Stich ins Herz - Robb, J: Stich ins Herz - Origin in Death (Death 21)
verstanden, was Sie für Rechte und für Pflichten haben?«
»J a.«
»S ie würden die Vernehmung deutlich erleichtern, wenn Sie einzeln sprechen würden.«
Die drei Frauen sahen einander an. »W ir wissen nicht, was Sie von uns erwarten.«
»V ersuchen wir es einfach mit der Wahrheit. Sie.« Sie zeigte auf die Frau, die ganz am Rand des Tisches saß. »E rst mal antworten Sie. Welche von Ihnen dreien hat in dem Haus gelebt, in dem Wilfred Icove junior ermordet worden ist?«
»W ir alle haben dort irgendwann einmal gelebt.«
»F reiwillig oder weil Ihr Mann oder Ihr Schwiegervater Sie dazu gezwungen hat?«
»E s lief immer alles nach Vaters Vorstellung. Immer. Wir haben mitgemacht. Wir hatten schließlich keine andere Wahl.«
»S ie nennen ihn Vater.«
»W eil er unser Vater war. Weil wir seine Kinder sind.«
»B iologisch?«
»N ein. Aber er hat uns gemacht.«
»G enau wie Deena Flavia.«
»S ie ist unsere Schwester. Vielleicht nicht biologisch«, fügte Avril erklärend hinzu. »A ber emotional. Sie ist wie wir. Sie ist nicht mit uns identisch, aber trotzdem ist sie wie wir.«
»E r hat Sie und andere wie Sie mithilfe eines illegalen Verfahrens geschaffen.«
»E r nannte es die lautlose Geburt. Sollen wir Ihnen erklären, was das ist?«
»J a.« Eve lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »W arum eigentlich nicht?«
»W ährend der Kriege hat Vater die Bekanntschaft von Jonah Wilson, dem bekannten Vererbungsforscher, und dessen Frau, Eva Samuels, gemacht.«
»W as für eine Beziehung hatten Sie zu Eva Samuels? Sie haben denselben Mädchennamen wie sie.«
»W ir sind nicht mit ihr verwandt. Wir stammen nicht von ihr ab. Sie haben den Namen ausgesucht, weil es praktisch war.«
»S ind Ihre biologischen Eltern die Menschen, die auch als Ihre Eltern in Ihrer offiziellen Geburtsurkunde stehen?«
»W ir wissen nicht, wer unsere Eltern sind. Aber es ist zweifelhaft, dass es diese Menschen sind.«
»O kay, erzählen Sie weiter. Icove, Wilson und Samuels haben sich also zusammengetan.«
»S ie hatten großes Interesse an der Arbeit des jeweils anderen. Obwohl Vater Dr. Wilsons radikaleren Theorien und Experimenten anfangs eher skeptisch und argwöhnisch gegenüberstand.«
»W issen Sie«, fuhr die zweite Avril fort, »b ereits damals wurden Experimente zu diesem Thema durchgeführt. Obwohl er skeptisch war, konnte er sich der Faszination des Themas nicht entziehen. Nach dem Tod von seiner Frau wurde er von Trauer überwältigt. Sie war mit seiner Tochter schwanger, und plötzlich hatte er beide verloren. Er versuchte noch zu ihnen zu gelangen, aber bis er endlich dort war, konnte er nichts mehr für die beiden tun. Es war bereits zu spät.«
»Z u spät, um zu versuchen, wenigstens ihre DNA zu retten und sie möglicherweise noch einmal zu erschaffen.«
»J a.« Die dritte Avril lächelte. »S ie verstehen. Er konnte seine Frau und das Kind, mit dem sie schwanger war, nicht retten. Trotz all seines Wissens und all seiner Fähigkeiten war er völlig hilflos, wie er es auch schon bei seiner Mutter gewesen war. Aber dann erkannte er, was möglich wäre. Wie viele geliebte Menschen gerettet werden könnten.«
»D urch Klonen.«
»D urch die lautlose Geburt«, fuhr jetzt wieder die erste Avril fort. »E s gab so viele Tote, so viele Menschen, die verloren waren. So viele Menschen, die fürchterliche Schmerzen litten. So viele verwaiste und verletzte Kinder. Er hatte die Absicht, sie zu retten. Dieses Verlangen trieb ihn an.«
»U nd die ungewöhnlichen Methoden, die dazu nötig waren, nahm er billigend in Kauf.«
»S ie – Vater und Wilson – haben ihre Experimente heimlich durchgeführt. Ohne ihre Forschung hätten allzu viele Kinder nie wieder ein richtiges Leben führen können. Sie haben ihnen bessere Leben gegeben. Ihnen eine Zukunft geschenkt.«
»S ie haben Kinder benutzt, die sie in den Kriegen gefunden haben?«, fragte Peabody erstickt. »S ie haben einfach Kinder von der Straße aufgelesen und geklont?«
»D as schockiert Sie«, stellte eine Avril fest.
»S ollte es das etwa nicht?«
»W ir waren damals auch ein Kind. Wir lagen im Sterben. Unsere DNA wurde erhalten, unsere Zellen konserviert. Hätten wir damals sterben sollen?«
»J a.«
Sie wandten sich wieder an Eve und stellten nickend fest: »J a. Das hätte der natürlichen Ordnung entsprochen. Sie hätten uns erlauben sollen zu sterben und einfach zu verschwinden. Aber das haben sie nicht getan. Natürlich gab es auch welche
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