Stich ins Herz - Robb, J: Stich ins Herz - Origin in Death (Death 21)
Traumwelten platziert. Aber welches junge Mädchen hatte dafür das erforderliche Geld?
Reiche Eltern. Vielleicht war dies der allerneueste Weg, um die größten Wünsche ihrer kleinen Schätze zu erfüllen.
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Liebling! Du bekommst zwei tolle neue Brüste von uns geschenkt.
Auch nicht weiter hergeholt als Roarkes Frankenstein-Theorie.
Diesem Gedanken folgend rief sie Frees offizielle Daten auf dem Bildschirm auf.
Sie hatte vor sechsundzwanzig Jahren in Louisville, Kentucky, als eines von drei Geschwistern das Licht der Welt erblickt. Der Vater war ein pensionierter Polizist.
Sie konnte ihre Theorie in Bezug auf Free also vergessen, merkte Eve. Für die Gebühren eines Dr. Icove verdienten Cops eindeutig nicht genügend Geld.
Natürlich hätte er als echter Menschenfreund auch ein paar Patientinnen umsonst behandeln können. Aber sie ging die Daten weiter durch und nichts wies darauf hin, dass das der Fall gewesen war.
Trotzdem ginge sie der Sache besser weiter nach. Spielte noch ein wenig mit dem Gedanken herum.
Dann las sie die Akte Lee-Lee Ten. Sie und Will Icove schienen einander verdammt nahe zu stehen.
Geboren in Baltimore, ein Einzelkind. Aufgezogen von der Mutter, nachdem die offizielle Lebensgemeinschaft mit dem Vater beendet worden war. Ihren ersten Job als Modell hatte sie im Alter von sechs Monaten gehabt.
Mit einem halben Jahr? Was zum Teufel machte ein sechs Monate altes Modell?
Fernsehwerbung für Babysachen oder so.
Himmel, dachte Eve, während sie weiterlas. Die Frau hatte zeit ihres Lebens gearbeitet. Sie gehörte sicher nicht zu den namenlosen Mädchen, die Icove irgendwo untergebracht hatte. Seinen Aufzeichnungen nach war die Unterbringung schließlich frühestens im Alter von siebzehn Jahren erfolgt.
Trotzdem rief sie den Namen auf seiner Patientenliste auf und sah, dass Lee-Lee im Verlauf der Jahre immer wieder mal zur »A uffrischung« bei ihm gewesen war.
Weshalb in aller Welt waren die Frauen nie zufrieden mit dem Aussehen, das ihnen vom lieben Gott verliehen worden war?
Sie stellte ein paar Wahrscheinlichkeitsberechnungen auf dem Computer an und spielte verschiedene Szenarien durch, doch keins kam ihr plausibel vor. Also holte sie sich einen Becher Kaffee, nahm erneut an ihrem Schreibtisch Platz und watete auf der Suche nach irgendeinem Ort, an dem er ungestört ein heimliches Projekt hätte verfolgen können, durch das Meer aus Grundstücken und Gebäuden, zu denen er eine Verbindung gehabt hatte oder dessen Eigentümer er gewesen war.
Sie fand gleich mehrere Dutzend derartiger Orte: Häuser, Hospitäler, Behandlungs- und Gesundheits-, Forschungs- und diverse Rehazentren, einzeln oder miteinander kombiniert. Einige hatten ihm selbst gehört, einige seiner Stiftung, an anderen hatte er eine Beteiligung oder irgendeine Funktion gehabt.
Sie teilte die Gebäude auf und konzentrierte sich zuerst auf die, in denen Icove die umfassende Kontrolle besessen hatte, das hieß, wo ihm von niemandem hineingeredet worden war.
Dann stand sie auf und stapfte durch den Raum. Natürlich hatte er auch zahlreiche Verbindungen und gar Besitztümer außerhalb Amerikas gehabt. Sie konnte nicht mal sicher sein, ob sie mit dieser Suche nicht sowieso vollkommen auf dem Holzweg war.
Aber das war sie ganz sicher nicht. Eve starrte durch ihr kleines Fenster in den trüben Novembertag hinaus.
Irgendein Geheimnis hatte Icove eindeutig gehabt. Und Geheimnisse suchten die Menschen früher oder später heim. Sie taten ihnen weh.
Das hatte sie ihr Leben lang am eigenen Leib gespürt.
Er hatte sie etikettiert. Hatte ihnen einen Namen vorenthalten und sie auf diese Art entmenschlicht.
Auch für sie hatte man nach ihrer Geburt keinen Namen gehabt. Hatte ihn ihr acht Jahre lang vorenthalten und sie in der Zeit nicht nur entmenschlicht, sondern Tag für Tag missbraucht. Hatte sie vorbereitet. Hatte sie durch Vergewaltigungen, Tritte, Fausthiebe und Angst für die Prostitution trainiert. Sie war kein Kind gewesen, sondern eine Investition.
Doch genau diese Entmenschlichung hatte eines Tages den Menschen gebrochen und getötet, der ihr Gefängniswärter und gleichzeitig Peiniger gewesen war.
Trotzdem war es etwas anderes gewesen. Roarke hatte Recht, es war etwas völlig anderes gewesen. Nirgends in Icoves Unterlagen fand sich auch nur der allerkleinste Hinweis auf körperlichen Missbrauch oder auf Vergewaltigung. Ganz im Gegenteil hatte er offenbar die größten Mühen
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