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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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Palfy, Sie müssen mir helfen. Walli ist hier. Macht eine Szene!«, kreischte Simone ins Telefon.
    »Walli?«, fragte Katinka begriffstutzig.
    »Kommen Sie vorbei? Augustenstraße.« Sie nannte die Nummer. »Im zweiten Stock.«
    »Okay.« Alarmiert schnappte Katinka ihren Rucksack. Im Hof warf sie Gustl ihren Zweitschlüssel zu. »Ich muss los. Gib den Schlüssel bei den Studenten ab, wenn du gehst.«
    Gustl reckte den Daumen nach oben.
    Katinka sprang auf ihr Rad. Es hatte über Nacht nur wenig geschneit. Sie vertraute auf ihre innere Balance, als sie über das rutschige Kopfsteinpflaster eierte, die Molitorgasse hinuntersteuerte und dabei die Füße zum Ausgleichen rechts und links neben die Pedale hielt. Am Ufer der Regnitz hatten sich dicke Eisränder gebildet, auf denen die Lachmöwen saßen und neugierig in den kalten Tag blickten. Katinka schlitterte über die Brücken beim Hotel Nepomuk. Die ersten Touristen streckten die Nasen zur Tür hinaus und blinzelten in den eiskalten Morgen.
    Simone wohnte bei Rita, und die war in Katinkas alter Gegend heimisch. In der Augustenstraße in einer von den Altbauwohnungen, die zu finden einen echten Glücksfall bedeutete.
    Katinka schob die Haustür auf und sprintete die Treppen hoch. Ritas Wohnungstür stand offen. Drinnen herrschte ein heilloses Chaos. Walli, die abgebrochene Künstlerin, ging richtig zur Sache. Sie warf mit Sachen und schrie herum. Die reinste Gewitterziege, dachte Katinka.
    »He, he, langsam!« Sie nahm Walli in den Polizeigriff.
    »Sind Sie nicht dicht?«, plärrte Walli. Ihr langes Haar hing wild um ihren Kopf. Allerdings brach ihre Gegenwehr flott zusammen.
    »Kommen Sie mit einem Waffenstillstand klar, oder soll ich die Kabelbinder auspacken?«, fragte Katinka.
    »Komme klar!«, presste Walli hervor.
    »Schön. Dann erklären Sie mir, was das alles bedeuten soll.« Katinka ließ die Frau los, blieb aber in Habachtstellung.
    »Sie ist hier eingedrungen und hat mich bedroht«, stöhnte Simone. Sie trug dunkle Jeans, einen ausgeleierten Pulli und war ungeschminkt. Erleichtert ließ sie sich auf das Sofa fallen. »Himmel, bin ich froh, dass Sie da sind.«
    »Frau Reichert, was ist der Anlass Ihres Besuchs?«, erkundigte sich Katinka.
    Walli fauchte irgendwas. Sie sah völlig zerzaust aus. Das lange, viel zu dünne Haar hatte längst einen frischen Schnitt nötig. Um ihren mageren Hals trug sie einen dicken Schal, und ihre Füße steckten in klobigen Stiefeln.
    Katinka trat in die Diele hinaus und betrachtete die Jacken an der Garderobe. Ein Wollmantel, den Simone bei ihren bisherigen Zusammentreffen getragen hatte. Ein Parka, gefüttert. Ein kariertes Cape. Keine Outdoor-Jacke.
    Katinka ging ins Wohnzimmer zurück.
    »Was führt Sie hierher?«, fragte sie Walli. Die saß inzwischen in einem Sessel, das Kinn in die Hände gestützt.
    »Diese dumme Nuss!« Sie funkelte Simone wütend an. »Ruft uns an und macht Terror. Ich bin sicher, sie hat die Ratte bei uns vor die Tür gelegt. Und die bei Susanne und Artur auch.«
    »Das hat ja schnell die Runde gemacht«, warf Katinka ein, während Simone sich empört aufplusterte:
    »Ich habe nirgendwo eine Ratte abgelegt. Und ich kenne niemanden, der so krank wäre, solche Sachen zu machen.«
    »Was nicht gerade von Kreativität zeugt«, brummte Walli.
    »Wie kommen Sie denn darauf, dass Simone den Kadaver vorbeigebracht hat?«, fragte Katinka.
    »Okay. Da muss ich ein bisschen weiter ausholen. Ich habe heute Morgen unseren Computer angeschaltet. Habe ich schon lange nicht mehr gemacht. Ich bin nicht viel im Internet und seit ich in der Schule aufgehört habe, brauche ich auch keine Textverarbeitung mehr! Und Horst hat nach der Arbeit genug vom PC. Deswegen war der Computer also eine ganze Weile nicht eingeschaltet. Und offline.«
    Katinka wartete geduldig. Aus den Augenwinkeln sah sie den verächtlichen Ausdruck auf Simones Gesicht.
    »Wir haben eine gemeinsame Dropbox«, fuhr Walli fort. »Wir, der Literatur- und Fresszirkel.«
    »Eine was?«, fragte Katinka.
    »Eine nützliche Software. Man legt als Gruppe einen gemeinsamen Ordner an, zu dem die entsprechenden Leute via Internet Zugang haben. Dann hat jeder den Ordner auf seiner Festplatte und kann Dateien reinlegen, die für alle interessant sind. Die Dateien aktualisieren sich bei allen angemeldeten Nutzern, sobald jemand was Neues hinzufügt.«
    »Verstanden. Der Zirkel hat also so einen gemeinsamen Ordner«, rekapitulierte Katinka. »Für Texte?«
    »Texte

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