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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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begann er in einer spontanen Beichte – trotz der schmerzenden Zunge – seine Geschichte sprudelnd zu erzählen.
    Während die Zivilisation in sich selbst zusammenbrach, zog sich Professor Francis Watkins, dessen eigene Psychologie sich als anomaler erwies, als er das vorher angenommen hatte, mit umfangreichen Vorräten, die er sich zusammengestellt hatte, in seine Bibliothek zurück. Er war bereit, das Ende dieses Rückfalls in die Barbarei, den er zunächst als zeitweilig und recht interessant empfand, abzuwarten.
    Die Barbarei wurde jedoch immer barbarischer statt zivilisierter, seine Vorräte nahmen langsam ab, und schließlich war er gezwungen, hinauszugehen und sein Leben zu riskieren – und, was noch wichtiger war, die Zukunft seiner Bibliothek –, weil er solche Delikatessen wie Kartoffeln, Rüben und zum Schluß sogar Aas benötigte.
    Er war kein Koch, aber er machte die Entdeckung, daß man praktisch alles essen konnte, wenn man es lange genug kochte.
    Die Schwierigkeit dabei war nur, daß er die Nahrungssuche nicht sehr gut beherrschte. Früher oder später würde er seine geliebte Bibliothek verlassen müssen, oder er würde verhungern. Er konnte nicht fahren, er konnte nicht kämpfen, und er brachte es gerade noch fertig, den Abzug einer Pistole durchzuziehen. Es war ein Wunder, daß er überhaupt überlebte.
    Schließlich, als er zwei Tage lang nichts zu essen gefunden hatte, kam ihm die Erleuchtung. Die Zivilisation war zwar zusammengebrochen, aber es mußte doch ganz sicher irgendwo Zentren der Kultur und Wissenschaft geben, die noch blühten. Er konnte sich eine Welt nicht vorstellen, in der alles verschwunden war, was er für wertvoll gehalten hatte.
    Wenn man also davon ausging, daß es irgendwo Gruppen von intelligenten Leuten gab, die mehr Glück als er gehabt hatten – Leute, die zweifellos in erster Linie darum besorgt waren, das zu erhalten, was erhaltenswert war (das hieß für ihn vor allem: Bücher), bis es wieder eine vernünftige soziale Organisation gab –, dann brauchte er nur noch eine solche Organisation zu finden, sich ihr anschließen, und dann könnte er geduldig abwarten, bis die Welt wieder soweit war, die Bedeutung von Freud und Jung, von Adler und Pawlow, von Lewtuschenko und Eysenck anzuerkennen.
    Soweit seine Theorie. Sie schien ihm eine gute Theorie zu sein. Es gab da nur ein Problem. Professor Francis Watkins hatte sich eine der besten Privatbibliotheken auf dem Gebiet der Psychologie in ganz England zusammengestellt. Er wollte sie nicht aufgeben. Es war sogar seine Pflicht, sie nicht aufzugeben. Er konnte also entweder bei ihr bleiben und sterben, oder er konnte die besten Bücher mitnehmen. Bedauerlicherweise hatte er keine Transportmittel.
    Er war jedoch ein erfindungsreicher Mann. Der Hunger hatte seinen Verstand geschärft. Er verstand sich zwar nicht darauf, ein Auto zu fahren, aber einen kleinen Karren konnte er auf jeden Fall schieben. Wenn er einen kleinen Karren finden würde.
    Er fand keinen. Er fand jedoch einen Ersatz – oder, um genau zu sein, er fand drei Ersatzmöglichkeiten. Es waren Kinderwagen, die er in einem verlassenen Geschäft für Babyausstattung entdeckte. Sie waren die einzigen Transportmittel, die er finden konnte.
    Die füllte er also mit Büchern. Die Auswahl zerriß ihm fast das Herz. Selbst wenn er die Kinderwagen bis zum Bersten anfüllte, faßten sie nur ungefähr zwanzig Prozent der Bücher, die er für die Gründung einer annehmbaren psychologischen Bibliothek für unabdingbar hielt.
    Er füllte also seine Kinderwagen mit seinen besten Büchern – die Auswahl allein kostete ihn fast drei volle Tage – und machte sich auf den Weg ins Unbekannte. Er hatte keine Ahnung, wo er hingehen sollte, aber er hatte das Gefühl, daß er, wenn er in irgendeine Richtung lange genug gehen würde, früher oder später eine Zuflucht finden müßte.
    Seine Fortbewegungsmethode war einfach. Er schob seinen ersten Kinderwagen ungefähr hundert Yards weit, ging für den zweiten zurück und dann für den dritten. Nach seiner Berechnung war er in der Lage, so ungefähr fünf Meilen am Tag zu schaffen, wenn er genug Essen fand, um bei Kräften zu bleiben. Er sagte sich selbst, daß es bei dieser Geschwindigkeit nicht länger als einen Monat dauern könne, bis er Menschen fand, die ebenso von der Entschlossenheit beseelt waren, die intellektuellen Errungenschaften der Welt am Leben zu erhalten.
    Dieser geniale Plan hatte nur zwei Fehler. Er wußte nicht

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