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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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wirklich, wohin er ging; und selbst, wenn dies anders gewesen wäre, hätte er wohl kaum genug Essen gefunden, um sich über Wasser zu halten, bis er dorthin kam.
    Sechs Pfund sehr alte Kartoffeln und eine Dose mit zwei Pfund ranziger Butter lieferten ihm die Energie dafür, acht oder neun Tage umherzuwandern. Immer wieder schob er seinen ersten Kinderwagen hundert Yards vor, ging zurück, um den zweiten und dann den dritten zu holen. Es war ein Wunder, daß er nicht von Hunden oder Ratten aufgefressen wurde. Vielleicht hatte er auf diese Art seine gesamte Ration an Wundern aufgebraucht.
    Als er nämlich den letzten Rest seiner Kartoffeln und seiner Butter verzehrt hatte, wurde ihm plötzlich klar, daß seine Wanderschaft zu Ende war, und er legte sich zum Sterben nieder. In dieser Situation fanden ihn die Frevelbrüder.
    Wenn er noch mehr als nur halb am Leben gewesen wäre, hätten sie ihn sicher umgebracht. Da er aber offensichtlich mehr als halb tot war, taten sie ihr Bestes, um ihn zu retten. Ihr Bestes bestand einfach darin, daß sie ihm zu essen gaben und ihn warm hielten. Einen Tag oder zwei halluzinierte er und glaubte, da er von Köpfen mit Tonsuren über Kutten aus grobem Stoff und sogar aus Sackleinwand umringt war, er sei nun tatsächlich ins Mittelalter und in die Barbarei zurückgefallen. Dann aber bekam er wieder einen klaren Kopf und fing an, sich zu erholen.
    Also schnitten ihm die Frevelbrüder eine Tonsur, gaben ihm eine Mönchskutte und führten ihn gezwungenermaßen als Novizen in den Orden ein. Die Einführungsriten der Frevelbrüder waren einfach und außerordentlich wirksam; der Novize wurde gezwungen, das zu tun, was er am wenigsten gern tat. Männer, die von Natur aus Feiglinge waren, wurden gezwungen, gegen Veteranen des Ordens mit Messern, Rasiermessern oder Flaschenhälsen zu kämpfen. Männer, die von Natur aus mutig waren, mußten alle möglichen Erniedrigungen über sich ergehen lassen, ohne daß sie dagegen etwas tun konnten. Männer, die heterosexuell veranlagt waren, wurden einer Gruppe von Homosexuellen übergeben. Männer, die nicht schwimmen konnten, wurden in den Fluß geworfen. Männer, die es nicht ertragen konnten, allein zu sein, wurden lange in Einzelhaft gesperrt. Und so weiter. Jeder hat seine schwache Stelle, und jeder wurde mit dieser schwachen Stelle an die Öffentlichkeit gezerrt und erniedrigt.
    Professor Francis Watkins war an Frauen nicht besonders interessiert, und so fanden die Frevelbrüder für ihn eine halbverhungerte Nymphomanin, die sie auf ihren Wanderungen aufgelesen hatten und die sie nur deshalb nicht vergewaltigt oder getötet hatten, weil ihr beides willkommen gewesen wäre.
    Die Nymphomanin, eine hagere und physisch starke Frau, die ungefähr doppelt so alt aussah, wie sie tatsächlich war, erhielt eine Flasche Whisky, und man versprach ihr für jeden vollendeten Sexualakt, den sie mit Professor Francis Watkins erreichte, eine feste Mahlzeit. Die beiden wurden einen Tag und eine Nacht lang in einen Keller eingeschlossen. Nach dem Ablauf dieser Zeit war Professor Francis Watkins hysterisch, und die Frau hatte sich drei Mahlzeiten verdient. Die Erniedrigung wurde von einem älteren Bruder überwacht, der für diesen Zweck eine zwar lange, aber recht unterhaltsame Wache auf sich nahm.
    Das war jedoch nur der erste Teil der Einführung. Den Brüdern war aufgefallen, daß Professor Francis Watkins vor allem seine Bücher erhalten wollte. Also ließen sie ihn die Bücher verbrennen. Es war dies die einzige Gelegenheit, bei der er versuchte, Mut zu zeigen. Er lehnte es ab, den Scheiterhaufen mit ihnen anzuzünden, und sagte ihnen, er ließe sich lieber umbringen.
    Die Frevelbrüder hatten nicht den Wunsch, ihn umzubringen. Sie stellten ihn vielmehr vor die Wahl, entweder die Bücher zu verbrennen oder eine nicht näher bestimmte Zeit mit der Nymphomanin eingeschlossen zu werden. Er entschloß sich, die Bücher zu verbrennen. Ihm erschien alles und jedes besser als jene Art von Vergewaltigung, die, soviel er wußte, in den Büchern, die er nun zerstören sollte, nicht untersucht oder auch nur angedeutet worden war.
    Erst später, als seine Willenskraft gebrochen war, wurde ihm klar, daß es auch Vorteile hatte, wenn man ein Mitglied der Frevelbrüder war. Der Orden war zwar in der Geschichte nicht einmalig, aber in der neueren Geschichte war er es. In ihm manifestierte sich eine Form von Wahnsinn, die an sich schon faszinierend war. Die Frevelbrüder hatten

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