Still und starr ruht der Tod
der Kachelofen thronte.
Mark zog die Schultern hoch. »Kalt. Deswegen wollen wir Holz kaufen.«
Katinka nickte. Der Architekt hatte sie gewarnt, dass die Heizung die großen Räume nicht ausreichend mit Wärme versorgen würde. Zudem war der Keller unter ihnen feucht und könnte mit konstanten acht Grad einen Kühlschrank ersetzen.
»Möchten Sie Kaffee?«
»Gute Idee. Ich kann die Milch beisteuern.« Sie hielt die Tüte hoch. »Noch mal, Mark: Beschreiben Sie mir die Frau so ausführlich wie möglich. Jedes Detail.«
Mark säuberte eine Mokkakanne, füllte Wasser und Kaffee hinein und fing konzentriert an: »Also, sie trug eine schwarze Jacke. Auf dem Ärmel stand gelb ›Jack Wolfskin‹. Eine schwarze Mütze. Dunkle Hosen. Sie sah ziemlich dünn aus.«
»Trug sie Handschuhe?«
»Ich kann mich nicht erinnern. Aber dicke Schuhe. Keine Stiefel. Outdoor-Sachen.«
Der Kaffee begann zu brodeln.
»Und Sie sagen, sie ging in den ersten Stock hoch?«
Mark nickte. Er goss den Kaffee in große Tassen. »Wer war das?«
Katinka probierte den Kaffee. Genau die richtige Stärke und Konsistenz. Bei der Auswahl der Mieter hatte sie zumindest in dieser Hinsicht das richtige Händchen bewiesen. »Ich habe keinen Schimmer.«
Fünf Minuten später stieg sie die Stufen zu ihrer Wohnung hoch. Das Schloss war zerkratzt. Sie steckte ihren Schlüssel hinein, drehte ihn behutsam um und stieß die Tür auf.
Die Wohnung schien leer. Katinka trat in die Diele. In einer Ecke türmten sich Jacken und Schuhe. Sie hatte bis heute keine Zeit gefunden, für einen Garderobenschrank zu sorgen. Geradeaus ging es in die Küche, von dort in die anderen Zimmer. Nichts sah verändert aus. Was auch immer die nächtliche Besucherin gesucht hatte, sie hatte sich längst in Luft aufgelöst.
Katinka trat wieder auf den Treppenabsatz und besah sich Hardos Schloss. Das glänzte neu und unversehrt.
Zurück in ihrer Wohnung ging sie ihre persönlichen Sachen durch. In dem Schreibtisch im kleinen Zimmer bewahrte sie Papiere und Geld auf. Das Fach war abgeschlossen, niemand schien es angerührt zu haben. Alle Sachen lagen an Ort und Stelle.
Jemand hat mich gesucht, schoss es Katinka durch den Kopf. Sie nahm das Telefon. Aber wen sollte sie anrufen?
Sie hatte keinen Plan. Schließlich wählte sie die Nummer von Frau Meier in Coburg. Auf dem Fußabtreter der Theissens hatte keine tote Ratte gelegen. Frau Meier schien Katinkas Nachfrage nicht besonders sonderbar zu finden.
18
Eine Stunde später traf Gustl Reimer ein. ›Schließ- und Schlössertechnik zu Ihrer Sicherheit‹ stand auf seinem Multivan, den er mitten im Innenhof abstellte.
»Servus, Katinka!«, rief er in seinem knackigen Bairisch. Ein Oberbayer in Franken, der es bereits gut 20 Jahre hier aushielt.
»Hi.« Sie stand in Stiefeln und Anorak im Innenhof. »Hier muss was passieren.«
»Ärger gehabt?«
Katinka wiegte den Kopf.
»Also richtig viel Ärger gehabt. Ich sehe es dir an der Nasenspitze an.«
»Versuchter Einbruch. Zum Glück sind die Studenten im Erdgeschoss auf Zack.« Katinka deutete zum Tordurchgang, durch den man den Innenhof, von der Concordiastraße aus kommend, betrat. »Ich will eine Videoüberwachung für Tor, Innenhof und Haustür.«
»Das braucht mindestens drei Kameras. Bei den Ecken und Winkeln …«
»Egal, was es kostet.«
»Und die Monitore?«
»Zu mir in die Wohnung, am besten in die Diele. Schaffst du das vor Weihnachten?«
Gustl lachte. »Spinnst du? Bis heute Abend ist alles fertig.«
Katinka grinste. »Damit bist du die absolute Ausnahme unter den Dienstleistern. Zurzeit drehen alle durch.«
»Ist saisonal bedingt. Ich mache mich an die Arbeit.«
Vergebliche Liebesmühe, dachte Katinka. Die Tante kommt wahrscheinlich nie wieder. Mag sein, dass sie in meiner Wohnung war. Und was, wenn ich heute Nacht nicht bei Hardo geschlafen hätte?
Sie stieg zurück in den ersten Stock und setzte sich in ihre Küche. Hier drin war bis dato nichts so, wie es sein sollte. Sie war im Oktober eingezogen, hatte sich nichtsdestotrotz mehr um die Wohnungen der Mieter bemüht als um ihre eigene. Kein Bild an der Wand, kein Rollo. Gerade mal Handtuchhalter hatte sie im Bad an die Wand gedübelt. Es spielte keine Rolle. Sie fühlte sich gerade so wohl. Im Unfertigen. Es gab Gestaltungsmöglichkeiten. Nichts war richtig entschieden. Sie hatte Zeit.
Ihr Handy klingelte. Immer noch in Gedanken versunken, nahm sie den Anruf entgegen. »Palfy?«
»Frau
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