Stich ins Herz - Robb, J: Stich ins Herz - Origin in Death (Death 21)
gearbeitet und hat seine Sache wirklich gut gemacht. Er hat so viele Titel, Auszeichnungen, Stipendien und Forschungskredite bekommen, dass kein Mensch sie sich alle merken kann. Hat eine wohlhabende junge Frau aus gutem Haus geheiratet, deren Familie für ihre Menschenfreundlichkeit berühmt gewesen ist. Sie hatten zusammen einen Sohn.«
Sie machte eine Pause, trank einen Schluck Kaffee und äußerte ein langgezogenes Ahhhh. » U nd dann kamen die Innerstädtischen Revolten. Chaos, Konflikte, Rebellion. Er hat nicht nur seine Zeit und seine Fähigkeiten, sondern auch beachtliche Summen für die Errichtung von Hospitälern zur Verfügung gestellt.«
»B isher haben Sie mir noch nichts erzählt, was ich nicht schon wusste.«
»W arten Sie. All das wird gleich noch wichtig. Sie müssen das Ganze nämlich zusammenhängend sehen. Icove und Wilson waren maßgeblich an der Gründung von Unilab beteiligt, der Organisation, die damals Gruppen wie Ärzte ohne Grenzen oder Recht auf Gesundheit mobile Forschungsstätten und Labors zur Verfügung gestellt hat und auch jetzt noch stellt. Unilab wurde für seine Arbeit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Das war, kurz nachdem Icoves Frau in London, wo sie ehrenamtlich in einer Notunterkunft für Kinder gearbeitet hatte, von einer Bombe getötet worden war. Bei der Explosion kamen über fünfzig Menschen, vor allem Kinder, um. Icoves Frau war zu dem Zeitpunkt im fünften Monat schwanger.«
»S chwanger.« Eve kniff die Augen zusammen. »H at man das Geschlecht des Ungeborenen festgestellt?«
»W eiblich.«
»M utter, Frau und Tochter. Er hat also drei weibliche Wesen verloren, von denen wir annehmen, dass sie ihm wichtig gewesen sind. Das war sicher hart.«
»U nd wie. Es wurde jede Menge über den tragischen und heldenhaften Tod der Frau und über sie als Paar geschrieben. Eine große Liebe, die beschissen geendet hat. Wie es aussieht, hat er sich danach eine Zeitlang zurückgezogen und entweder bei oder für Unilab gearbeitet oder war irgendwo allein mit seinem Sohn. Hingegen ist Wilson um die ganze Welt gereist und hat für eine Aufhebung der strengen Reglements für die Anwendung der Erbgesundheitsforschung Werbung gemacht.«
»I ch habe es gewusst«, sagte Eve in ruhigem Ton. »I ch wäre jede Wette eingegangen, dass es etwas in der Richtung ist.«
»W ilson hat Reden und Vorlesungen gehalten, Thesenpapiere geschrieben und jede Menge Geld in das Vorhaben investiert. Eine seiner Plattformen war der Krieg selbst. Durch eine Veränderung, durch eine Manipulation der Gene könnte man dafür sorgen, dass Kinder geboren werden, die intelligenter und zugleich weniger gewaltbereit als durchschnittliche Kinder sind. Er meinte, wenn wir die Genetik nutzen, um angeborene Defekte zu heilen oder zu verhindern, warum nutzen wir sie dann nicht auch für die Schaffung einer friedlichen, intelligenten Rasse, die allen anderen Rassen überlegen ist?
D as ist ein uraltes Argument«, fuhr Peabody fort. »E s wird schon seit Jahrzehnten von den Befürwortern ins Feld geführt. In der kriegsmüden Atmosphäre damals hat er ein paar mächtige Leute überzeugt. Aber natürlich stellt sich auch weiterhin die Frage, wer darüber entscheidet, was intelligent genug und welche Form der Aggressivität nicht nur akzeptabel, sondern für die Selbstverteidigung und Selbsterhaltung nötig ist. Und wenn wir schon mal bei dem schwachsinnigen Thema einer sogenannten Herrenrasse sind, sollten wir vielleicht nur weiße oder schwarze Kinder oder blonde, blauäugige Kinder zeugen? Und wo sind die Grenzen zwischen Natur und Wissenschaft? Wer wird für das alles bezahlen? All das hat er ausgeblendet und immer nur erklärt, die Menschheit hätte das angeborene Recht und sogar die Pflicht, sich ständig zu verbessern, Tod und Krankheit auszulöschen, die Kriege zu beenden und den nächsten entwicklungsgeschichtlichen Schritt zu tun. Mit Hilfe der Technik würden wir eine überlegene Rasse schaffen und unsere körperlichen und intellektuellen Fähigkeiten steigern, bis keine Steigerung mehr möglich ist.«
»G ab es nicht im zwanzigsten Jahrhundert schon einmal einen Kerl, der eine ähnliche Sprache gesprochen hat?«
»J a, und seine Gegner haben nicht gezögert, die Hitler-Karte zu ziehen. Aber dann plötzlich kam Icove wieder aus der Versenkung und hat ihn unterstützt. Er hat Bilder von Babys und Kindern herumgezeigt, die er operiert hat, und gefragt, ob es nicht egal ist, ob man diese genetischen
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