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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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sind?«
    »Wir sind dran. War das alles?«
    »Der Lese- und Fresszirkel dezimiert sich. Artur Schweigau hat heute Morgen das Haus verlassen, ist jedoch nicht im Büro angekommen«, referierte Katinka. Sie konnte hören, wie die Kallweit irgendwelche Papiere sortierte.
    »Er hat eine Affäre«, schlug die Kommissarin vor.
    »Ich frage mich, ob das realistisch ist. Immerhin habe ich das bei Horst Broicher zuerst auch für die nächstliegende Lösung gehalten.«
    »Fehlt Ihnen die nötige Menschenkenntnis?«, kam es spöttisch zurück. »Broicher und Schweigau! Unterschiedlicher geht’s nicht. Ein Blick genügt in der Regel, und man hat die wichtigsten Informationen beisammen.«
    Diese Einstellung zeugte von Pragmatismus. Keine komplizierten psychologischen Studien – der Mensch gab im Augenblick des ersten Zusammentreffens seine intimen Prägungen preis.
    »Er ist ein Womanizer«, sagte Katinka.
    »Jede Wette, dass er mit Walli Reichert ein Verhältnis hat.«
    »Mit Walli?«
    »Warum denn nicht?«
    Katinka schwirrte der Kopf. »Na, mag sein. Danke. Ich …«
    »Nun seien Sie nicht so festgelegt«, lachte die Kallweit. »So ist das Leben. Paare sind miteinander befreundet und tauschen ab und zu die Partner. Haben wir alle schon gemacht.«
    Ich nicht, dachte Katinka. Um Himmels willen, ich werde allmählich genauso konservativ wie Hardo. Schnell sagte sie: »Sie nehmen Arturs Verschwinden aber sehr gelassen! Immerhin gehört er zum selben Personenkreis wie Ivo!«
    »Keineswegs. Ich stecke bis über beide Ohren in der Arbeit an dem Fall! Danke, dass Sie mir Bescheid gegeben haben.«
    »Ja, tschüss.« Verdattert lauschte Katinka dem Klicken in der Leitung, als die Kommissarin auflegte.
    Dante meldete sich auf dem Handy.
    »Bei allen seidenweichen Marshmallows, wo stecken Sie? Ich friere mir hier vor Ihrem Kabuff den Arsch ab.«
    Das durfte nicht wahr sein. Dante hatte die ganze Zeit in der Innenstadt gelauert. Was mit ihm los war, wollte Katinka allzu gern herausfinden. Petronella Kallweits Idee von der Analyse auf den ersten Blick schien ihr plötzlich äußerst attraktiv. Dante: ein genialer Kopf und talentierter Wortkünstler, der nirgendwo eine seinen Fähigkeiten angemessene Anstellung fand.
    »Bin im Anmarsch. Habe noch ein wenig ermittelt. Bis gleich.«
    Katinka ging in die Diele und musterte die Monitore, die Gustl installiert hatte. Die Bildschirme versprühten den Charme einer öffentlichen Parkgarage. Im Augenblick war dort gar nichts zu sehen. Schneehaufen in einem dunklen, kopfsteingepflasterten Innenhof. Die Stelle, wo die Ratte gelegen hatte, war allein deshalb auszumachen, weil die Studenten den Schnee außenrum zertrampelt hatten. Der Kadaver selber war vermutlich unter Marks, Lons und Giulios Ägide in die Mülltonne gewandert.
     
     
     
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    »Handeln oder quatschen: Was ist besser?«, fragte Dante.
    »Handeln. Aber zu reden befördert zuweilen eine bessere Übersicht über die Sachlage! Danke übrigens für die Ratte.«
    »Die Ratte?«
    »Die Sie mir in den Hof gelegt haben.«
    »Ich habe Ihnen eine Ratte …?« Dante starrte Katinka mit offenem Mund an. Sie saßen einander an Katinkas Schreibtisch in ihrem Büro in der Hasengasse gegenüber. »Sie machen Witze.«
    »Nein. Da lag eine Ratte. Meine Mieter hatten richtig Schiss.«
    »Ich habe keine Ratte dort abgelegt.« Dante hob die Finger zum Schwur. »Großes Indianerehrenwort.«
    »Sie haben doch gesagt … Fuck!« Es war ein Missverständnis! Dantes Frage, ob er den Eignungstest bestanden hatte, war gar nicht auf die Ratte bezogen gewesen! Sondern auf die Information, wie er an eine Ratte kommen würde .
    Katinka schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Ich Rindvieh!«
    »Ganz so schlimm ist es nicht«, witzelte Dante.
    »Wozu habe ich die ganze Hightech? Ich bin so dermaßen sicher gewesen, dass Sie mir demonstrieren wollten, wie flott jedermann an eine tote Ratte kommen kann …«
    Dante schaute verwirrt drein, ohne einen Ton zu sagen.
    »Egal. Kommen Sie!«, kommandierte Katinka.
    Eine Viertelstunde später spulte Katinka die Aufnahmen der Hofkameras zurück. Es dauerte nicht lange, bis sie den passenden Ausschnitt gefunden hatte.
    »Donnerlittchen«, bemerkte Dante. »Ein Kerl!«
    Auf dem Bildschirm sah man einen Mann mit einer dicken Pelzkappe und einem Anorak, der sich mit einer Plastiktüte in den Innenhof begab, den Inhalt der Tüte auskippte und ohne sich umzusehen wieder durch das Tor auf die Straße trat.
    »Hier. Um

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