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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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dahinter. So was sorgt für Stunk. Unter Männern, meine ich.« Dante wollte seine These noch nicht aufgeben.
    »Das ist Stoff für den Boulevard. Dafür gibt es keine Anhaltspunkte! Und wieso sollten die Schweigaus und vor allem Walli ihn ausgerechnet wegen einer Affäre decken?«
    »Der ganze Klub könnte es wissen, ohne darüber zu reden. Oder Horst hat ihnen einen anderen Grund genannt, warum er ein falsches Alibi von ihnen brauchte.« Dante seufzte. »Na gut, ich sehe ein, das passt alles nicht zusammen.«
    »Wir sollten uns also für den unausgesprochenen Subtext interessieren«, murmelte Katinka abwesend. »Aber das ist wie eine Gleichung, die nur aus Unbekannten besteht.«
    »Ist Ihnen mal aufgefallen, dass Ritas Charakterstudien im Online-Ordner seltsam sortiert sind? Sie beurteilt erst die Frauen, dann die Männer. Bei drei Männern macht sie sich nicht mal die Mühe, einen Satz hinzuschreiben. Stichwörter sind das, mehr nicht.«
    Katinka stellte ihren Becher auf einem schneebedeckten Fahrradsattel ab.
    »Wir brauchen mehr Fakten. Subtext hin oder her, die Ratte in meinem Hof wurde von einem Mann abgelegt. Soviel steht fest.«
    »Wer hat die Kreditkarte von Ivo Leistner verwendet? Er selbst ja nicht. Wie kommt man an eine Kreditkarte?«
    »Man klaut sie«, schlug Katinka vor.
    »Dazu braucht man eine Gelegenheit.« Dante schnappte sich die leeren Becher und ging, um sie abzugeben. »Sollen wir jetzt was essen gehen?«, fragte er, als er zurückkam. Es schneite wieder heftiger. Die Flocken stoben um die Straßenbeleuchtung. Die Leute an den Glühweinständen lachten und lärmten. Fußgänger hasteten mit vollen Einkaufstaschen vorbei. Radfahrer rollten im Schneckentempo durch den Schnee.
    Katinka hob den Kopf. »Klar!«, sagte sie.
     
    Artur Schweigau tauchte auch am späten Abend nicht bei seiner Frau auf. Die Bayreuther Polizei wurde eingeschaltet. Es gab eine Telefonkonferenz zwischen den verschiedenen polizeilichen Abteilungen in Hof und Bayreuth, die mittlerweile involviert waren. Freundlicherweise informierte Kommissarin Kallweit Katinka im Anschluss daran über die Sachlage. Es schien nicht wirklich etwas Neues zu geben. Wie auch, dachte Katinka. Da fehlt nicht nur ein Scharnier, da fehlen viele.
    Sie trug nun das Holster mit ihrer Waffe unter der Winterjacke. Außerdem suchte sie die Adresse eines Schlossers heraus, den sie gleich am nächsten Morgen anrufen und wegen eines neuen Tores beauftragen wollte. Sie wartete auf Hardo, der spät kam, sah auf ihren Bildschirmen seine massige Silhouette aus verschiedenen Blickwinkeln auf das Haus zugehen. Er wirkte genauso plump und tonnenartig wie der Kerl, der die Ratte gebracht hatte. Soviel zum Thema Video-Security. Sie fühlte sich mies. Sie war nicht der Typ für diese Art des Voyeurismus. In ihrem Zuhause wollte sie niemanden beobachten. Übel genug, wenn es beruflich nicht zu vermeiden war. Dabei fiel ihr ein, dass der Elektriker nicht gekommen war. Sie rief die Firma an und hinterließ ein paar böse formulierte Sätze auf dem Anrufbeantworter.

Donnerstag, 20.12.
     
    35
     
    Der Tag begann sonnig, doch um elf schluckten dicke, graue Wolken den letzten Fetzen blauen Himmel. Es fing wieder an zu schneien. Katinka saß in der Hasengasse, checkte E-Mails und hätte heulen können vor Müdigkeit. Winterdepression – der Fluch der Nordeuropäer. Auf dem Weg ins Büro war sie über Eisplatten und durch Matschpfützen geschlittert. Der Winterdienst kam längst nicht mehr nach mit dem Räumen. Die Anwohner waren mit Streuen und Schneeschippen überfordert. Jeder Schritt barg Gefahren. Radio Bamberg vermeldete, die Notaufnahme im Klinikum sei wegen zahlloser Knochenbrüche überfüllt.
    Katinka rief bei den Schweigaus zu Hause an. Niemand hob ab. Sie konzentrierte sich auf ihre Post, druckte ein paar interessante Anfragen aus und legte sie auf einen Stapel. Untreue. Betrügereien. Kleinkram.
    Wieder wählte Katinka die Nummer der Schweigaus. Nichts.
    Einer Eingebung folgend suchte sie die Nummer des Designbüros, in dem Artur Schweigau arbeitete. Ein Jobst Junkers meldete sich.
    »Grüß Gott, Firma Jürgen Schwarz hier«, schwindelte Katinka. »Ich müsste unbedingt Herrn Schweigau sprechen.«
    »Eine Sekunde«, antwortete Junkers freundlich. Es klickte in der Leitung, und Artur meldete sich. »Schweigau?«
    »Sie leben!«
    Er war völlig überrumpelt. Katinka konnte hören, wie er ins Telefon atmete.
    »Was wollen Sie?«
    »Ihre Frau war vollkommen

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