde mir etwas überlegen.« Was würde ich
machen? Mein Magen verkrampfte sich zu einem festen Klumpen.
»Vielleicht
ist es gar nicht so eine schlechte Idee, mal mit einem Agenten zu reden.
Womöglich können sie dir einen Vorschuss zahlen.«
»Du
meinst, sie können sich selbst eine goldene Nase verdienen. Einer, mit dem ich
gesprochen habe, wollte, dass ich alle Rechte abtrete - wenn ich auf ihn gehört
hätte, hätten die Filmleute machen können, was immer ihnen einfällt.«
»Dann rede
selbst mit einem Produzenten.«
»Ich will
mit keinem von denen reden, Mom. Warum ist
das so schwer zu begreifen?«
»Mein
Gott, Annie, ich habe nur eine simple Frage gestellt, deswegen brauchst du mir
doch nicht gleich den Kopf abzureißen.«
»Tut mir
leid.« Ich holte tief Luft. »Vielleicht sollte ich öfter rausgehen. Wir reden
besser über etwas anderes, ehe ich völlig durchdrehe.« Ich zwang mich zu einem
Lachen. »Was macht dein Garten?«
Es gibt
zwei Dinge, über die Mom liebend gern spricht - Gärtnern und Kochen. Beides
beansprucht viel liebevolle Aufmerksamkeit, die meine Mutter schon immer
leichter und verschwenderischer den Pflanzen und dem Essen entgegenbringen
konnte als mir.
Ich
erinnere mich, dass ich als Kind tatsächlich auf ihre Rosen eifersüchtig war -
auf die Art, wie sie mit ihnen sprach, sie berührte, ständig nach ihnen sah,
und wie stolz sie war, wenn eine von ihnen bei einem lokalen Wettbewerb
ausgezeichnet wurde. Es war schon schlimm genug, dass ich eine Schwester hatte,
die Preise gewann, ganz zu schweigen von einer Cousine, aber wie zum Teufel
sollte ich mich mit Rosen messen?
Manchmal fragte ich mich, ob es daran lag, dass sie sich bloß an Rezepte oder
Pflanzanleitungen zu halten brauchte, und alles wurde so, wie sie es wollte -
anders als bei den meisten anderen Dingen im Leben, vor allem Kindern.
Sie hat
versucht, mir Kochen beizubringen, und ich wollte es lernen - aber mein Mangel
an Talent wurde nur noch übertrumpft durch das absolute Fehlen eines grünen Daumens.
Vor der Zeit auf dem Berg hatte nicht einmal eine verdammte Blumenampel eine
ernsthafte Überlebenschance bei mir. Das hat sich dort oben geändert, als es
Mitte April Frühling wurde und der Psycho mich nach draußen ließ, damit ich
einen Garten anlegte.
Beim
ersten Mal war ich etwa im siebten Monat schwanger, und meine Augen fühlten
sich an, als würden sie vom Licht und der Schönheit des Frühlings explodieren.
Als ich den ersten Zug der klaren Bergluft einatmete - seit Monaten hatte ich
nichts als den Rauch des Holzfeuers und die Zedernholzwände gerochen -,
kitzelte mich der Duft der sonnenbeschienenen Tannen, der Wildblumen und der
moosbedeckten Erde unter meinen Füßen in der Nase. Ich wollte mich auf den
Boden werfen und mein Gesicht darin vergraben. Am liebsten hätte ich sie gegessen!
Wenn ich
mich weiter im Norden der Insel oder auf dem Festland befände, so nahm ich an,
hätte wahrscheinlich überall noch Schnee gelegen, aber hier war es warm, und um
mich herum wucherte es üppig. Das Grün hatte alle Schattierungen, die man sich
vorstellen konnte - graugrün, smaragdgrün, piniengrün, moosgrün -, selbst die
Luft roch grün. Ich konnte nicht sagen, ob es
tröstlich war, dass ich so nah bei meinem Zuhause war oder ob es alles nur noch
schlimmer machte.
Beim
ersten Mal durfte ich mich nicht weit von der Hütte entfernen, aber er konnte
mich nicht davon abhalten, alles mit meinen Blicken aufzusaugen. Die Bäume, die
uns umgaben, standen so dicht, dass ich nicht erkennen konnte, ob es um uns
herum noch weitere Berge gab. Ein paar Stellen der Lichtung waren mit Gras
bewachsen, aber zum größten Teil war der Boden mit Moos und Steinen bedeckt. Es
musste schwer gewesen sein, hier oben eine Klärgrube anzulegen, ganz zu
schweigen einen Brunnen zu bohren, aber vielleicht bekamen wir das Wasser auch
vom Fluss. Am Waldrand entdeckte ich ein paar Baumstümpfe, also hatte man hier
in der Vergangenheit Holz geschlagen. Eine Straße konnte ich nicht sehen, aber
ganz in der Nähe musste es eine Zufahrt geben.
Der Fluss
verlief rechts von der Hütte - dort, wo auch die erhöhten Beete waren -, ein
Stück den Abhang hinunter. Das Wasser hatte die Farbe von Jade. An manchen
Stellen wurde die Strömung langsamer und das Wasser dunkelgrün, fast schwarz,
so dass sich natürliche tiefe Badestellen bildeten.
Von außen
sah die Hütte richtig niedlich aus, mit
Weitere Kostenlose Bücher