Stich ins Herz - Robb, J: Stich ins Herz - Origin in Death (Death 21)
nicht gefallen, aber sie ist die Frau von einem Polizisten, und wenn Sie eine Aussage benötigen, bekommen Sie sie auch.«
»D anke, Commander. Das ist gut zu wissen. Obwohl ich glaube und hoffe, dass ich ihr das Gespräch ersparen kann.«
»D as, Lieutenant, hoffe ich auch.«
Von Whitney ging sie weiter in Miras Praxis und marschierte, obwohl die Sekretärin protestierte, einfach vor dem nächsten Patienten in den Behandlungsraum. Obwohl Mira in Richtung eines Sessels winkte, blieb sie stehen.
»S ind Sie okay?« Sie sah die Ärztin fragend an.
»E in bisschen angeschlagen, wenn ich ehrlich bin. Jetzt sind sie beide tot. Ich habe auch Will gekannt und bin mit ihm und seiner Familie immer bestens ausgekommen, wenn wir uns bei irgendwelchen offiziellen Anlässen begegnet sind.«
»W ie würden Sie seine Beziehung zu seiner Frau beschreiben?«
»L iebevoll und glücklich, wenn vielleicht auch ein bisschen altmodisch.«
»I nwiefern altmodisch?«
»I ch hatte den Eindruck, dass er noch der typische althergebrachte Haushaltsvorstand war. Dass sich alles um seine Bedürfnisse und seine Wünsche drehte, aber ich hatte gleichzeitig den Eindruck, dass es ihnen beiden so gefiel. Sie ist eine liebevolle, fürsorgliche Mutter und scheint gerne Arztfrau gewesen zu sein. Sie ist eine talentierte Malerin, aber es hat ihr offenbar genügt, die Malerei als Hobby zu betreiben. Eine eigene Karriere hat sie meines Wissens nach nie angestrebt.«
»U nd wenn ich Ihnen sagen würde, dass sie in die Morde verwickelt ist?«
Mira blinzelte und riss die Augen auf. »S o, wie ich ihren Charakter einschätze, ist das für mich nicht vorstellbar.«
»S ie haben sie gelegentlich bei irgendwelchen offiziellen Anlässen getroffen. Sie haben die beiden so gesehen, wie sie gesehen werden wollten. Könnte man das so sagen?«
»J a, aber … Eve, mein Täterprofil deutet auf ein nüchternes, rationelles, sehr beherrschtes Individuum hin. Der Eindruck, den ich im Verlauf mehrerer Jahre von Avril Icove bekommen habe, war der einer weichherzigen, zurückhaltenden Frau, die mit ihrem Leben nicht nur zufrieden war, sondern es genossen hat.«
»E r hat sie so für seinen Sohn geformt.«
»W ie bitte?«
»I ch weiß, dass es so war. Icove hat sie geformt, ausgebildet, trainiert, hat sie, verdammt noch mal, praktisch als perfekte Partnerin für seinen Sohn erschaffen. Mit etwas, was nicht perfekt gewesen wäre, hätte er sich für seinen Jungen nie begnügt.«
Jetzt setzte sie sich doch und beugte sich ein wenig vor. »E r hat sie in ein kleines, exklusives, privates Internat geschickt, über das er die Kontrolle hat. Er und sein Freund und Kollege Jonah Wilson, ein Genetiker.«
»W arten Sie.« Mira hob beide Hände. »E inen Augenblick. Sprechen Sie etwa von Genmanipulation? Sie war bereits fünf, als Wilfred die Vormundschaft für sie übernommen hat.«
»V ielleicht war er ja bereits lange vorher an ihr interessiert. Auch wenn ich dafür noch keine Beweise habe, gibt es eine Beziehung zwischen ihr und Wilsons Frau. Sie haben nämlich denselben Nachnamen. Und auch zwischen ihrer Mutter und Icove muss es eine Beziehung gegeben haben, sonst hätte sie ihn kaum zum Vormund für das Kind gemacht. Wilson und seine Frau haben das Internat gegründet, und Icove hat Avril dorthin geschickt.«
»V ielleicht gibt es tatsächlich irgendeine Verbindung, vielleicht hat er ja einfach deshalb dieses Internat gewählt. Die bloße Tatsache, dass er einen Vererbungsforscher kannte oder vielleicht sogar mit ihm befreundet war …«
»A ußer zum Zweck der Krankheitsbekämpfung ist Genmanipulation in unserem Land verboten. Weil die Menschen und die Wissenschaft immer mehr wollen, weil sie sich nie mit den Dingen begnügen, wie sie sind. Wenn man einen Embryo heilen oder reparieren kann, warum soll man ihn nicht auch auf Bestellung herstellen? Ich hätte gern ein Mädchen, vielen Dank, blond mit blauen Augen und, wenn Sie schon dabei sind, vielleicht auch noch mit einer kleinen Stupsnase. Das wäre sicher hübsch. Für Perfektion zahlen die Menschen sicher jede Menge Geld.«
»D as ist eine äußerst gewagte These, Eve.«
»V ielleicht. Aber wir haben es mit einem Vererbungsforscher, einem Schönheitschirurgen und einer schicken Privatschule zu tun. Wenn ich diese Bausteine zusammensetze, ergibt das ein Konstrukt, das meiner These durchaus nahekommt. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn einen jemand für seine eigenen Zwecke trainiert.« Sie
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