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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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Watkins schaffte es und überraschte ihn. Greville dachte, daß es so wie dem Professor mit kleinen Veränderungen allen ergehen könnte, wenn sie nicht verdammt Glück haben würden.
    „Ich möchte hinzufügen“, sagte Professor Francis Watkins und lächelte müde, „daß ich Ihnen trotz der Fürsorge Ihrer netten Gattin und Ihrer lobenswerten Geduld sehr verbunden wäre, wenn Sie dieses Zerstörungsinstrument so abfeuern würden, daß ich ein möglichst schmerzloses und schnelles Ende finde … Ich fürchte fast, ich habe etwas zuviel gesehen.“
    „Wo sind die Frevelbrüder jetzt?“ fragte Greville.
    Der alte Mann zuckte die Achseln. „Das kann niemand sagen. Sie wollten nach Süden – das heißt, wie ich glaube, in Richtung Thetford –, aber irgendeine Laune kann sie auch ganz woandershin führen.“ Er schüttelte sich. „Sie könnten sogar hierher zurückkommen … Wenn Sie jetzt also die Güte hätten, genau zu zielen und dann auf den Abzug zu drücken … Also, ich darf Ihnen sagen, ich wäre Ihnen wirklich sehr verbunden.“
    Wenn er um sein Leben gebettelt hätte, hätte Greville ihn wahrscheinlich erschossen. Er bettelte jedoch um seinen Tod, und Greville, der vielleicht selbst etwas von der Philosophie der Absurdität abbekommen hatte, lehnte es ab, ihm diesen letzten Luxus zu gewähren.
    Er sah Liz fragend an. Sie nickte.
    „Wir nehmen dich mit nach Hause“, sagte Greville. Er lachte grimmig. „Wir müssen schließlich unseren eigenen Frevelhaftigkeitsstandard bedenken.“
    Professor Francis Watkins fing wieder an zu weinen.
     

19
     
    Francis – denn so nannten sie ihn nach einiger Zeit – brauchte eine recht lange Zeit, bis er sich von seinen Wunden erholt hatte. Da er ein alter Mann war und Anstrengungen oder Mangel ihm fremd waren, hatte er nicht viel Widerstandskraft. Außerdem hatte er keine Lust mehr zu leben.
    Aus diesem Grund und aus Boshaftigkeit beschloß Greville, daß er leben sollte. Greville hatte keinen Schimmer, was er mit einem ehemaligen Psychologieprofessor anfangen könnte; er hatte auch keine besondere Lust, sich um die Zukunft großartig Gedanken zu machen, denn er hatte eine Vorahnung, daß seine Zeit irgendwie bald gekommen sein würde.
    Seine Schwierigkeit war, daß er, der nun so lange allein ausgekommen war und sich so lange hatte absondern können, es sich gestattet hatte, wieder mit der Menschheit durch die Person von Liz in eine emotioneile Beziehung zu treten. Er liebte sie, wie er Pauline nie geliebt hatte. Er liebte sie so sehr, daß er um sie mehr Angst hatte als um sich selbst. Sie waren über das Stadium hinweg, in dem man von dem anderen nur etwas nehmen will, und sie hatten es gelernt, einander etwas zu geben. Es war ein köstliches, herzzerreißendes, berauschendes Gefühl. Sie feierten verrückte Ritterwochen in einer Welt aus einem Alptraum. Es war vor allem eine äußerst verwundbare Beziehung … Und jetzt war da noch Francis … Und plötzlich war das Haus auf der Insel, das für zwei groß genug gewesen war, überfüllt. Aus der Festung war eine offene Stadt geworden. Die harte Welt der Realität, verkleidet als ein alter Mann mit Schußverletzungen und Hundebissen, hatte sich dank einer verrückten Einladung durch die Hintertür eingeschlichen.
    Sie hatten Francis von der Windmühle in einer Schubkarre zum See gebracht. Sie hatten ihn zu der Insel hinübergerudert, ihn zum Haus getragen und auf das Bett gelegt, das noch vor so kurzer Zeit der Liebe gehört hatte. Dies, dachte Greville, als er den Alten auf Bettlaken legte, die noch den Abdruck und sogar die Wärme der Liebe und der Zärtlichkeit offenbarten, die die beiden dort geteilt hatten, war auf symbolische Art das Ende der Flitterwochen. Wenn sie Glück hatten, würden sie auch noch andere Zeiten erleben; aber so wie die Zeit, die sie gerade hinter sich hatten, würde es nie mehr sein können.
    Es war noch Tag, aber die Sonne versank schon an einem ruhigen Himmel. Greville teilte Liz mit, daß er noch einmal zurück nach Ambergreave wolle, um die Lage dort etwas systematischer zu untersuchen.
    „Aber was ist, wenn diese Irren zurückkommen?“ protestierte Liz.
    „Das gehört auch zu den Dingen, um die ich mich kümmern will“, sagte Greville. „Meiner Ansicht nach hat uns gestern abend der Nebel gerettet. Wenn sie gewußt hätten, daß in dem See eine Insel liegt und daß auf dieser Insel ein Haus steht, hätten sie höchstwahrscheinlich einen Angriff gestartet. Nach unserem

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