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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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sein Problem schnell lösen müssen, und dann konnte Artur ihn mal.
    Horst nahm den Hörer und wählte eine Nummer. »Es gibt was Privates«, sagte er. »Ich komme um kurz vor vier runter. Ich brauche 50.000.«
    Es war nichts Besonderes. Er konnte schließlich über sein Geld frei verfügen. Walli wusste zum Glück nicht über alles Bescheid, was er besaß. Horst begann zu schwitzen. Er rückte die Krawatte zurecht, trat aus seinem Büro und bat die Sekretärin um eine Tasse Kaffee. Dann ging er zum Waschraum, ließ eiskaltes Wasser über seine Hände laufen. So nervös war er lang nicht gewesen. Obwohl er sich lausig fühlte, sah sein Spiegelbild ihn ruhig und mit einem Körnchen Arroganz an. Er hatte schon ganz andere Dinge gemeistert.
    Als er in sein Büro zurückkehrte, stand die Kaffeetasse dampfend auf seinem Schreibtisch. Horst öffnete eine Datei auf seinem Rechner. Er hatte noch knapp zehn Minuten, um sich auf das Gespräch mit dem Kunden vorzubereiten.
     
     
     
    20
     
    Katinka fuhr nach Forchheim. Die Strecke von guten 20 Kilometern zog sich in einem einzigen Stau hin. Ärgerlich drehte sie am Radio. Es schneite, was das Zeug hielt.
    Sie zerbrach sich den Kopf, ob Simones Vorschlag, mit Hilfe von Ritas Psychogrammen für eine Eskalation im Klub der Bücherwürmer zu sorgen, so klug war. Vielleicht brachen Emotionen durch, die nicht mehr unter Kontrolle zu halten waren. Andererseits war es erstaunlich, dass bisher niemand außer Walli den verhängnisvollen Text entdeckt hatte.
    Katinka schob eine uralte CD von Los del Rio ein. Bandolero war vor Jahren ein Riesendiscohit gewesen, und damals hatte ihre Freundin Britta die CD aus Spanien mitgebracht. Wie lange ist das her, grübelte Katinka. Mehr als zehn Jahre mussten es sein. Die Musik fetzte immer noch und beschwor das Bild eines heißen Mittelmeerstrandes herauf, mit Basthütten, Liegestühlen und bunten Drinks in beschlagenen Gläsern.
    Als sie endlich in Forchheim vor der Kaiserpfalz hielt, war sie ausgelaugt und sehnte sich nach einer Tasse Milchkaffee. Es war vier Uhr und fast wieder dunkel. Keine Jahreszeit für Weicheier. Katinka rutschte auf dem frisch gefallenen und ordentlich mit Streusalz vermischten Schnee umher. Winter war wahrlich nicht ihre bevorzugte Saison.
    Sie betrat die Tourist-Info.
    »Ach, Sie sind’s wieder«, bemerkte Margot Scheinfelder spitz. Dunkle Ringe umschatteten ihre Augen, die Lider waren geschwollen, an der Unterlippe nagte ein Herpes. »Womit kann ich diesmal dienen?«
    »Hatten Sie eine Ratte vor der Wohnungstür?«
    Margot Scheinfelder sah sich entsetzt um. »Nicht hier«, stieß sie flüsternd hervor. »Um Himmels willen, nicht hier.«
    Sie rief einer Kollegin zu: »Birgit, ich mache Pause!«, erhob sich und griff nach ihrer Handtasche. »Gehen wir einen Kaffee trinken.« Sie schlüpfte in eine Jack Wolfskin-Jacke. In eine rote.
    Katinka folgte der Frau quer über den Platz. Das Rathaus fungierte zurzeit als Deutschlands eindrucksvollster Adventskalender. Selbst Katinka als erklärte Weihnachtshasserin konnte sich dem Charme der vielen alten Fachwerkbauten im Zentrum der kleinen Stadt, die mit Lichterketten und allerhand anderer Illuminationstechnik geschmückt waren, nicht entziehen.
    Die beiden Frauen schlängelten sich durch Weihnachtsbuden und eine Ansammlung von fröstelnden Menschen, die sich einredeten, es mache Spaß, mit einem Glas Punsch in Schnee-Streusalz-Pampe herumzustehen. Überall roch es nach Glühwein und Wurst, nach Süßem und nach Essiggurken.
    »Einen schönen Arbeitsplatz haben Sie.« Katinka wies auf das Fachwerkensemble.
    »Möglich.«
    Sie betraten ein Café gegenüber und gerieten so ein wenig aus dem Epizentrum des bunten Weihnachtstreibens.
    »Ausgerechnet Rita!« Margot rieb sich das Gesicht.
    »Erzählen Sie mir Ihre Version der Geschichte!« Margot Scheinfelder konnte nie und nimmer die Frau sein, die versucht hatte, bei ihr einzubrechen. Sie war füllig – nicht dick, aber einfach der Typ Frau, der trotz Sport ab einem gewissen Alter runde Formen annahm. Zwar ahnte Katinka, dass Margot längst mit ihren Freunden aus dem Literaturzirkel telefoniert hatte, aber es mochte interessant sein, zu überprüfen, ob sich die Aussagen glichen – zu sehr glichen. Irgendwann musste der Stress die Leute aus der Reserve treiben.
    »Ausgerechnet Rita«, wiederholte Margot, während sie einen Pharisäer bestellte. »Möchten Sie auch was mit Alkohol? Bei der Kälte?«
    »Ich fahre.« Katinka nahm

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