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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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über Bücher insbesondere«, erklärte Walli. »Wenn jemand zum Beispiel eine Kritik im Internet oder in der Zeitung findet, wird die entsprechende Datei reingelegt. Außerdem sammeln wir gemeinsame Fotos von unseren Treffen und Aktivitäten. In letzter Zeit haben wir vor allem Rezepte reingelegt.«
    Simone verdrehte die Augen.
    »Ja, du kannst ruhig gehässig gucken!«, schoss Walli sofort in ihre Richtung. Wütend schaute sie zu Katinka. »Sie verachtet uns. Das habe ich gleich bei dem Treffen gemerkt, als Rita Simone mitbrachte. Der Dame waren wir nicht elitär genug.«
    Simone holte tief Luft, um zu einer Antwort anzusetzen. Katinka schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. »Was meinen Sie damit?«
    »Sie wollte was Besseres. Akademisches. Keine Ahnung, was sie sich erwartet hat. Ihr war das Gulasch nicht recht, der Wein nicht …«
    »Moment, der Wein war sehr gut!« In Simones Gesicht bildeten sich rote Flecken.
    »Also du gibst zu, dass du den Rest scheiße gefunden hast! Was hast du denn erwartet? Ein wissenschaftliches Kolloquium?«
    »Ich habe … ach, ist auch egal.« Simone schüttelte den Kopf. Sie sah ehrlich erschüttert aus. Und traurig.
    »Ist nicht egal. Weil diese Lady«, Walli zeigte auf Simone, »bei Rita total verächtlich über uns hergezogen hat.«
    »Aber …«
    Walli stand kurz vor dem Überkochen. »Rita hat ein Dokument in die Dropbox gelegt. Wahrscheinlich aus Versehen. Denn das wird ihr garantiert unangenehm sein, sobald sie merkt, dass wir es alle gelesen haben!« Sie nestelte an ihren Klamotten und zog ein paar Papiere aus dem Hosenbund. »Hier!«
    Katinka war schneller als Simone. Sie griff nach den Blättern.
     
    Margot: Kriegt nichts gebacken, gibt aber den anderen die Schuld daran. »Hätte ich was Anständiges gelernt …« ist ihr Lieblingsspruch, um zu erklären, warum sie steht, wo sie steht. Sie schiebt die Verantwortung für ihr eigenes Leben stets den anderen zu. Zum Heulen. Was würde sie davon abhalten, ihr Abitur nachzuholen und ein Abendstudium zu beginnen? Ihre eigene Faulheit. Sie ist bequem, phlegmatisch und hofft auf die Trauben, die ihr in den Schoß fallen mögen, ohne dass sie etwas dafür tut. Erbärmlich. Tendiert zu simplen Frauenbüchern, weiß aber, dass sie die im Literatur- und Fresszirkel gar nicht erst anzuschleppen braucht.
     
    Katinka sah auf.
    »Lesen Sie nur weiter«, ermunterte Walli sie in sarkastischem Tonfall. »Wird noch lustig.«
     
    Walli: Heulendes Elend. Kann nichts durchziehen. Die Schüler tanzten ihr auf der Nase herum. Sie konnte einfach keine Disziplin halten. Wusste nicht, wie man durchgreift. Das bringen sie den zarten Künstlerseelen wohl nicht mehr bei heutzutage. Trotzdem hat sie mehr auf dem Kasten als Horst. Ansonsten hätte sie als Kunsterzieherin doch einen super Job gehabt, ein regelmäßiges Einkommen und alle paar Wochen Schulferien. Davon kann unsereins nur träumen. Walli erinnert mich an Simone. Winseln kann jeder. Man muss halt was ändern. Gewisses Verständnis für Literatur, aber mit wenig Talent für Abstraktion.
     
    Katinka spürte Simones Blick.
    »Öffnen Sie doch mal Ritas Laptop«, schlug sie vor.
    Simone stand auf. »Ich habe beim letzten Mal, als ich an ihrem Rechner saß, so ein kleines Icon gesehen, am unteren Bildschirmrand.«
    »Das ist die Dropbox«, bestätigte Walli. »Ich zeige es Ihnen.«
    Froh, dass die beiden eine Weile beschäftigt waren, las Katinka weiter.
     
    Susanne: Könnte mehr. Nimmt den Zirkel ernst. Liest die Bücher. Macht Vorschläge. Hat Empathie. Versteht es, unter die Oberfläche vorzudringen. Leider ihrem Typen verfallen, der es nicht wert ist, dass Susanne sich mit ihm abgibt. Empathie macht sie aber auch zu einer nervigen Tussi: Wo Susanne einmal andockt, muss man Gewalt anwenden, um sie wieder loszuwerden.
     
    Irmi: Ein sanftes Seelchen. Leider völlig unbrauchbar, wenn es um harte Fakten geht. Anfällig für esoterischen Schwachsinn.
     
    Horst: Schluffi. Idiot.
     
    Artur: Kanaille.
     
    Günther: Gute Ansätze. Sagt, er hat keine Zeit zum Lesen. Er würde gern, aber er hat keine Zeit. Dass ich nicht lache. Er und Irmi halten in letzter Zeit einen gewissen Abstand zu den anderen. Aus gutem Grund.
     
    Ivo: Pappnase. Minderbemittelt. Macht sich lächerlich. Er sollte den Mund nicht aufmachen, wenn es um Literatur geht. Säuft und frisst. Denkt, er hätte was Anziehendes. Wie blöd kann man sein.
     
    Katinka ließ die Blätter sinken.
    »Ihre clevere Klientin«,

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