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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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fauchte Walli, »ruft heute früh um sechs bei uns an und macht Terror. Sie wüsste, dass wir Rita auf dem Gewissen haben. Was für ein abgefuckter Quatsch ist das denn!«
    »Seit wann liegt das Dokument in diesem gemeinsamen Ordner?«, fragte Katinka.
    »Das kann man rausfinden«, sagte Walli. »Zumindest, wenn es eine ältere Version gibt.« Sie schob Simone vom Rechner weg und drückte ein paar Tasten. »Hm. Nichts zu machen. Es gibt nur diese Version, und die wurde am 11.12. abgespeichert.«
    »Einen Tag, bevor Rita verschwand!«, rief Simone aufgeregt.
    Katinka fragte rasch die wichtigsten Daten aus den Dokumenteneigenschaften ab. Erstellt am 11.12., letzte Änderung am 11.12.
    »Frau Reichert, Sie sagen, dass jeder aus dem Literatur- und Fresszirkel diesen Ordner teilt?«
    »Klar!«
    »Aber Sie sind die einzige, die den Text bislang bemerkt hat, obwohl er schon sechs Tage drin liegt.«
    »Ich habe jedenfalls von niemandem gehört, der oder die diesen Quatsch schon gelesen hätte. Die Dropbox meldet zwar beim Hochfahren des Computers, wenn neue Dateien hinzugefügt wurden, aber ich achte selten darauf.«
    Das mochte allen anderen genauso gehen. Solche Online-Dienste waren nützlich, führten aber auch dazu, dass die Aktualisierungen inflationär wurden und keiner die Updates mehr zur Kenntnis nahm. Katinka studierte den Ordner, den die Bücherfreunde teilten. Es lagen mindestens 50 Dateien drin, meist Texte und Fotos.
    »Was glauben Sie«, fragte sie Walli, »warum Rita dieses Dokument in den Ordner gelegt hat?«
    »Pff, da bin ich überfragt!«, schnappte Walli. Ihr dünnes Haar züngelte um ihren Kopf. »Aber vielleicht hat Madame, die Französin, ein Ahnung? Immerhin muss sie doch nach unserem letzten gemeinsamen Treffen mit Rita über uns diskutiert haben. Schließlich hat Rita auch eine kurze Bemerkung über die Dame eingefügt.«
    »Deinen psychologischen Scharfblick in Ehren. Aber wie kann es sein«, jetzt kochten Simones Emotionen über, »dass eure Gang in ein und derselben Nacht zwei Mitglieder verliert, aber niemanden schert das groß? Wisst ihr überhaupt, wie respektvoll Rita immer von euch spricht? Wie sehr sie den Bücher-Zirkel schätzt? Wie über alle Maßen es ihr am Herzen liegt, dass die Literatur unter die Leute kommt?«
    Walli lächelte höhnisch. »Findest du diese Texte hier«, sie wies auf die Blätter, die Katinka inzwischen wieder in die Hand genommen hatte, »respektvoll?«
    »Davon wusste ich bis eben nichts!«, rief Simone. »Ehrlich.«
    »Tja, so kann man sich täuschen«, nickte Walli.
    Katinka nagte an ihrer Unterlippe. Warum zum Teufel hatte Rita diese Psychogramme verfasst? Hatte sie sie nur für ihr eigenes Vergnügen geschrieben und versehentlich in den gemeinsamen Ordner kopiert? Machte jemand wie Rita solche Fehler? Man mochte ihr vieles vorwerfen können, aber ein schusseliger Charakter schien sie nicht zu sein. »Shit happens«, murmelte Katinka.
    »Meiner Meinung nach ist der literarische Anspruch in eurem Club ziemlich gesunken«, ließ Simone sich vernehmen. »Ich habe mir Ritas Aufzeichnungen angesehen. Ihr habt Monika Maron gelesen. Und Sten Nadolny. Und Christa Wolf. Und jetzt …«
    »Ja, damals waren wir jünger und ambitionierter«, giftete Walli. »Mittlerweile haben wir alle anspruchsvolle Jobs. Da ist nicht mehr viel mit richtig hoher Literatur. Ein bisschen Unterhaltung am Abend darf wohl sein, wie?«
    »Anspruchsvoller Job?« Simone schüttelte den Kopf und servierte Walli eine gepfefferte Gegenrede, in der es um vorgetäuschte Erschöpfungszustände, berufliche Ödnis und andere Gemeinheiten ging. Katinka wohnte dem Schlagabtausch bei wie einer Comedy-Serie im Fernsehen. Es war unbeabsichtigt witzig, was die beiden da ablieferten. Witzig und tragisch zugleich.
    »Stopp jetzt!«, fuhr sie dazwischen. »Wo könnte Rita sein, Frau Reichert?«
    »Und wie ist Ivo gestorben?«, hängte Simone sich an.
    »Walli, Sie sind jetzt von Hof nach Bamberg gefahren, um mit Frau Mathieu so richtig Tacheles zu reden?«, erkundigte Katinka sich.
    »Ich bin gekommen, um das hier loszuwerden!« Sie wies auf die Zettel. »Weil es wehtut. Verdammt wehtut. Wir sind eine Clique. Wir vertrauen einander. Vielleicht finden Sie beide unsere Gespräche über Bücher beknackt, aber wir gehören zusammen. Seit Jahren.« Verbittert schwieg sie.
    »Die Männer«, suchte Katinka nach den passenden Worten, um Walli zum Weiterreden zu verleiten, »die haben aber schon mal gelästert? Über den

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