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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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Freund hier haben sie sich nach Thetford abgesetzt. Vielleicht hat er recht, aber es wäre doch verdammt unvorsichtig, wenn man das nicht nachprüfen würde. Ich nehme mir das Auto und fahre ein Stück in Richtung Thetford. Ich möchte doch sichergehen, ob sie nicht zurückgekommen sind.“
    „Du paßt aber auf dich auf, nicht wahr?“
    „Natürlich passe ich auf. Verdammt noch mal! Meinst du vielleicht, ich habe Lust, mich umbringen zu lassen?“ Grevilles Reizbarkeit diente dazu, seine Sorge zu verdecken.
    „Ich weiß nicht“, gab Liz zurück. „Transies stellen verrückte Sachen an, meinst du nicht auch?“
    Greville drückte sie einen Augenblick lang an sich und ging dann aus dem Haus. Das Leben, dachte er, ist eine verrückte Angelegenheit. Man konnte sich in jahrelanger Arbeit beibringen, sich um nichts in der Welt zu kümmern. Man konnte Zeuge von Selbstmord, Mord, Gewalttätigkeit, Hungersnot, Krankheit und Massaker werden und sich einigermaßen heraushalten. Doch dann wurde man plötzlich kopfüber in ein Schlammbad von Gefühlen gestürzt. Man wehrte sich dagegen, man suhlte sich darin, und schließlich ertrank man darin – und machte sich alle möglichen Gedanken um jede verdammte bedeutungslose Tragödie in einer bedeutungslosen Welt.
    Er ruderte an Land, überprüfte seine Feuerwaffen und startete den Motor des Autos. Dann fuhr er langsam durch Ambergreave, sah sich das Grauen noch einmal an und spürte die Verlassenheit, die ihn nun in dem schwächer werdenden Licht umgab. Er fühlte sich wie der letzte Überlebende in einer Welt, die unwiderruflich zu Verwesung und Tod verurteilt ist.
    Es war lange her, seit er sich das letzte Mal so allein gefühlt hatte. Der Tag war noch warm, aber es war lange her, seit er sich das letzte Mal so kalt gefühlt hatte. Die Flügel der Windmühle drehten sich noch langsam, und das, was von Miss Worrall noch übrig war, drehte sich mit ihnen.
    Plötzlich konnte er den Anblick nicht mehr ertragen. Er hielt das Auto an und stieg aus.
    Nach ein paar Minuten Suche fand er Miss Worralls sorgsam gehüteten Heizölschatz. Er goß drei Viertel davon in das Erdgeschoß der Mühle und verwandte den Rest dazu, die Bespannung der Flügel damit zu tränken, sobald sie unten vorbeikamen. Dann benutzte er eines von seinen kostbaren Streichhölzern, um das Trauerfeuer zu entzünden. Alles flammte sofort auf, und die Flügel der Mühle brannten wie riesige Feuerräder und schleuderten Funken und Holzstückchen in die Luft. Das Steingehäuse der Mühle wirkte wie ein Kamin und sog das Feuer in sich hinein, bis das Brausen der Flammen und die Hitze Greville dazu zwangen, weit zurückzutreten.
    Die Mühle anzustecken war sehr dumm gewesen, überlegte er sich. Jetzt aber, nachdem er es getan hatte, fühlte er sich besser. Er wartete, bis die Flügel herunterkrachten, um die Überreste von Miss Worrall unter sich zu begraben und sie restlos zu verbrennen. Dann startete er wieder den Motor des Autos und fuhr vorsichtig auf der Straße nach Thetford.
    Er fuhr ungefähr fünf Meilen weit und entdeckte nur zwei Frevelbrüder, die am Straßenrand lagen. Sie hegten zweifellos die Hoffnung, die Hauptmasse im Verlauf der Nacht einzuholen.
    Keiner von ihnen trug Waffen, und es hätte wohl auch keinen großen Unterschied gemacht, falls sie im Besitz von Waffen gewesen wären. Sie waren beide durch Schmerzen und Blutverlust stark geschwächt. Sie lagen auf einem Grasstück hinter einer Kurve, und Greville war schon fast an ihnen vorbei, bevor er sie bemerkte. Er bremste das Auto ungefähr fünfzig Yards weiter ab und ließ sich für den Fall, daß er in eine Falle geraten war, herausfallen.
    Er wartete, aber nichts rührte sich. Dann stand er wieder auf und ging mit dem Schrotgewehr in der Hand auf die beiden Männer zu. Sie sahen ihn kommen. Einer von ihnen versuchte wegzukriechen, aber der andere war zu schwach oder zu verletzt, um sich zu bewegen.
    Greville war in der Laune, ein wenig Melodrama zu genießen. Er blieb ungefähr fünf Yards entfernt von ihnen stehen. Der Mann, der versucht hatte wegzukriechen, gab den Versuch auf, drehte sich um und sah ihn an.
    „Steht auf“, sagte Greville.
    Sie versuchten es beide, aber keiner von ihnen schaffte es.
    „Dieser Gerichtshof hat entschieden“, sagte Greville, „daß ihr noch ein wenig Zeit zum Überlegen haben sollt.“
    Er schoß allen beiden aus nächster Entfernung in den Magen. Ungerührt von ihren Schreien, wendete er dann den Wagen und

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