Stevens, Chevy
dass ich den Drink entdeckt hatte,
und stellte sich so hin, dass ich ihn nicht mehr sehen konnte. Mit Blicken
forderte sie mich auf, etwas zu sagen.
»Du hast
recht. Entschuldigung.« Es war einfacher so.
Ich hatte
keine Idee, wie ich mich elegant aus der Affäre ziehen sollte, also half ich
ihr, das Essen aufzutragen, wobei ich versuchte, Lukes Blick auszuweichen. Er
streckte die Hände aus, um einen heißen Teller von mir entgegenzunehmen, und
ich erinnerte mich an diese Hände auf meinem Körper, dann dachte ich an die
Hände des Psychos auf mir und ließ den Teller fallen. Luke fing ihn reflexartig
auf, ehe er auf den Tisch krachte, aber Mom hatte es trotzdem bemerkt.
»Alles in
Ordnung, Annie Bear?«
Ich
nickte, aber es war alles andere als in Ordnung. Ich saß Luke gegenüber und
schob die Pasta auf meinem Teller hin und her. Ich war mir der Uhr über meinem
Kopf nur allzu sehr bewusst, die mir sagte, dass ich um diese Zeit nichts
essen durfte, und mein leerer Magen rollte sich in einer Ecke zusammen.
Während
des Abendessens versuchte mein Stiefdad, Luke von seiner neusten Geschäftsidee
zu erzählen, bis Mom ihn unterbrach und Luke fragte, ob ihm aufgefallen sei,
dass sie frische Petersilie in ihr selbstgebackenes Knoblauchbrot getan hatte.
Ach, und hatte sie schon erwähnt, dass die Petersilie aus ihrem eigenen Garten
kam? Wayne wurde zwei weitere Sätze los, dann schwieg er und nahm einen Bissen.
Mom war inzwischen richtig in Fahrt. Sie ließ sich über die Feinheiten der
Zubereitung einer perfekten Spaghettisoße aus, was es erforderlich zu machen
schien, dass sie alle zwanzig Sekunden Luke am Arm berührte und ihm ermutigend
zulächelte, wenn er eine Frage stellte.
Nachdem
alle ihren Teller leergegessen hatten, entstand eine Gesprächspause, als den
anderen auffiel, dass mein Teller immer noch voll war. Dann sagte Wayne:
»Annie geht es schon viel besser.«
Wir
starrten ihn an, und ich dachte: Verglichen womit?
Luke
sagte: »Lorraine, das war phantastisch, und du hast recht, unsere Spaghetti im
Restaurant sind nicht halb so gut.«
Mom
tätschelte seinen Arm und sagte: »Ich habe es dir doch gesagt. Wenn du nett zu
mir bist, zeige ich dir vielleicht ein paar von meinen Tricks.« Sie lachte
kehlig.
»Es wäre
mir eine Ehre, wenn du mir dein Rezept verraten würdest, aber im Moment wäre
ich gerne ein paar Minuten mit Annie allein, wenn es dir recht ist.« Er wandte
sich an mich, aber die Vorstellung, mit Luke allein zu sein, ließ mir das Blut
in den Adern gefrieren und offensichtlich auch in meinen Lippen, denn sie
schienen nicht die Worte formen zu können, nein, es
ist mir nicht recht, es ist mir überhaupt nicht recht.
Ich war
nicht die Einzige, die es unvorbereitet getroffen hatte. Moms und Waynes Köpfe
fuhren in die Höhe wie bei zwei Marionetten. Moms Hand ruhte immer noch auf
Lukes Arm. Sie zog sie zurück, als hätte sie sich verbrannt.
»Dann
sollte ich wohl besser die Küche aufräumen.« Als niemand Anstalten machte, sie
aufzuhalten, schob sie ihren Stuhl so schnell zurück, dass er über das Linoleum
schrammte, und schnappte sich ein paar Teller. Wayne stand auf, um ihr zu
helfen, und als sie in der Küche waren, hörte ich ihn etwas darüber sagen, dass
sie den Kindern etwas Privatsphäre gönnen sollten und draußen eine rauchen
könnten. Ihre gedämpfte Antwort klang alles andere als glücklich, aber kurz
darauf hörte ich, wie die Küchentür geöffnet und wieder geschlossen wurde, und
dann die Schritte der beiden draußen auf der Veranda. Mom lugte durch die
Schiebetür, die vom Essbereich ins Freie führte, doch als ich es bemerkte,
verschwand sie außer Sichtweite.
Ich fuhr
fort, meine Spaghetti mit der Gabel aufzudrehen. Dann stieß Luke mich unterm
Tisch mit dem Fuß an und räusperte sich. Meine Gabel fiel scheppernd auf den
Teller und bespritzte mich mit Tomatensoße und, was noch schlimmer war, sein
weißes Hemd, wie mit Blutstropfen.
Ich sprang
auf und griff nach dem Küchenpapier, aber Luke beugte sich vor und ergriff
meine Arme.
»Es ist
nur Spaghettisoße.« Ich starrte auf seine Hände herunter, die meine Handgelenke
umklammerten, und versuchte sie wegzuziehen. Er ließ mich auf der Stelle los.
»Mist. Bitte entschuldige, Annie.«
Ich
rubbelte meine Arme mit den Händen ab.
»Darf ich
dich überhaupt nicht anfassen?«
Ich
blinzelte verzweifelt, um die Tränen zurückzuhalten, aber eine entwischte, als
ich die Antwort in seinen Augen aufflackern sah. Ich ließ
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