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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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auf die Kehle oder unter die Rippen zielen und nach oben stechen. Er hatte jedoch keine Ahnung, wo die Kehle seines Gegners und wo oben war. Er stieß nur immer wieder mit seinem Messer zu, wenn sich dazu eine Gelegenheit bot. Er erwartete Schreie, aber es kamen keine Schreie. Er stach unkontrolliert immer wieder mit dem Messer zu, als der Mann schon lange tot war.
    Schließlich rollte Greville die Leiche von sich herunter und stand auf. Jetzt waren keine Feuer mehr zu sehen. Jetzt gab es nur noch die pechschwarze Nacht und das Geräusch von vielen Männern in Bewegung.
    Sie bewegten sich auf ihn zu, und das mußte bedeuten, daß sie sich für Nieder-Brabyns entschlossen hatten.
    Greville legte sich wieder neben den Mann, den er gerade getötet hatte, ohne nachzudenken. Auf seinen Händen und in seinem Gesicht spürte er warme Feuchtigkeit. Salzige Flüssigkeit lief ihm in den Mund. Er wußte nicht, ob es sein Blut war oder das des Toten. Es war ihm gleich.
    Auf beiden Seiten gingen Reihen von Männern nicht mehr als drei Yards entfernt an ihm vorbei. Er hörte Stimmen und dann und wann Gelächter. Er wartete, bis es nichts mehr zu hören gab.
    Dann stand er auf und ging hinter den Frevelbrüdern her zurück. Er dachte an Francis und die Zerstörung, die sie in Ambergreave angerichtet hatten. Er fühlte sich physisch und psychisch betäubt.
    Theoretisch müßte Alexanders Maginot-Linie vor den Angreifern warnen. Wenn sie das aber nicht tat? Wenn die Frevelbrüder sie sich bei Tag angesehen und ihre Umgehung geplant hatten? Oder was war, wenn die Wachen Alexanders nicht so wachsam waren, wie sie das sein sollten? Wenn diese Bande von sadistischen Psychopathen erst einmal das Dorf erreichte, dann würde sie mit dem Anarchismus kurzen Prozeß machen und die gleiche Spur der Verzweiflung wie in Ambergreave zurücklassen.
    Greville nahm seine Sten von der Schulter. Seiner Schätzung nach war er ungefähr fünfzig Yards hinter der Nachhut. Er schätzte außerdem, daß es noch ungefähr zehn Minuten dauern würde, bis die Frevelbrüder die Drähte und Konservendosen erreicht hatten.
    Das würde ohne Zweifel das Signal werden, daß der Tanz begonnen hatte.
    Die Frevelbrüder waren jedoch schon weit näher, als Greville geschätzt hatte. Ungefähr zweihundert Yards vor sich hörte er das Geräusch, das er vor weniger als zwölf Stunden als das Geläut von Silberglöckchen interpretiert hatte.
    Er ging schneller. Jetzt brauchte er sich um Stille nicht mehr zu kümmern. Nach ungefähr zehn Sekunden rannte er genau in die Nachhut hinein.
    Und dann passierte alles auf einmal.
    Greville leerte das erste Magazin in die Dunkelheit vor sich. Schreie und Gebrüll sagten ihm, daß er Ziele getroffen hatte. Zur gleichen Zeit wurde irgendwo in dem Dorf ein kleiner Scheinwerfer angeschaltet. Sein Strahl huschte über die Telefondrähte und beleuchtete die Reihen der vorrückenden Männer.
    Greville ließ sich zu Boden fallen, riß das leere Magazin aus der Maschinenpistole und schob ein volles ein. Dann erhob er sich auf ein Knie und nahm die dunklen Gestalten unter Feuer, die versuchten, zum Klang der Konservendosen mit den Drähten fertig zu werden.
    Fünfzehn oder zwanzig Männer fielen um, als seien sie mit einer Sense umgemäht worden. Die übrigen konnten offensichtlich nicht verstehen, daß sie von hinten beschossen wurden. Sie stürmten mit wilden Schreien vorwärts und schienen darauf zu brennen, endlich mit den Verteidigern in direkten Kontakt zu kommen.
    Greville wechselte wieder das Magazin und begann, eine zweite Reihe von vorrückenden Männern unter Beschüß zu nehmen. Zur gleichen Zeit begannen die Brüder selbst zu schießen. Dann folgte ein gleißend heller Lichtblitz und dann noch einer, und darauf folgte ein förmliches Trommelfeuer von Lichtern.
    Greville stand momentan geblendet zwischen den Frevelbrüdern. Pfeile zischten durch die Luft. Gewehre und leichte Maschinengewehre fingen an zu ballern. Chaos herrschte.
    Plötzlich spürte er einen wuchtigen Schlag gegen die Schulter und dann noch einen gegen sein Bein. Er drehte sich wie ein Kreisel um seine Achse und schoß dabei blind mit der Sten weiter. Dann schien sich der ganze Lärm von ihm zu entfernen. Eine seltsame Müdigkeit überfiel ihn, und er beschloß, sich hinzusetzen. Die Müdigkeit ließ nicht nach, und so beschloß er, sich hinzulegen.
    Er wußte es zwar nicht, aber sein Finger war noch immer fest um den Abzug der Maschinenpistole verkrampft. Er lag

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