Stich ins Herz - Robb, J: Stich ins Herz - Origin in Death (Death 21)
Falls das alles ist …«
»M anchmal wirken Sie so hart, dass man kaum glauben kann, dass Sie jemals irgendetwas berührt. Ich weiß, dass das nicht stimmt, aber trotzdem … falls Wilfred und sein Sohn das getan haben, was diese Frauen … diese Frau behauptet, ist das natürlich in höchstem Maß verwerflich.«
»G ucken Sie durch die Scheibe. Sehen Sie diese Frauen? Ich glaube, das ist Bestätigung genug dafür, dass ihre Behauptungen nicht aus der Luft gegriffen sind.«
»I ch bin nicht blind.« Miras Stimme zitterte ein wenig, wurde dann aber wieder fest. »I nzwischen habe ich begriffen, dass er Kinder für seine Forschungen verwendet hat – keine informierten Erwachsenen, die sich freiwillig gemeldet haben und mit seinem Vorgehen einverstanden waren – sondern unschuldige Kinder, die verletzt waren oder sogar im Sterben lagen. Egal, aus welchem Grund, egal, mit welchem Ziel, das macht ihn bereits zu einem Menschen, den man für sein Tun verurteilen muss. Aber es ist schwer jemanden zu verdammen, der für einen über lange Zeit ein Held war.«
»D as haben Sie mir schon mal erzählt.«
»V erdammt, haben Sie doch bitte ein bisschen Respekt.«
»V or wem? Vor ihm? Vergessen Sie’s. Vor Ihnen, okay, den habe ich. Aber genau deshalb bin ich jetzt so wütend. Falls Sie auch nur einen Rest Respekt vor diesem Typen haben …«
»D en habe ich ganz sicher nicht. Was er getan hat, widerspricht jedem moralischen Grundsatz. Vielleicht, vielleicht könnte ich ihm noch verzeihen, was er aus Trauer begonnen hat. Aber er hat nicht mehr aufgehört, sondern das Ganze über Jahrzehnte fortgesetzt. Er hat Gott gespielt und nicht nur Leben geschaffen, sondern sie dann auch noch manipuliert. Die Leben dieser Frau und all der anderen. Er hat sie seinem Sohn geschenkt, als wäre sie der Preis für irgendwas.«
»G enau das hat er getan.«
»U nd seine Enkelkinder.« Mira presste die Lippen aufeinander. »E r hätte sogar seine eigenen Enkelkinder dergestalt missbraucht.«
»U nd sich selbst.«
Mira atmete langsam aus. »I ch habe mich bereits gefragt, ob Ihnen das bereits bewusst geworden ist.«
»W enn ein Mann die Macht besitzt, Leben künstlich zu erschaffen, weshalb sollte er sich dann in ein Schicksal fügen, das ihn selber sterblich macht? Irgendwo hat er ganz sicher Zellen von sich konserviert, aus denen er nach seinem Tod neu erschaffen werden soll. Vielleicht gibt es bereits eine jüngere Version von ihm, die das fortführt, was er begonnen hat.«
»W enn ja, müssen Sie ihn finden. Damit diese Sache endlich ein Ende nimmt.«
»S ie hat ebenfalls daran gedacht.« Eve wies auf die Scheibe. »S ie und Deena. Und sie hat mir gegenüber einen großen Vorsprung. Sie käme wegen dieser Sache gerne vor Gericht.«
Eve trat vor das Fenster und blickte auf die beiden im Konferenzraum verbliebenen Frauen. »J a, wenn die Kinder woanders wären, irgendwo an einem sicheren Ort, würde sie es richtiggehend lieben, vor Gericht gestellt zu werden, denn dann könnte sie endlich alles erzählen. Sie würde, ohne mit der Wimper zu zucken, lebenslänglich ins Gefängnis gehen, wenn dafür endlich alle Welt erführe, was ihr und ihresgleichen angetan worden ist. Sie weiß, dass sie nicht einen Tag im Knast verbringen wird, aber wenn es nötig wäre, würde sie es tun.«
»S ie bewundern sie.«
»S ie hat wirklich Mumm. Ich habe Mumm immer schon bewundert. Er hat sie in eine Form gepresst, aber trotz der jahrelangen Prägung hat sie diese Form und auch ihn selbst letztendlich zerbrochen.«
Sie wusste, was man brauchte, um den eigenen Vater umzubringen, um den Menschen zu töten, dessen Gefangene man war. »S ie sollten nach Hause fahren. Sie müssen morgen viel Zeit mit ihnen verbringen, wenn ich sie so in die Zange nehme, wie Tibble es will. Es ist schon zu spät, um heute Abend damit zu beginnen.«
»A lso gut.« Mira wandte sich zum Gehen, blieb dann aber noch einmal stehen. »I ch habe das Recht, bestürzt zu sein«, erklärte sie. »U nd ich hatte vorhin auch das Recht, einen irrationalen Wutanfall zu kriegen und verletzt zu sein.«
»A ber da ich Sie als perfekten Menschen sehe, habe ich das Recht, von Ihnen zu erwarten, auch stets perfekt zu sein. Und die Fassung zu verlieren, wenn Sie plötzlich fehlerhaft und menschlich wie wir gewöhnlichen Sterblichen sind.«
»D as ist ziemlich unfair. Aber gleichzeitig auch rührend. Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass abgesehen von meinem Mann und meinen eigenen Kindern
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