Stich ins Herz - Robb, J: Stich ins Herz - Origin in Death (Death 21)
halb offene Tür. Er hatte trendig gegeltes, blondes, beinahe weißes Haar, ein frisches, hübsches Gesicht und die Augen seiner Mutter, merkte Eve. Von einem leuchtenden, beinahe violetten Blau.
»V ielleicht wäre es besser, wenn wir bei diesem Gespräch alleine wären«, sagte sie zu Icove.
»J a. Meine Frau und die Kinder sitzen noch beim Frühstück.«
»E ins nicht.« Eve nickte Richtung Tür, und Icove drehte gerade noch rechtzeitig den Kopf, um seinen Sohn davonflitzen zu sehen.
»B en!«
Der scharfe Befehlston brachte den Jungen wieder zurück, aber trotz des schamhaft auf die Brust gesenkten Kinns nahm Eve das neugierige Leuchten in seinen Augen wahr.
»H aben wir nicht darüber gesprochen, dass man nicht die Gespräche anderer belauscht?«
»J a, Sir.«
»L ieutenant Dallas, Detective Peabody, das ist mein Sohn Ben«, stellte Icove ihn den beiden Frauen vor.
»W ilfred B. Icove der Dritte«, verkündete der Junge und nahm dabei eine kerzengerade Haltung an. »M ein zweiter Vorname ist Benjamin. Sie sind von der Polizei.«
Da Peabody Eve kannte, übernahm sie das Gespräch. »D as ist richtig. Wir sind hier, weil wir noch mal mit deinem Vater sprechen müssen, Ben. Das mit deinem Großvater tut uns leid.«
»J emand hat Opa umgebracht. Hat ihm mitten ins Herz gestochen.«
»B en …«
»S ie wissen es doch sowieso«, wandte sich Ben frustriert an seinen Vater. »U nd jetzt müssen sie Fragen stellen, Spuren nachgehen und Beweise sammeln. Haben sie schon irgendwelche Verdächtigen?«
»B en«, sagte Icove etwas sanfter und schlang einen Arm um die Schultern seines Sohns. »M ein Sohn will nicht in die Fußstapfen von seinem Großvater und Vater treten und Mediziner werden. Sein Traumberuf ist Detektiv.«
»C ops müssen sich an zu viele Regel halten«, klärte Ben die Besucherinnen auf. »P rivatdetektive brechen sie und kriegen dicke, fette Gebühren und hängen ständig mit irgendwelchen düsteren Gestalten rum.«
»E r liest gerne Detektivromane und spielt auch gerne derartige Spiele«, erklärte Icove amüsiert und, wie Eve dachte, auch ein wenig stolz.
»W enn Sie ein Lieutenant sind, kommandieren Sie die Leute rum, brüllen sie an und so.«
»G enau.« Eve merkte, dass ein Lächeln auf ihre Lippen zog. »D er Teil meiner Arbeit gefällt mir fast am besten.«
Das Geräusch eiliger Schritte drang durch die offene Tür, und wenig später tauchte Avril mit entschuldigender Miene im Wohnzimmer auf. »B en. Es tut mir leid, Will. Er ist mir einfach entwischt.«
»N icht schlimm. Aber jetzt gehst du wieder mit deiner Mutter in den Frühstücksraum, Ben, ja?«
»A ber ich will …«
»K eine Widerrede.«
»B en.« Avril sprach sehr leise, drang aber trotzdem zu dem Jungen durch, und gesenkten Hauptes schlurfte er aus dem Raum.
»B itte entschuldigen Sie die Störung«, bat Avril Eve und Peabody mit einem Lächeln, das aus irgendeinem Grund ihre Augen nicht erreichte, und zog sich ebenfalls wieder zurück.
»W ir behalten die Kinder ein paar Tage zu Hause«, erläuterte Icove die Anwesenheit des Sohns. »D ie Medien haben gegenüber trauernden oder unschuldigen Menschen nicht immer den erforderlichen Respekt.«
»E r ist ein hübscher Junge, Dr. Icove«, warf Peabody ein. »E r kommt ganz nach Ihrer Frau.«
»A llerdings, das tut er. Unsere beiden Kinder schlagen Avril nach.« Sein Lächeln wurde warm und echt. »S ie hat einfach gute Gene. Was müssen Sie wissen?«
»W ir haben noch ein paar Fragen zu Dingen, die wir auf Disketten im privaten Arbeitszimmer Ihres Vaters gefunden haben.«
»O h?«
»D ie Disketten waren kodiert und die Texte darauf verschlüsselt.«
Seine anfänglich etwas verwirrte Miene verriet ein Gefühl des Schocks, das er jedoch sofort hinter einem Ausdruck milden Interesses verbarg. »M edizinische Texte kommen einem Laien oft fremdartig vor.«
»D as stimmt. Denn selbst nachdem wir sie entschlüsselt hatten, hat ihr Inhalt uns verwirrt. Ihr Vater hat sich offenbar Notizen zur Behandlung von ungefähr fünfzig um die zwanzigjährigen Patientinnen gemacht.«
Icoves Miene blieb neutral. »A ch ja?«
»W as wissen Sie über diese Patientinnen und über die … Behandlungen?«
»D as kann ich nicht sagen.« Er breitete die Hände aus. »Z umindest nicht, ohne dass ich die Notizen vorher sehe. Ich hatte nicht mit allen Fällen meines Vaters zu tun.«
»D iese Fälle scheinen zu einem besonderen Projekt gehört zu haben, das er geheim gehalten hat. Ich hatte
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