Stiefkinder der Sonne
mutierten Papagei. Das Ding hatte etwas an sich, das Greville zum Lachen brachte.
Er lachte.
Einer von den Männern sprach. „Also so was. Noch ein elender Philister. Ich habe eben einfach kein Glück … Wenn du schon hier bei der Party dabei bist, Bruder, erzählst du uns wohl besser, wer dich eingeladen hat.“
27
Nachdem Greville seine Geschichte erzählt hatte, sank er in seinen Liegestuhl zurück und starrte hypnotisiert in das Feuer. Er nahm dankbar immer wieder kleine Schlucke von dem Glas, das sie ihm gegeben hatten – eine ordentliche Portion guten Scotch. Nachdem er einmal angefangen hatte zu reden, bemerkte er zu seiner Verblüffung, daß es schwierig war, wieder aufzuhören. Er hatte ihnen nicht nur von den militärischen Plänen von Sir James Oldknow berichtet, sondern auch von Liz und Francis und zum Schluß von dem Haus in Ambergreave und sogar von Pauline. Er hatte ziemlich lange erzählt, und schließlich stellte er überrascht fest, daß es praktisch auf eine öffentliche Beichte hinauslief. Zum Schluß wurde ihm klar, daß er einfach versucht hatte, sich selbst zu rechtfertigen – wofür allerdings und bei wem, davon hatte er keine Ahnung. Er fühlte sich leer und schwindlig. Der Scotch und die Wärme des Zimmers hatten die Schmerzen in seinen Beinen und Armen gemildert und sie in ein fast köstliches Klopfen verwandelt. Er war sich eigentlich nicht so recht klar darüber, ob er träumte oder gerade aus einem Traum erwacht war.
Zumindest war er noch am Leben … Ich fühle, also bin ich …
Die drei Leute sahen ihn gespannt an. Die beiden Männer – der eine wettergegerbt und massiv wie ein Fels, der andere groß und eckig – standen vor ihm. Die Frau, mit einer vollen Figur, attraktiv verblaßt und in den Mittvierzigern, saß Greville gegenüber in einem Stuhl.
„Wir sind eigentlich nicht wirklich Anarchisten, weißt du“, sagte sie. „Das meint der Squire nur, weil er zweidimensional denkt. Wir sind eigentlich nichts als Spinner, Misfits und Penner. Wir sind ungefähr hundertfünfzig, und wir haben uns einfach aus Sicherheitsgründen zusammengetan … Ich heiße übrigens Meg. Der große Herr da drüben, der so intellektuell aussieht, das ist Joseph. Er hält sich für einen Historiker. Der wackere Individualist ist Paul. Das ist hier sein Atelier. Die Skulptur, die dich anscheinend so amüsiert hat, stammt von ihm.“
„Wir sind eine profane Dreieinigkeit“, bemerkte Paul trocken. „Meg lebt mit uns beiden zusammen. So halten wir unsere Kraft in der Familie.“
Joseph sagte: „Sie versuchen nur, dich durcheinanderzubringen. In Wirklichkeit sind wir so was wie ein gewachsenes Triumvirat. Wir waren von Anfang an dabei, und die Entscheidungsgewalt ist irgendwie an uns hängengeblieben. Eigentlich klappt es ganz gut. Wir haben nämlich nur ein grundsätzliches Gesetz: Versuche so wenig Schaden wie möglich anzurichten. Ich fürchte, das kommt auf eine ziemlich negative Philosophie hinaus, aber komischerweise scheint es zu funktionieren.“
„Unsinn“, bemerkte Paul. „Wir haben hier eine Gemeinschaft, die sich einfach deshalb hält, weil die meisten Leute noch nicht zu verrückt sind, um zu sehen, wo ihre eigenen Interessen liegen. Uns ist es scheißegal, ob jemand schwul oder Schotte ist. Uns ist es scheißegal, ob jemand sexbesessen oder schizophren ist, solange er seine Arbeit macht und nicht das Mobiliar zerschlägt. Wir haben hier zwei Propheten, einen Messias und eine fette Spiritualistin. Wir haben wahnsinnige Mechaniker und phallische Bildhauer – das bin ich. Wir haben Nutten – davon allerdings verdammt wenige, fürchte ich – und sogar Heilige, wenn jemand da wäre, der sie heiligsprechen würde. Sie sind aber alle noch so vernünftig, sich einander nicht auf die Füße zu treten. Dich haben wir mehr tot als lebendig an einer Maginot-Linie aus Telefondrähten aufgelesen, die ein Neger mit einem schwarzen Herzen namens Alexander der Große entworfen hat. Wir sind so total verrückt, daß wir jeden, der noch normal ist – wenn es so jemanden je gegeben hat – für völlig bescheuert halten würden. Machst du also mit oder nicht? Wenn nicht, dann kriegst du was zu essen, und wir schmeißen dich in der allerhöflichsten Manier aus dem Dorf raus. Wenn du mitmachen willst, dann sagst du zwar zu niemandem Sir, aber du machst genau das, was du gesagt kriegst, bis du dich auskennst. Was willst du also?“
Greville mochte Paul. Er mochte seine aggressive
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