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Stigma

Stigma

Titel: Stigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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ich nicht sexuell missbraucht worden bin.«
    »Was?« Dr. Westphal starrte ihn erstaunt an. »Aber ich dachte …«
    »Ja, das dachte ich auch, zumal man damals davon ausgegangen ist. Wahrscheinlich, weil man mich nur mit einer Unterhose bekleidet vorgefunden hat. Aber wenn mich meine Erinnerungen nicht täuschen, hatte er so etwas nie vor. Der Kerl war einfach nur ein einsamer, geisteskranker Irrer, der alles verloren hat und sich verzweifelt an die Vergangenheit geklammert hat. Nicht gerade der klassische Anwärter für ein staatliches Schutzprogramm.«
    »Hm.« Fanta rieb sich weiter das Kinn. »Ich denke, ich spreche für uns alle, wenn ich behaupte, Übersinnliches in diesem Fall sicher ausschließen zu können. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass sich der Kerl vor seinem Ableben nicht selbst geklont hat. Trotzdem ist er anscheinend am Leben und auf freiem Fuß, obwohl er eigentlich seit dreizehn Jahren Wurmfutter sein müsste. Wenn jemand eine bessere Erklärung dafür hat, kann er sie jetzt gern einbringen.«
    »Verdammt!«, fauchte Tom wütend. »Wenn ich nur wüsste, wofür diese bescheuerte Zahl steht!«
    »In der Kurzmitteilung stand, du wüsstest, wo er zu finden ist«, sagte Fanta. »Denk nach. Es muss irgendein Ort sein, den du kennst.«
    Tom raufte sich die Haare. »Keine Ahnung. Sechsundvierzig … das könnte für sonst was stehen. Wahrscheinlich ist das der IQ von diesem Dreckskerl!«
    »Wohl kaum«, entgegnete Fanta, »dafür ist er zu clever.«
    Toms Augenbrauen senkten sich. Nachdenklich betrachtete er Dr. Westphal. »Vielleicht sollten wir uns lieber fragen, woher er wusste, dass ich Ihr Handy hatte, und woher er die Nummer kannte?«
    Dr. Westphal zuckte die Schultern. »Woher soll ich das wissen?«
    »Vielleicht, weil es jemand ist, den Sie kennen? Haben Sie heute mit irgendjemandem über all das gesprochen?«
    »Natürlich. Mit der Polizei.«
    »Und sonst noch? Aus Ihrem engsten Bekanntenkreis?«
    »Nur mit meinem Sohn. Sie glauben doch wohl nicht …«
    »Was ist mit dem Arzt, der Ihre Kopfverletzung behandelt hat?«
    »Er war vom Notdienst, und ich kannte ihn nicht. Aber ich habe ihm gegenüber nichts dergleichen erwähnt. Allerdings weiß ich nicht, was er in dem ganzen Durcheinander aufgeschnappt hat.«
    »Was ist, wenn es jemand von der Polizei ist?«, warf Fanta ein. »Ich meine, das wäre doch stimmig, wenn wir tatsächlich von einer Vertuschung ausgehen. Vielleicht hat der Wächter ja einen Informanten bei denen.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht … Letztendlich spekulieren wir nur. Das bringt uns auch nicht weiter.« Tom stieß einen tiefen Seufzer aus. Dann betrachtete er abwechselnd Fanta und Dr. Westphal. »Wie ich sehe, habt ihr beiden euch mittlerweile näher kennengelernt.«
    Dr. Westphal nickte. »Ja, und Sie hatten recht. Ihr Freund ist wirklich eine äußerst interessante Persönlichkeit.«
    »Sie würden Ihre Meinung bestimmt ändern, wenn Sie mit ihm Auto fahren«, scherzte Tom.
    »Du hast es gerade nötig«, konterte Fanta.
    »Was hattet ihr eigentlich vorhin so intensiv zu besprechen?«
    Die beiden wechselten einen kurzen, aber vielsagenden Blick.
    »Wir haben ein bisschen im Internet recherchiert, bezüglich dieser Zahl«, erklärte Fanta rasch.
    »Und? Habt ihr was herausgefunden?«
    »Nicht wirklich. Es sei denn, du hältst die sechsundvierzig Irrtümer des Buddhismus für relevant.«
    »Wohl eher nicht«, meinte Tom enttäuscht.
    »Allerdings«, warf Dr. Westphal ein, »ist diese Zahl durchaus nicht ohne Bedeutung. In der fernöstlichen Mythologie symbolisiert sie den Neuanfang und läutet die Zeit des Erwachens ein.«
    »Und inwiefern sollte uns das weiterhelfen?«
    »Nun, möglicherweise will der Täter damit auf Ihre zurückkehrende Erinnerung anspielen.«
    »Es wäre mir bedeutend lieber, er würde in einer Sprache mit mir reden, die ich verstehe und die mich wissen lässt, wo ich das Schwein finde, damit ich ihm den Kopf abreißen kann!«
    »Tom, Sie sollten sich beruhigen, ehe Sie noch einen Zusammenbruch erleiden. Ihre Nerven sind vermutlich noch nicht stark genug, das Erinnerte zu verarbeiten.«
    »Meinen Nerven geht es bestens, Frau Doktor. Ich habe keine Angst mehr vor meiner Vergangenheit. Alles, was mir gefehlt hat, war ein bisschen Schlaf.«
    »Sind Sie sich da ganz sicher?«
    »Glauben Sie mir, mich kann nach diesem Tag so schnell nichts mehr erschüttern.«
    Tom bemerkte, wie Dr. Westphal erneut Fanta ansah. Fast kam es ihm so vor, als

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